Berg von Zuckerrüben
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Schilfglasflügelzikade: Bekämpfung kann starten

Bakteriosen Stolbur und SBR: Alle Infos zu Betroffenheit und Bekämpfungsansätzen

Die Bekämpfung der Schilfglasflügelzikade als Überträgerin von Stolbur / SBR kann mit den ersten behördlichen Warndienst-Meldungen, die in diesen Tagen erfolgen, starten. Per Notfallzulassung wurden hier spezielle Pflanzenschutzmittel unter strengen Vorgaben zur Anwendung gestattet. Was Sie dazu wissen müssen:

In diesen Tagen veröffentlichen die bayerischen Behörden die erste Warndienst-Meldung zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade, da das laufende Monitoring ein gehäuftes Auftreten der Zikade zeigt. Je nach Landkreis und dessen Einstufung als Hot-Spot-, Übergangs- oder normale Region sind damit spezielle Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade per Notfallzulassung innerhalb festgelegter Zeiträume und Rahmenbedingungen gestattet. Da es sich hier um Notfallzulassungen handelt, rät der Bayerische Bauernverband (BBV) betroffenen Landwirten ganz besonders zu verantwortungsvollem Vorgehen. 

Bekämpfung der Zikade: Welche Landkreise betroffen sind und welche Auflagen Sie zu beachten haben

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Fachliches: Schnelle Ausbreitung von Stolbur und SBR in den Kulturen Zuckerrübe, Kartoffel und Gemüse. Ohne erfolgreiche Bekämpfung droht der Anbau einzubrechen. Die regionale Versorgung steht auf dem Spiel.
  • Lösungswege: Die Bekämpfung ist komplex. Pflanzenschutzmittel und Fruchtfolgen mit Schwarzbrache sind kurzfristige Ansätze. Langfristig braucht es Forschung zur Entwicklung neuer Sorten oder Anbausysteme.
  • BBV-Engagement: Der BBV setzt sich auf Landes- und Bundesebene für Lösungen ein und fungiert Plattform für Austausch und Informationen, zum Beispiel über Veranstaltungen.

Stolbur / SBR in Bayern: Erreger, Verbreitung und Betroffenheit

 

Die von der Schilf-Glasflügelzikade übertragenen Bakteriosen Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus (SBR) und Candidatus Phytoplasma solani (Stolbur) befallen die Leiterbahnen von Rüben- und Kartoffelpflanzen und behindern den Abtransport der Fotosyntheseleistung in die Speicherorgane. Da sowohl die Zikaden wie auch deren Larven, die Nymphen, sehr mobil sind, ist eine Bekämpfung schwierig. Ertragseinbußen, Qualitätsverluste und die bekannten Gummirüben oder -knollen sind die Folgen. Nachdem Zuckerrübenanbauer in Franken schon seit drei Jahren mit SBR kämpfen, wurde das Schadbild 2024 nun in ganz Bayern beobachtet - auch viele Kartoffelflächen sind befallen.

 

Bekämpfungsansätze

 

Da sowohl die Zikaden wie auch deren Larven, die Nymphen, sehr mobil sind, ist eine Bekämpfung schwierig. Nach aktuellen Erkenntnissen ist eine Bekämpfung der Zikade mit Insektiziden wirksam. Der BBV arbeitet hier den Bundesverbänden mit aller Kraft zu, um einen Notfallzulassung zu erwirken. Sowohl für Rüben als auch Kartoffeln sind diese Anträge über die Bundesverbände gestellt. 
Für die Zuckerrübe wurden Ende März 2025 unter Auflagen für sieben Mittel Notfallzulassungen erteilt. Am 23.4.25 gab das BVL zudem bekannt, dass auch für die Kartoffel acht Mittel Notfallzulassungen erhalten haben. 

So wichtig diese Notfallzulassungen auch sind - sie stellen nur eine Übergangslösung dar, bis durch die Forschung weitere und noch effektivere Bekämpfungsstrategien gefunden werden. 

Neben Pflanzenschutz zeigte sich bisher auch die Schwarzbrache nach Kartoffeln und Zuckerrübe äußerst wirksam. Hier arbeiten wir als BBV daran, die notwendigen Ausnahmen für diese nicht-chemischen Verfahren zu erwirken. Sowohl für die GLÖZ-6-Auflagen sowie im Düngerecht braucht es praktikable Lösungen. 

Und: Auch seitens der Betriebe braucht es ein noch stärkeres Bewusstsein für den Nutzen, den der Verzicht auf Wintergetreide nach den Kulturen Kartoffel/Rübe in der Bekämpfung von Stolbur/SBR hat.

Klar ist: Langfristig braucht es noch weitere Forschung zur Entwicklung neuer Sorten oder Anbausysteme.

 

Wie sich der BBV in der Problematik Stolbur/SBR engagiert

 

Schreiben an die Ministerin: Einsatz für Bekämpfungsmaßnahmen

Der Pflanzenbaupräsident des Bayerischen Bauernverbands, Hermann Greif, hat sich angesichts der Bedrohung durch SBR und Stolbur Anfang März mit einem Brief an die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gewandt. Bevor der Zikadenflug dieses Jahr beginnt, braucht es die Weichenstellung dafür, dass geeignete Insektizidmaßnahmen angewendet werden können. Zudem sind frühzeitig alle förder- und fachrechtlichen Klärungen zu erledigen, so dass zum Beispiel über regionale Ausnahmen die Schwarzbrache über den Winter einfach umgesetzt werden kann.
 

Gespräche auf Landes- und Bundesebene

Die Schilf-Glasflügelzikade stellt eine Bedrohung für die regionale Land- und Ernährungswirtschaft in Bayern dar und kann für betroffene Landwirtschaftsbetriebe letztlich auch die Existenz gefährden. Dementsprechend ist der Bayerische Bauernverband seit vielen Monaten auf bayerischer Ebene und auf Bundesebene im Einsatz, um alle relevanten Bekämpfungsmöglichkeiten verfügbar zu machen.

Austausch und Information

Darüber hinaus fungiert der BBV als Austauschplattform zwischen Landwirten, Abnehmern und der offiziellen Seite, unter anderem mit Informationsveranstaltungen:

 

Veranstaltungen zum Thema