Hoffnungen der Ökobauern enttäuscht
BBV: EU-Kommissionsvorschlag zur Vereinfachung des EU-Ökorechts verpasst Chance, Öko-Tierhaltung zu fördern
Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands, sagt: „Rechtsunsicherheit und weitere Rückumstellungen wären fatal. Wir haben kein Verständnis dafür, wenn jetzt im Eilverfahren Umstellungszeiträume für Wachteln geregelt werden sollen, aber zur Entschärfung der Weideverpflichtung nichts Greifbares enthalten ist!" Die Hoffnungen und Erwartungen der Biobauern, die auch durch die Versprechen von EU-Kommissar Christophe Hansen Ende Juli beim Pichelsteinerfest im Landkreis Regen aufgekommen waren, weichen nun großer Ernüchterung.
Zwar hat die Kommission deutsche Anliegen teilweise aufgegriffen und will über die Verordnungsänderung beispielsweise die Auslaufpflicht für Geflügelküken streichen. Jedoch werden die geplanten Änderungen den Öko-Tierhaltern nicht den dringend benötigten Rückenwind geben, das EU-Ökorecht wird weiterhin die Entwicklung des Ökolandbaus hemmen. Über dreihundert Tierhaltungsbetriebe haben im laufenden Jahr allein in Bayern aufgrund der Weidepflicht ihren Betrieb auf konventionelle Bewirtschaftung rückumgestellt, schätzungsweise mindestens nocheinmal so viele Betriebe werden in den nächsten beiden Jahren folgen, wenn die EU-Kommission nicht gegensteuert. "Wir hoffen nun, dass die EU-Kommission gleich zu Beginn des neuen Jahres die im Fahrplan angedeuteten Probleme unverzüglich zur Lösung bringt. Hier bringen wir uns weiterhin mit praxistauglichen Vorschlägen ein", so Felßner.
Hintergrund: Hohe Erwartungen der bayerischen Bio-Bauern an Flexibilisierung der Öko-Weidepflicht
Mit hohen Erwartungen hatte die Öko-Branche auf das „Bio-Paket“, einen Vorschlag für Vereinfachungen des EU-Ökorechts, das EU-Kommissar Christophe Hansen am 16.12.25 vorgestellt hat. Vor mehr als vier Monaten hatte Hansen auf dem Pichelsteinerfest im Landkreis Regen in einem vollbesetzten Festsaal keinen Zweifel daran gelassen, dass er die landwirtschaftliche Tierhaltung unterstützen will. Unter großem Applaus hatte Hansen angekündigt, die EU-Ökoverordnung aufzumachen, um unter anderem für die Öko-Weidepflicht eine bessere Lösung zu finden. „Den Bio-Bauern klingen seine Worte von Ende Juli noch in den Ohren“, erinnert Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV). „Wir erwarten nun nicht weniger als einen Befreiungsschlag für die Öko-Betriebe durch eine Flexibilisierung der Weidepflicht!“ so der BBV-Präsident in einer Pressemitteilung. Zur ausführlichen Meldung
Weidepflicht: über 300 Betriebe in Bayern aus Ökolandwirtschaft ausgestiegen
Die verschärfte Auslegung der EU-Kommission für die Weidehaltung von Bio-Pflanzenfressern hat hunderte von bayerischen Bio-Betrieben in große Schwierigkeiten gebracht, weil diese aufgrund ihrer Lage innerhalb des Ortes oder an vielbefahrenen Verkehrswegen nicht all ihren Tiergruppen Weidehaltung ermöglichen können. Die rigide Auslegung hat bereits 2025 dazu geführt, dass im Freistaat über 300 Betriebe deswegen aus dem Ökolandbau ausgestiegen sind. Der BBV befürchtet, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren mehrere hunderte weitere Betriebe folgen werden.