Europawanderung 2022 Südtiroler Bauernbund
© Südtiroler Bauernbund

Versorgungssicherheit ein zentrales Thema

Heidl bei Europawanderung des Südtiroler Bauerbundes

17.08.2022 | Die Versorgungssicherheit, die Großen Beutegreifer und die neue EU-Agrarpolitik – Themen gab es genug bei der traditionellen Europawanderung des Südtiroler Bauernbunds in Pflersch. Gekommen waren wieder Spitzenvertreter der Landwirtschaft aus Deutschland, Österreich und Südtirol.

An der Europawanderung nahmen u. a. auch der ehemalige EU-Agrarkommissar Franz Fischler, der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, der Österreichische Agrarminister Norbert Totschnig, der Tiroler Bauernbund-Obmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler teil.

Bei dem traditionellen Treffen warnte BBV-Präsident Walter Heidl vor den Folgen von Dumpingpreisen für das Tierwohl. Heidl forderte den Lebensmitteleinzelhandel auf, die höheren Kosten der Erzeuger bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen. Es dürfe nicht sein, dass von den Bäuerinnen und Bauern immer höhere Standards verlangt werden, ohne aber höhere Preise zu zahlen. Gleiches gelte auch für das Thema Regionalität. Leider zeige sich aktuell, dass die Konsumentinnen und Konsumenten gerade bei Lebensmitteln sparen würden.

Beim Thema Wolf sprach sich der Obmann des Südtiroler Bauernbunds Leo Tiefenthaler dafür aus, „gemeinsam noch mehr Druck auszuüben, besonders auch auf nationaler und europäischer Ebene, um den extrem hohen Wolfsschutz zu lockern“. Mit dem Riss eines Rindes am Wochenende im Pustertal sei eine neue gefährliche Stufe erreicht worden, zeigte sich Tiefenthaler besorgt. In Tirol ist man schon einen Schritt weiter, erklärte der Tiroler Bauernbund-Obmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler. „Wir haben nun Bescheide zur Entnahme von Wölfen aufgrund ihrer Gefährlichkeit erlassen.“

Für Diskussionsstoff sorgte auch die geplante pauschale Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes durch die EU. „Wenn wir weiterhin einen gedeckten Tisch wollen, müssen wir dieses Vorhaben nochmals überdenken“, so der SBB-Obmann Leo Tiefenthaler, „Sonst kann die Versorgungssicherheit nicht mehr garantiert werden. Und genau über diese Versorgungssicherheit müssen wir wieder mehr reden.“ Eine weitere Folge könnte sein, dass die Lebensmittelproduktion in Länder außerhalb der EU abwandert. „Diese Lebensmittel müssten wir dann importieren und so längere Transportwege in Kauf nehmen. Das können wir doch nicht wollen.“
Die pauschale Halbierung der Pflanzenschutzmittel könne Deutschland nicht umsetzen, betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied. Auch wenn der Umwelt- und Klimaschutz keinesfalls in Frage zu stellen sei, gehe der eine oder andere Vorschlag eindeutig zu weit. „Wenn alle Vorschläge, die derzeit auf dem Tisch liegen, umgesetzt würden, würde in Deutschland jeder dritte Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche wegfallen.“ Das führe zwangsläufig zu einer Ernährungskrise.

Der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann erklärte, dass in Brüssel als Folge des Kriegs in der Ukraine die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln stärker in den Mittelpunkt rückt. Viele Maßnahmen zu Klimaschutz und Biodiversität seien wichtig und für die Südtiroler Landwirtschaft eine Chance, dennoch müsse bei allem auch die Versorgungssicherheit im Auge behalten werden. „Viele Diskussionen, wie die über die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln oder über die Biodiversitätsrichtlinie, sind stark ideologisch, gehen oft an der Realität vorbei und stellen die Versorgungssicherheit in Frage.“ Dabei sei sie ein strategisches Element der EU. Aber natürlich müsse auch die Landwirtschaft dazu beitragen, Klima und Biodiversität zu schützen. Die Energiekrise sah Dorfmann als Chance für alternative Energiequellen, auch aus der Landwirtschaft.