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Landwirtschaft in Bayern

Welche Rolle spielt Gewässerschutz

28.10.2020 | Die Landwirtschaft wird oftmals als einer der Hauptverursacher von Gewässerverschmutzungen dargestellt und vielfach wird der Eindruck erweckt, dass Grundwasser- und Gewässerschutz in der aktuellen landwirtschaftlichen Praxis keine Rolle spiele.

Fakt ist: Landwirte sind sich ihrer Verantwortung bewusst und wollen Verluste von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie Ackerboden auch aus wirtschaftlichen Gründen minimieren. Dies gelingt dank technischem Fortschritt im Alltag immer besser. Viele Landwirte führen außerdem freiwillig zusätzliche gewässerschonende Maßnahmen durch.

Landwirte sind sich Verantwortung bewusst
Mit 49 Prozent der Landesfläche ist die Landwirtschaft die größte Flächennutzerin in Bayern und hat damit einen potenziell großen Einfluss auf Grund- und Oberflächengewässer. Dieser Verantwortung sind sich die bayerischen Bauernfamilien bewusst, wohlwissend, dass die Prozesse in der Natur sehr komplex und meist unberechenbar sind. So sind Wirksamkeit und Verluste von Dünger und Pflanzenschutzmitteln u. a. abhängig von Bodenart, Geologie, Niederschlag und Temperatur, Ertragspotenzial u. v. m. – ein umfangreiches Forschungsfeld für die Agrarwissenschaften. Wissenschaftliche Erkenntnisse und technischer Fortschritt haben z. B. den Düngemitteleinsatz in den letzten 35 Jahren wesentlich effizienter gemacht, sodass der Nährstoffbilanzsaldo bei Stickstoff von 90 auf unter 40 kg/ha gesunken ist. Auch beim Pflanzenschutz tragen exakte Düsen und geringere Aufwandmengen zur Reduzierung unerwünschter Verluste bei. Forschung wird hier weiterhin Verbesserungen bringen. Ganz ohne Verluste wird es aber nie möglich sein, solange in der Natur und nicht im Labor oder auf Nährsubstrat unter Glas produziert wird.


Kooperativer Ansatz beim Gewässerschutz

In Bayern gilt beim Gewässerschutz – innerhalb des ordnungsrechtlich abgesteckten Rahmens – das Prinzip „Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht“, also ein kooperativer Ansatz. Dies hat auch einen guten Grund, denn kein landwirtschaftlicher Betrieb und kein Acker ist wie der andere, sodass individuelle und maßgeschneiderte Gewässerschutzmaßnahmen viel effizienter wirken wie pauschale gesetzliche Regelungen. Je nach Gelände, Bodenart, Kultur und Klima gilt es, die geeigneten und wirtschaftlich tragfähigen Maßnahmen für den einzelnen Betrieb zu ergreifen – dies gelingt am besten mit individueller Beratung und unter Berücksichtigung der Erfahrung des Betriebsleiters, der seine Flächen am besten kennt.

Gemäß dem Prinzip des kooperativen Gewässerschutzes hat die Bayerische Staatsregierung im Jahr 2017 zusammen mit Erzeugern, Wasserversorgern, Institutionen und Verbänden – darunter auch der Bayerische Bauernverband – den sogenannten Bayerischen Wasserpakt geschlossen. Ziel dessen ist es, alle Kräfte zu bündeln, um auf freiwilliger Basis, ergänzend zu den gesetzlichen Vorgaben, eine Verbesserung des Zustandes unserer Gewässer nach der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen. Hier fließen auch die vielfältigen schon bestehenden kooperativen Ansätze mit ein.


Erfolgreiche Beispiele für kooperativen Gewässerschutz sind u. a.:
Das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP; www.stmelf.bayern.de/kulap), u. a.:
•    Das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP; http://www.stmelf.bayern.de/kulap), u. a.:
o    Extensive Grünlandnutzung für Raufutterfresser (über 10.200 Betriebe u. 214.800 ha)
o    Extensive Grünlandnutzung an Gewässern (über 11.100 Betriebe u. 26.300 ha)
o    Umwandlung von Acker- in Grünland (über 3.500 Betriebe u. 8.400 ha)
o    Gewässer- und Erosionsschutzstreifen (über 9.200 Betriebe 7.900 ha)
o    Winterbegrünung mit Zwischenfrüchten oder Wildsaaten (über 3.700 Betriebe u. 31.300 ha)
o    Mulch-/Streifen-/Direktsaatverfahren (über 3.200 Betriebe u. 32.800 ha)
o    Verzicht auf Intensivkulturen (über 1.600 Betriebe u. 6.400 ha)
o    Ökologischer Landbau im Gesamtbetrieb (über 9.600 Betriebe u. 366.700 ha)
o    Blühflächen (über 12.600 Betriebe u. 22.300 ha)
•    Die ökologischen Vorrangflächen im Rahmen des sog. „Greening“ (u. a. Pufferstreifen, Mulchsaat)
•    Die Initiative „boden:ständig“ aktuell über 80 Projekte in Bayern (www.boden-staendig.eu)
•    Zahlreiche Vereinbarungen zum kooperativen Gewässerschutz zwischen Wasserversorgern und Landwirten
•    Sonstige freiwillige Maßnahmen ohne Förderung
Quellen und weiterführende Informationen:
M. Wendland et al.: Nährstoffbilanz Bayern, in: Hans Eisenmann-Zentrum (Hrsg.): 5. Agrarwissenschaftliches Symposium, 25. September 2014, Agrarische Nährstoffkreisläufe: Nährstoffmanagement-Umweltschutz- Ressourceneffizienz, Tagungsband.
http://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/beteiligung_oeffentlichkeit/wasserforum_bayern/index.htm
https://www.stmelf.bayern.de/wasserpakt https://www.bayerischerbauernverband.de/wasserpakt

 

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