Landwirt Franz Steinberger aus Neufahrn erklärt den Zustand eines Weizenfeldes kurz vor der Ernte
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Ernte 2018: Extreme Wettersituation macht Landwirten zu schaffen

Bayerns Bauern erwarten wegen Trockenheit leicht unterdurchschnittliche Erträge

05.07.2018 | In diesem Jahr hat das Wetter wieder mal verrückt gespielt. Vielerorts waren die Niederschlagsmengen viel zu gering und die Temperaturen zu hoch. Besonders extrem war die Situation im April – und damit in dem für Natur und Landwirtschaft so wichtigen Wachstumsmonat.

In Bayern fielen nur 40 Prozent der üblichen Niederschläge. Gleichzeitig war es der heißeste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. „Diese extreme Wettersituation sowie viele Unwetter und andere Wetterkapriolen spüren die bayerischen Bauern nun schmerzlich bei der Ernte“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl am Donnerstag in Neufahrn im Landkreis Freising bei der gemeinsamen Erntepressefahrt mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. „Wir rechnen deshalb heuer nur mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte“, so Heidl. Damit wird die Erntemenge etwas unter dem langjährigen Mittel von 6,7 Mio. Tonnen (ohne Körnermais) oder 72 dt/Hektar liegen.
 
„Die Wärme und ungewöhnlich viele Sonnenstunden sorgten für schnelles Wachstum – zumindest dort, wo der Boden etwas Wasser speichern konnte“, sagte BBV-Getreidepräsident Hermann Greif. „Unsere Ernteumfragen zeigen, dass es bayernweit extreme Unterschiede gibt. Sie hängen mit der Qualität des Bodens, mit lokalen Niederschlägen und teils gravierenden Unwetterschäden zusammen.“ Aus einigen Gegenden Niederbayerns wird von starken Hagelschäden und Ausfällen von bis zu 90 Prozent berichtet. Beim Raps, in dessen Blütezeit es ungewöhnlich trocken und heiß war, berichten die Bauern beinahe bayernweit von enormen Problemen. Insbesondere die Knospenwelke, aber auch Schädlinge lassen den Ertrag in diesem Jahr schrumpfen.

Der Blick über Bayern hinaus zeigt, dass die Ernte auch in anderen Ländern von Wetterkapriolen geprägt ist: im Westen war es zu nass, im Osten zu trocken. Europaweit wird deshalb mit kleineren Erntemengen gerechnet. „Der relativ günstige Euro-Kurs im Vergleich zum US-Dollar stützt gleichzeitig die Exportsituation der EU“, sagte Greif. „Darum erwarten wir für 2018 einen Abbau der EU-Lagerbestände und sehen beim Getreidepreis Luft nach oben.“


 

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Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Bauernpräsident Walter Heidl stehen inmitten einer Blühfläche
Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Bauernpräsident Walter Heidl machten auf das enorme Engagement der bayerischen Landwirte für den Arten- und Umweltschutz aufmerksam.

Erhalt der Artenvielfalt durch Blühflächen und -streifen

Neben dem Anbau von Getreide, Mais und anderen Feldfrüchten engagieren sich viele Landwirte in Bayern besonders für den Erhalt der Artenvielfalt. Sie legen Blühflächen und -streifen an und schaffen so zusätzliche Nahrung und Lebensraum für Bienen, Insekten und andere Wildtiere. Neben den Blühpflanzen sind auch die oftmals eher unscheinbaren Ackerwildkräuter von besonderer Bedeutung.

Das zeigt nicht nur das Beispiel der beiden Landwirte Franz Steinberger und Christian Meidinger aus Neufahrn, sondern auch viele ihrer Berufskollegen sind Jahr für Jahr wieder bei der Aktion „Blühende Rahmen“ des Bayerischen Bauernverbandes und des Landesverbandes Bayerischer Imker mit dabei. Bereits seit 2011 legen bayerische Bauern so freiwillig viele Blühflächen und -streifen an. Zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaats Bayern hat der Bayerische Bauernverband seine Mitglieder unter dem Motto „Bauern schenken Blumen“ aufgerufen, weitere Blühstreifen und Blühflächen zu schaffen und in eine interaktive Karte einzutragen.

 

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Eine Grafik zeigt: auf einen kalten Jahresbeginn folgte der heißeste April in der Geschichte
Die Grafik zeigt: auf einen kalten und feuchten Jahresbeginn folgte der heißeste und trockenste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Fehlende Niederschläge und das schwach ausgeprägte Wurzelwerk der Pflanzen hat dazu geführt, dass die Pflanzen in dieser Situation nicht mit ausreichend Wasser versorgt werden konnten. Erst die Schauer und Unwetter sowie das schwüle Wetter im Mai und Juni hat die Pflanzen wachsen lassen - zumindest im Landkreis Erding.