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Viel gehört und viel gefragt

So lief die Woche der Erzeuger und Vermarkter digital

27.11.2020 | Die 50. Woche der Erzeuger und Vermarkter fand heuer digital statt. Die Premiere im virtuellen Raum kam bestens an: Insgesamt waren knapp 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei.

Das Highlight der Schwerpunktwoche bildete der Bayerische Ackerbauabend am Mittwoch. Digital zu Gast war kein kein geringerer als der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Er hob die besondere Rolle der Landwirtschaft in Krisenzeiten hervor und ging ausführlich auf die zahlreichen Nachfragen ein. Bauernpräsident Walter Heidl, der wie Aiwanger aus seinem Büro zugeschaltet war,  betonte insbesondere die schwierige Lage für schweinehaltende Betriebe ein und forderte politische Unterstützung zu.  Mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren live dabei.x

 

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Ackerbauabend Bildschirm
Mehr als 150 Gäste verfolgten die Live-Diskussion zwischen dem stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger und Bauernpräsident Walter Heidl.

Hochwertige Online-Foren zu den Fachthemen

Den Auftakt am Montag bildete der Themenbereich Milch. Thomas May von QS klärte über die Pilotprojekte von QS und QM zur Befunddatenerfassung und zum Antibiotikamonitoring auf. Dr. Christian Kagerer, Geschäftsführer Fleischprüfring Bayern e.V, ergänzte diesen Beitrag mit einer Vorstellung der in Bayern etablierten Informationsplattform "Qualifood", über die die Landwirte per App Befunddaten einsehen, einordnen und bei Bedarf Beratung erhalten können. Christian Völkner, Gründer vom „Club der alten Kühe“ und „Kuhverstand-Podcast“, gab den Teilnehmern Impulse zur eigenen und praktischen Weiterbildung durch neue Werkzeuge wie Online-Communities, Webseminare oder Podcasts.

Das Thema Corona dominierte den Themenbereich Obst und Gemüse, ebenfalls am Montag. Ein Treffen und Austausch der Branche fand ab März 2020 nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen und meist online statt. Dieser Trend scheint sich vorerst fortzusetzen, zumindest, wenn man auf die branchenwichtigen Messen und Veranstaltungen im Frühjahr 2021 blickt. Ein weiteres Thema war der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die gärtnerische Produktion in Bayern. Ein steigender Bewässerungsbedarf und ein immer höheres Risiko von Spätfrösten werden in Zukunft die Hauptthemen sein.

Der NawaRo-Tag am Dienstag war v.a. von der Photovoltaik und der laufenden EEG-Novelle bestimmt. Innovative Einblicke und aktuelle Erfahrungsberichte zum Thema „Agri-Photovoltaik - Synergien zweier Sektoren nutzen: Landwirtschaft und Energie von einer Fläche“ lieferte Stephan Schindele von der BayWa r.e. und regte zu lebhaften Diskussionen an. Daraufhin gab Emil Gehring, Fachberater für PV beim BBV einen wichtigen Ausblick zu den rechtlichen Möglichkeiten nach dem Auslaufen des ersten EEG-Vergütungszeitraums für PV-Anlagenbetreiber.  Carolin Langwieser, Referentin für Nachwachsende Rohstoffe beim BBV präsentierte am Ende die derzeitigen Knackpunkte der laufenden Novellierung des EEG‘s und rundete somit die Veranstaltung von politischer Seite ab.

Der Getreide und Ölsaaten-Tag am Mittwoch hat online sogar mehr Teilnehmer erreicht als die Jahre zuvor. Dennoch freuen wir uns nächstes Jahr wieder auf den persönlichen Austausch in Herrsching. Andreas Löbhard konnte in seinem Vortrag anhand aktueller Zahlen über die internationalen Getreide und Ölsaatenmärkte die jüngste Preisentwicklung erklären und einen kleinen Eindruck über mögliche zukünftige Entwicklungen geben. Im zweiten Teil berichtet Martin Erhardsberger von der aktuelle Abgrenzung der roten (Nitrat) und der gelben Gebiete(Phosphat) und den dazugehörigen Auflagen. Dank des Einsatzes des Bayerischen Bauernverbandes konnte eine genauere Abgrenzung und mit der Binnendifferenzierung auch die Herausnahme unbelasteter Teilbereiche erreicht werden.

Mit knapp 100 Teilnehmern haben die Kartoffelbauern den Widrigkeiten der Pandemie getrotzt und im diesjährigen Online-Format einen Besucherrekord für den Kartoffeltag aufgestellt. Nicht ganz so widerstandsfähig ist leider der Kartoffelmarkt. Der gesamte Absatz in Richtung Gastro- und Großküchen bricht stark ein und belastet das Preisgefüge. Hinzu kommen hohe Absortierungen bei Speisekartoffen. Die Botschaft für 2021: Anbaufläche runter und nur beste Flächen auswählen!

Beim Tag des Ökolandbaus spannte Carsten Niemann, langjähriger Biolandwirt und Stellv. Vorsitzender des DBV-Ökoausschusses, einen Bogen von den Ursprüngen in den Pionierzeiten des Bioanbaus und der Biomärkte bis hin zum deutlich ausgedehnten Anbau heute und Verfügbarkeit in allen Einkaufsstätten. Er schilderte, wie es den Akteuren der Biomilchbranche gelungen sei, während der Umstellungswelle 2015 durch verantwortungsvolles, da zurückhaltendes Aufnehmen neuer Lieferanten Preise stabil zu halten. Beim Getreide zeigte er auf, dass die niedrigen Preise für Umstellungsware - die nur als Futter im Biobereich Verwendung finde - nicht mehr auf die umgestellte Ware abfärbten. Perspektivisch sieht Niemann Potential für weiteren Zuwachs von Biogetreideflächen durch die zunehmende Verbrauchernachfrage und Potential beim Ersetzen von Importmengen. Die neue Bio-Königin Annalena Brams nannte als einen ihrer Schwerpunkte ihrer Amtszeit ihr Engagement für mehr   bio-regionale Produkte in der Außer-Haus-Verpflegung. Bei guter Beratung könne der Einstieg in mehr Bio sogar kostenneutral gelingen.

Wie auch traditionell in der Präsenz-Veranstaltung war auch heuer die Thematik „Vieh und Fleisch“ an zwei Tagen vertreten. Am Donnerstag begann der erste Teil mit einer authentischen Berichterstattung durch Horst Krüger, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Fläming-Fleisch aus Brandenburg, wo seit einigen Wochen die Schweinevermarktung durch das Vorkommen der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen sehr erschwert abläuft. Nach der Beantwortung der vielfältigen Fragen aus dem hochkarätigen Auditorium folgte als zweiter Referent des Tages Dr. Peter Sutor, Leiter des  Instituts für Ernährungswirtschaft und Märkte der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Er fasste die bekannten aktuellen Probleme der Märkte in Zahlen und stand abschließend auch für Fragen zur Verfügung. Einen umfassenden Überblick über die aktuellen Brennpunkte der Schweinhaltung gab Roger Fechler vom Deutschen Bauernverband. Mit seinem Ausblick, die Borchert-Kommission und deren Pläne auch gerade für Junglandwirte als Chance zu sehen, war der Übergang zum zweiten Referenten Dr. Hinrich Snell aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium geebnet. Dieser stellte die Empfehlungen des Kompetenznetzwerks, der sog. Borchert-Kommission sowie den weiteren Umgang mit diesen vor. Dabei appellierte er an die Branche, den gemeinsamen Weg konstruktiv zu begleiten. Bei der derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Stimmungslage sind keine andere nachhaltigeren Weiterentwicklungskonzepte zu erwarten. Nachdem die Resonanz der Teilnehmer so hoch war, stand Roger Fechler im
Anschluss noch für weitere Fragen mit Teilnehmern zur Verfügung.