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Chancen der Bioökonomie nutzen

Position der Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes zur Weiterentwicklung der EU-Bioökonomiestrategie

20.05.2025 | Die EU hat angekündigt, die EU-Bioökonomiestrategie weiterentwickeln zu wollen. Eine konkrete Vision, wie Bayern und Deutschland zu Impulsgebern für die Bioökonomie in Europa werden können, zeigen die Mitglieder der Präsidentenkonferenz in sechs Forderungen auf:

Die Bioökonomie beschreibt ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, das auf der effizienten Nutzung biologischer Ressourcen basiert, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen im Einklang mit Umwelt und Klima bereitzustellen. Sie stellt eine zentrale Antwort auf den globalen Bedarf an Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie dar – bei gleichzeitigem Ersatz fossiler Ressourcen. Für den Bayerischen Bauernverband (BBV) steht die Lebensmittelerzeugung an erster Stelle, da sie die Grundlage für die Ernährungssicherheit bildet.

Land- und Forstwirtschaft sind die ältesten und wichtigsten Akteure der Bioökonomie. Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen diese Ressourcen für Nahrung, Energie und Baustoffe. In den letzten Jahrzehnten hat die Weltwirtschaft zunehmend auf fossile Rohstoffe gesetzt. Diese Wirtschaftsweise hat zwar technologischen Fortschritt und Wohlstand ermöglicht, belastet jedoch das Klima und stößt langfristig an ihre Grenzen. Viele dieser Ressourcen sind nur begrenzt verfügbar, und trotz aller Bemühungen, sie wiederzuverwenden, werden sie irgendwann erschöpft sein. Zudem verschärfen geopolitische Spannungen die Risiken für eine verlässliche Versorgung. Angesichts dieser Herausforderungen wird die Notwendigkeit einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft immer dringlicher.

Die Mitglieder der Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) unterstützen die von der EU eingeleitete Transformation hin zu einer Decarbonisierung und Defossilisierung der Produktion im Rahmen regionaler Wirtschaftskreisläufe. Ohne die Land- und Forstwirtschaft als nachhaltigen Produzenten nachwachsender Rohstoffe ist dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen. Unsere Bauern- und Waldbesitzerfamilien sind bereit, den Wandel aktiv mitzugestalten, um die wachsende Weltbevölkerung weiterhin mit den notwendigen Nahrungsmitteln und Rohstoffen zu versorgen.

Die Mitglieder der Präsidentenkonferenz des BBV fordern deshalb die EU auf, bei der angekündigten Weiterentwicklung der EU-Bioökonomiestrategie Folgendes zu beachten:

1. Strategische Rahmenbedingungen schaffen

•    Bioökonomie als Leitstrategie der Vision zur Landwirtschaft 2040 in Europa verankern
•    Land- und Forstwirtschaft als tragende Säule der Bioökonomie anerkennen
•    „Schützen durch Nützen“ als zentrales Prinzip verankern
•    Widersprüche zwischen Bioökonomie- und Umweltstrategien auflösen

2. Nutzungspotenzial erschließen

•    Nachhaltige Nutzung von Flächen statt Stilllegung und Nutzungsbeschränkungen
•    Holzvorräte und Holzzuwachs aktiv nutzen, Waldumbau fördern
•    Flächenverbrauch reduzieren, z. B. durch Vorrang für innerstädtische Entwicklung und Dach-PV

3. Innovation und Forschung stärken

•    Ausbau von F&E-Förderungen (z. B. Horizon Europe, EIP)
•    Unterstützung für Bioraffinerien, bio-basierte Materialien und neue Biomassequellen
•    Lebenszyklusanalysen als Grundlage für Nachhaltigkeitsbewertungen

4. Wettbewerbsbedingungen verbessern

•    Benachteiligungen z. B. beim Holzbau oder der Biomasse-Energie abbauen
•    Gleichwertige Berücksichtigung der stofflichen und energetischen Nutzung
•    Marktzugang für biobasierte Produkte unterstützen (z.B. Start-ups, Steuerfreistellungen)

5. Multifunktionalität der Biomasse nutzen

•    Kombination aus Lebensmittelerzeugung, stofflicher und energetischer Nutzung fördern
•    Biomasse als Grundlage für die Versorgungssicherheit von Nahrung, Rohstoffe und Energie anerkennen
•    Förderung von regionaler Kreislaufwirtschaft

6. Bildung und Vernetzung vorantreiben

•    Bioökonomie in Bildung und Beratung integrieren
•    Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft aufbauen (Clusterpolitik)

Bayern und Deutschland als Impulsgeber für die EU-Bioökonomie positionieren

Bayern und Deutschland verfügen über ein enormes Know-how und technologische Kompetenz, die für eine erfolgreiche Bioökonomie von entscheidender Bedeutung sind. Dieses Potenzial muss gezielt aktiviert und genutzt werden, um eine führende Rolle im globalen Wandel zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft zu übernehmen. Deutschland ist ein Land der Innovationen und besitzt die ökologische sowie wirtschaftliche Expertise, die für den Erfolg einer Bioökonomie unerlässlich ist. Die Mitglieder der BBV-Präsidentenkonferenz erwarten, dass die neue Bundesregierung entschlossen handelt und die Weiterentwicklung der EU-Bioökonomiestrategie maßgeblich vorantreibt.

Download: Chancen der Bioökonomie nutzen - Bioökonomiestrategie des BBV (pdf)