Stolbur bekämpfen: Fruchtfolge anpassen
Schilf-Glasflügelzikade bereitet den Kartoffelanbauern große Sorgen
Nahezu wöchentlich erfolgen derzeit die Warndienstaufrufe zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade in den betroffenen Landkreisen. Konrad Zollner, Vorsitzender der Bayerischen Landesvereinigung Kartoffel weist darauf hin, dass die Bekämpfung über die per Notfallzulassung genehmigten Insektizide kein einfaches Unterfangen sei und mit zusätzlichen Risikominderungsauflagen verbunden wären. Hierzu gehören unter anderem Mindestabstände und die Ausbringung mit verlustmindernder Technik. „Es war uns von vornherein klar, dass diese Maßnahmen nur ein Baustein in einer komplexen Bekämpfungsstrategie sein werden, darum ist es jetzt umso wichtiger, den nächsten Baustein, die Fruchtfolge anzupassen“, sagte Zollner.
Bisherige Ergebnisse und auch Berichte aus den Regionen bestätigen, dass nach dem Anbau von Kartoffeln und Zuckerrüben eine Schwarzbrache gute Bekämpfungserfolge erzielen. Derzeit würde beobachtet, dass bei Wintergetreide nach dem Kartoffel- oder Rübenanbau massiv Zikaden ausschwärmen. Auch wenn es nicht einfach sei, müssten jetzt die bewährten Fruchtfolgen überdacht werden. Über eine späte Sommerung nach Kartoffeln/Rüben verhungern die Nymphen und entwickeln sich nicht zur fertigen Zikade. „Das ist eine hohe Anforderung an den Ackerbau, aber auch an eine mögliche Vermarktung dieser Kulturen. Es muss aber klar sein, dass der Kartoffelbauer das Geld mit der Kartoffel verdient“, sagte Zollner.
Einschränkungen durch EU-Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ 5 und 6 und Düngeverordnung) werden derzeit mit den Behörden geprüft. Erste Lösungsansätze zeichnen sich ab.
Verbesserte Tests für Pflanzgut entwickeln
Eine zentrale Bedeutung stellt auch die Versorgung mit Pflanzgut dar. Es muss auch weiterhin bayerisches Pflanzgut zur Verfügung stehen. Zum einen droht sonst eine Abhängigkeit von anderen Gebieten, es geht Wertschöpfung in Bayern verloren und es wird sich die Zikade weiter in bisher noch nicht befallene Gebiete ausbreiten. Um die bayerische Pflanzgutversorgung sicherzustellen, müssen die Tests und die Aussagekraft auf die Qualität in Bezug auf Stolbur in den Knollen verbessert werden.
Ergebnisse analysieren und weiter forschen
„Aus den Ergebnissen der aktuellen Maßnahmen müssten die richtigen Schlüsse gezogen werden, um die Bekämpfungsstrategie weiterzuentwickeln. So sind zum Beispiel die aktuellen Notfallzulassungen unerlässlich, aber werden keine Dauerlösung sein. Hier braucht es andere Pflanzenschutzmittelstrategien und auch weitere Maßnahmen außerhalb vom Pflanzenschutz“, sagte Zollner.