Bakteriosen Stolbur und SBR: Herausforderung für den Ackerbau
Schilfglasflügelzikade: Alle Infos zu Betroffenheit und Bekämpfungsansätzen
Das Wichtigste in Kürze:
- Fachliches: Schnelle Ausbreitung von Stolbur und SBR in den Kulturen Zuckerrübe, Kartoffel und Gemüse. Ohne erfolgreiche Bekämpfung droht der Anbau einzubrechen. Die regionale Versorgung steht auf dem Spiel.
- Lösungswege: Die Bekämpfung ist komplex. Pflanzenschutzmittel und Fruchtfolgen mit Schwarzbrache sind kurzfristige Ansätze. Langfristig braucht es Forschung zur Entwicklung neuer Sorten oder Anbausysteme.
- BBV-Engagement: Der BBV setzt sich auf Landes- und Bundesebene für Lösungen ein und fungiert Plattform für Austausch und Informationen, zum Beispiel über Veranstaltungen.
Stolbur / SBR in Bayern: Erreger, Verbreitung und Betroffenheit
Die von der Schilf-Glasflügelzikade übertragenen Bakteriosen Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus (SBR) und Candidatus Phytoplasma solani (Stolbur) befallen die Leiterbahnen von Rüben- und Kartoffelpflanzen und behindern den Abtransport der Fotosyntheseleistung in die Speicherorgane. Da sowohl die Zikaden wie auch deren Larven, die Nymphen, sehr mobil sind, ist eine Bekämpfung schwierig. Ertragseinbußen, Qualitätsverluste und die bekannten Gummirüben oder -knollen sind die Folgen. Nachdem Zuckerrübenanbauer in Franken schon seit drei Jahren mit SBR kämpfen, wurde das Schadbild 2024 nun in ganz Bayern beobachtet - auch viele Kartoffelflächen sind befallen.
Bekämpfungsansätze
Da sowohl die Zikaden wie auch deren Larven, die Nymphen, sehr mobil sind, ist eine Bekämpfung schwierig. Erforderlich ist eine umfassende Strategie, bestehend aus ackerbaulichen Maßnahmen wie der Schwarzbrache, Bekämpfung der Zikade mittels Insektiziden und langfristiger Forschung und Investitionen in neue Sorten und Anbautechniken:
Wie sich der BBV in der Problematik Stolbur/SBR engagiert
Der Pflanzenbaupräsident des Bayerischen Bauernverbands, Hermann Greif, hat sich angesichts der Bedrohung durch SBR und Stolbur Anfang März mit einem Brief an die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gewandt. Bevor der Zikadenflug dieses Jahr beginnt, braucht es die Weichenstellung dafür, dass geeignete Insektizidmaßnahmen angewendet werden können. Zudem sind frühzeitig alle förder- und fachrechtlichen Klärungen zu erledigen, so dass zum Beispiel über regionale Ausnahmen die Schwarzbrache über den Winter einfach umgesetzt werden kann.
Die Schilf-Glasflügelzikade stellt eine Bedrohung für die regionale Land- und Ernährungswirtschaft in Bayern dar und kann für betroffene Landwirtschaftsbetriebe letztlich auch die Existenz gefährden. Dementsprechend ist der Bayerische Bauernverband seit vielen Monaten auf bayerischer Ebene und auf Bundesebene im Einsatz, um alle relevanten Bekämpfungsmöglichkeiten verfügbar zu machen.
Darüber hinaus fungiert der BBV als Austauschplattform zwischen Landwirten, Abnehmern und der offiziellen Seite, unter anderem mit Informationsveranstaltungen:
Veranstaltungen zum Thema
Umfangreiche Informationen zur diesjährigen Kartoffelernte, zu Qualitäten, Anbauherausforderungen und Zukunftsthemen des Kartoffelanbaus erhielt die Presse bei einer gemeinsamen Kartoffel-Ernte-Presseveranstaltung auf einem Betrieb der niederbayerischen Erzeugergemeinschaft Plattling in Haidlfing. Auf der Veranstaltung des Bayerischen Bauernverbands und der Bayerischen Kartoffel, der Vermarktungsinitiative der bayerischen Kartoffelanbauer, war auch ein Expertenteam der LfL sowie Fachleute aus dem Bereich Saatgut und weitere Experten vor Ort, um zu Stolbur und zur Zikade zu informieren. Mehr zur Veranstaltung hier.
Eine vom BBV organisierte Expertenrunde Stolbur/SBR am 06.03.2025 unter der Leitung von Pflanzenbau-Präsident Hermann Greif wurde mit großem Interesse wahrgenommen. Rund 130 Teilnehmern verfolgten die Veranstaltung und beteiligten sich an der regen Diskussion über mögliche Lösungsansätze und Probleme um Stolbur und SBR.
Nach einer Begrüßung durch Hermann Greif, BBV-Bezirkspräsident Oberfranken und Vorsitzender des Landesfachausschusses für pflanzliche Erzeugung und Vermarktung gab Konrad Zollner, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln in Bayern, fachlichen Input zur Betroffenheit bei der Kartoffel. Zu Betroffenheit und Lösungsansätzen bei der Rübe informierte Dr. Julia Wießner vom Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer. Johann Graf, BBV-Referent für Kartoffeln, teilte Fachinfos zu Stolbur und SBR. Auch Ministerialrat Konrad Koch vom StMELF begleitete die Veranstaltung. Parallel zu wurden zahlreiche Fragen der Teilnehmer erörtert. Auch erläuterte Hermann Greif seine strategische Ausrichtung und den dazu verschickten Brief an Ministerin Kaniber. Dieser umfasst die Bitte um:
- Unterstützung bei den beantragten Notfallzulassungen für die Bekämpfung der Schilfglasflügelzikade,
- Aufbau eines Monitoringsystems und
- Schaffung von Ausnahmen bei GLÖZ-Regeln und Düngeverordnung zur Umsetzung von Schwarzbrache.
Greif betonte die gute Zusammenarbeit der Verbände mit dem Ministerium und der LfL. Die gesamte Wertschöpfungskette von Zucker, Kartoffel und Feldgemüse steht auf dem Spiel, wenn nicht im Schulterschluss schnell geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung gefunden werden.