Ackerboden – Boden des Jahres 2023
Das verborgene Multitalent: Erntedank und unsere bayerischen Böden
Auch auf Instagram graben wir ab Mai 2023 immer wieder tief. Schauen Sie vorbei und machen Sie mit bei unseren Bilderrätseln zum Thema Ackerboden. Wie gut kennen Sie den Boden des Jahres 2023 und seine Talente?
Außerdem gibt es jeden Monat einen Spatenstich mit unserem Feldbotschafter Markus. Er nimmt uns mit auf seinen Acker und zeigt uns dessen Eigenarten, Bedeutung, Gefährdungen und Schutzbedarf. Es lohnt sich also, immer wieder mal bei uns vorbei zu schauen!
Ackerboden - Boden des Jahres - Spatenstich Nummer 5
Erntedank – Unsere bayerischen Böden und was die mit der Ernte zu tun haben
Ende September bzw. Anfang Oktober feiern wir Erntedank – ein guter Zeitpunkt, um nach (größtenteils) getaner Erntearbeit innezuhalten und auf das vergangene Anbaujahr mit seinen Höhen und Tiefen zurückzublicken. Die tiefe Dankbarkeit gegenüber Gottes Schöpfung hat in der Landbevölkerung eine lange Tradition, denn es gibt wohl kaum eine Tätigkeit, deren Erfolg so unmittelbar von den Kräften der Natur abhängig ist, wie Landwirtschaft und Gartenbau im Freiland. Erntedank ist aber auch ein guter Anlass, um denen Danke zu sagen, die das ganze Jahr über schwer dafür arbeiten, dass die Regale im Supermarkt stets gefüllt sind – unseren Bauernfamilien!
Rückblick auf das Anbaujahr 2023
Die Ernte 2023 stellte die Landwirte vor besondere Herausforderungen: Auf ein nasses Frühjahr mit engen Zeitfenstern für die Aussaat von Sommerkulturen wie Weizen, Roggen und Sommergerste, folgte ein extrem trockener und heißer Sommer, der unsere Kulturen vielfach verdorren ließ. Zur Erntezeit setzten erneute Niederschläge den noch nicht geernteten Kulturen zu. In diesem schwierigen Jahr zeigte sich, wie entscheidend die Bodenart für die Erntemenge und -qualität ist. Kulturen, die auf schweren Böden mit guter Wasserhaltefähigkeit wachsen, halten der Trockenheit länger stand und haben das Potenzial für höhere Erträge. Allerdings trocknen diese Böden auch langsamer ab, was heuer das bereits enge Saatfenster noch weiter einschränkte. Kulturen auf leichteren Böden konnten teilweise bereits vor der Regenperiode geerntet werden und erreichen bei geringerem Ertrag zum Teil höhere Qualitäten. Neben dem Wetter sorgen die unterschiedlichen Bodenarten in Bayern für große regionale Unterschiede bei der Erntemenge und -qualität.
Böden in Bayern und ihre Nutzung
In Bayern gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Bodentypen, die sich im Wesentlichen durch Verwitterungsprozesse und Verlagerung von Bodenteilchen durch Wind und Wasser aus den unterschiedlichen geologischen Ausgangsgesteinen entwickelt haben. Auf der Internetseite des Instituts für Agrarökologie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft findet man eine Sammlung von Profilaufnahmen typischer Acker- und Grünlandböden in Bayern. Diese kann man sich entweder nach Agrargebiet oder nach Bodentyp anzeigen lassen und erhält dann jeweils umfangreiche Informationen zu Aufbau, Entstehung, Verbreitung, Eigenschaften, bodenphysikalischen Kennwerten sowie Hinweise für die Bewirtschaftung – auch als PDF-Dokument zum Download. Beispielhaft finden Sie hier das PDF-Dokument zu einer Braunerde aus entkalktem Löss (Sandlöss) auf Hochterrassen des Inn.
Humusaufbau bedeutet Klimaschutz: Unsere landwirtschaftlichen Böden und das Klima
Der Boden ist ein Hauptbestandteil von Landökosystemen und erfüllt zentrale Funktionen für Mensch und Umwelt.
Das Klima ist häufig der stärkste Faktor, der die Umwelt und die Bodenentwicklung beeinflusst. Klimaänderungen betreffen alle natürlichen Bodenfunktionen und wirken sich auf den Wasserhaushalt, den Stofftransport und den Stoffumsatz in Böden aus. Wenn sich also das Klima ändert, ändern sich auch unsere Böden. Keine überraschende Feststellung soweit – doch wussten Sie, dass es sich anders herum ganz genauso verhält? Dass der Boden globale Stoffkreisläufe und das Klima beeinflusst?
Maßgeblich für den Klimawandel sind die sogenannten Treibhausgase, die zum einen ganz natürlich vorkommen, und zum anderen durch menschliche Tätigkeiten in die Atmosphäre gelangen. Die wesentlichen Treibhausgase sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Wobei Letzteres mengenmäßig kaum relevant, dafür aber stark wirksam ist. Wenn Kohlenstoff in Form von CO2 oder Methan frei wird, hat das einen direkten Einfluss auf das Klima. Deshalb ist es wichtig den Kohlenstoff aus der Luft zu binden und für lange Zeit fest zu halten. Diese Aufgabe übernehmen die weltweiten Kohlenstoffspeicher.
Doch was genau haben unsere Böden bzw. Ackerböden jetzt damit zu tun?
Unsere Böden stellen neben den Ozeanen und den Fossilen Energieträgern, wie Kohle, Erdöl und Erdgas den bedeutendsten Kohlenstoffspeicher dar. Sie können also dabei helfen, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu reduzieren und den Klimawandel auszubremsen. Deshalb gilt es nicht nur diesen wichtigen Speicher zu erhalten, sondern wenn möglich zu erweitern. Das Schlüsselwort dabei ist Humus bzw. Humusaufbau. Denn genau dort ist der Kohlenstoff im Boden gebunden, sprich in abgestorbenen und teilweise umgewandelten Pflanzenresten.

Unsere Ackerböden bestehen jedoch keineswegs nur aus Humus und Kohlenstoff. Ganz im Gegenteil: nur etwa 7 Prozent der Ackerböden ist organischen Ursprungs, der Kohlenstoff enthält. Fast die Hälfte, ca. 45 Prozent ist mineralischen Ursprungs, wie Stein und Sande und jeweils rund ein Viertel machen in der Regel Wasser und Luft aus.
Bei Humus muss man zwischen Nährhumus und Dauerhumus unterscheiden, wobei beide eine gleichermaßen wichtige Bedeutung haben. Der Nährhumus ist leicht abbaubare, organische Substanz und wichtig zur Ernährung von Mikroorganismen und Bodenlebewesen wie z.B. dem Regenwurm. Der Nährhumus leistet außerdem einen wichtigen Beitrag zur Ernährung unserer Kulturpflanzen.
Für den Klimaschutz von besonderer Bedeutung ist der Dauerhumus. Der darin enthaltene Kohlenstoff ist sehr stabil und nur schwer abbaubar. Dementsprechend kann der darin enthaltene Kohlenstoff nicht oder nur sehr schwer als CO2 in die Atmosphäre gelangen. Durch den Aufbau von Dauerhumus kann also CO2 langfristig in unseren Böden gespeichert werden und ein Beitrag für mehr Klimaschutz geleistet werden.
Welche Potenziale hat der Humusaufbau für den Klimaschutz?
Es gibt verschiedenste humusmehrende Maßnahmen in der Landwirtschaft. Eine ist zum Beispiel der Anbau von Winterzwischenfrüchten. Würde man diesen auf 29 Prozent der Ackerflächen in Bayern ausweiten, könnten dadurch, laut Untersuchungen der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, zusätzlich rund 300.000 bis 400.000t Kohlenstoff gespeichert werden. Dies entspricht rund 1,5 Prozent der bayerischen Gesamt-Treibhausgasemissionen oder den CO2 Emissionen von 83.000 Personen pro Jahr!
Doch nicht jede Maßnahme passt in jeden Betrieb, in jede Region oder zu jedem Boden. Um herauszufinden wo was sinnvoll eingesetzt werden kann, gibt es bereits ein aktuelles Forschungs- und Demonstrationsvorhaben des Deutschen Bauernverbandes und des Bundes für ökologische Lebensmittelwirtschaft: HumusKlimaNetz.
Neben den Maßnahmen zum Humuserhalt und -aufbau sollen die Klimawirksamkeit und die Kosten für die Durchführung bewertet und dann entsprechende Empfehlungen für eine Weiterentwicklung der Agrar- und Klimapolitik ausgesprochen werden.
Fruchtfolgen halten Ackerböden gesund
Von Anbausaison zu Anbausaison, also von Jahr zu Jahr, wechseln Landwirtinnen und Landwirte die Kulturen auf ihren Äckern. Diese sog. „Fruchtfolge“ findet nicht willkürlich, sondern in einer vorher genau ausgeklügelten Reihenfolge statt – ganz individuell auf die Voraussetzungen und Bedürfnisse des Betriebes und der Region abgestimmt. Sie ist eine Grundlage für nachhaltige Fruchtbarkeit und für die Gesundheit des Ackerbodens.
Jede Kultur, wie zum Beispiel Weizen, Mais, Kartoffel, Zuckerrübe oder Raps hat sehr unterschiedliche Anforderungen an den Boden und die im Boden vorhandenen Nährstoffe. Jede Kultur verändert aber auch den Boden und schafft Voraussetzungen für ein gutes Gelingen der Folgekultur. Der Wechsel zwischen Sommer- und Winterkulturen, also Feldfrüchten, die entweder im Frühjahr oder im Herbst gesät oder gepflanzt werden, entzerrt Arbeitsspitzen und sorgt zusammen mit Zwischenfrüchten für eine durchgehende Bedeckung und Durchwurzelung des Bodens. Das ist wichtig um den Boden vor Erosion zu schützen und ganzjährig Nahrung für das Bodenleben bereit zu stellen.
Dieses Bodenleben wiederum sorgt für ausreichend Humus, der sich positiv auf die Gesundheit des Ackerbodens auswirkt. Denn Humus ist eine von Bakterien, Pilzen oder Würmern zersetzte organische Substanz, die für die Fruchtbarkeit des Bodens eine wichtige Rolle spielt. Manche Früchte verbrauchen Humus, andere bauen Humus eher auf. Durch den Wechsel der Feldfrüchte gelingt es, den Humusgehalt im Boden stabil zu halten oder sogar zu erhöhen.
Durch den Wechsel der angebauten Pflanzen kann außerdem die Vermehrung bestimmter Schädlinge und Krankheitserreger eingedämmt werden, die sich auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert haben. So können Schädlinge und Krankheiten nicht überhandnehmen.Da die Früchte sich sinnvoll ergänzen, können Landwirt:innen durch eine ausgeklügelte Fruchtfolge ihre Erträge steigern und gleichzeitig die Kosten für Dünger reduzieren. Zum Beispiel hinterlässt Raps viel Pflanzenmaterial auf dem Acker, das zu Humus wird. Zugleich lockert er den Boden durch seine kräftige Pfahlwurzel besonders stark auf, so dass in der folgenden Kultur - oft Weizen - höhere Erträge erzielt werden können.

Ein anderes Beispiel sind Leguminosen wie Erbsen und Bohnen. Mit Hilfe von Knöllchenbakterien fixieren sie Stickstoff aus der Atmosphäre und stellen diesen dann den folgenden Pflanzen, wie Mais oder Weizen, zur Verfügung.
Schließlich erhöht die Fruchtfolge die Biodiversität sowohl im Ackerboden als auch in der umgebenden Landschaft. Eine vielfältige Fruchtfolge bietet Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Insekten. Ein gesunder Ackerboden ist reich an Mikroorganismen und Regenwürmern.
Die sinnvolle Fruchtfolgeplanung ist nicht nur die Voraussetzung für die nachhaltige Gesunderhaltung der Bestände und des Bodens, sie ist außerdem eine Voraussetzung zum wirtschaftlichen Erfolg eines landwirtschaftlichen Betriebs. Dabei müssen die Landwirt:innen aber immer auch die Betriebswirtschaft und die vorhandenen Voraussetzungen am Betrieb im Blick haben. Steht für den Anbau und die Ernte der geplanten Kultur die benötigte Technik zur Verfügung? Kann die geplante Kultur in der Region wirtschaftlich vermarktet werden? Kann ein Deckungsbeitrag erwirtschaftet werden, der zum Familieneinkommen beiträgt? Ertrags- und Preisschwankungen machen es schwierig, den wirtschaftlichen Erfolg einer Ackerfurcht im Voraus einzuschätzen. Landwirtinnen und Landwirte stellen sich daher breiter auf und hoffen, dass Ertrags- und Preisschwankungen durch den Anbau unterschiedlicher Kulturen geglättet werden. So kann eine vielfältige Fruchtfolge auch die Liquidität eines Betriebes sichern.
Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen ungebremst
Bayern und seine Kulturlandschaft sind wesentlich geprägt von der Land- und Forstwirtschaft. Gerade auch für den Tourismus in allen ländlichen Regionen Bayerns ist das eine bedeutende Grundlage. Aktuell umfasst die Landwirtschaftsfläche Bayerns etwa 3,1 Millionen Hektar Acker- und Grünland. Das entspricht rund 44 Prozent der Gesamtfläche Bayerns, auf denen rund 105.000 Bauernfamilien hochwertige Nahrungsmittel, Futter für ihre Tiere und nachwachsende Rohstoffe erzeugen.
Nach wie vor gehen den landwirtschaftlichen Familienbetrieben durch raumbedeutende Planungen sowie durch Siedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen etwa 4.000 Hektar Bewirtschaftungsflächen pro Jahr verloren. Das sind rund 11 Hektar täglich! Flächen, die auch für Insekten, Bienen, Vögel und Wildpflanzen Lebensraum sind.
Seit 1960 wurden der bayerischen Landwirtschaft bereits mehr als 870.000 Hektar
landwirtschaftliche Flächen entzogen. Dies ist mehr als die bewirtschafteten Acker- und Grünlandflächen in den Regierungsbezirken Schwaben und Unterfranken.

Vor allem über Siedlungs- und Verkehrsprojekte mit den damit verbundenen Begleitflächen wie Böschungen oder Entwässerungsmaßnahmen werden Flächen "gefressen". Aber auch durch sogenannte Ausgleichsflächen. Das Hauptproblem ist, dass es für landwirtschaftliche Nutzflächen keinerlei Schutzregelung oder Erhaltungsgebot gibt. Werden Ackerflächen für Baumaßnahmen benötigt, müssen – über die unmittelbar benötigte Fläche hinaus – sogar zusätzlich noch Ausgleichsflächen für den Natur- und Artenschutz geschaffen werden. Dies geht wiederum meist zulasten landwirtschaftlicher Nutzflächen. Immerhin gibt es beim Artenschutz die Möglichkeit, anstelle dieser Ausgleichsflächen sogenannte produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen (PiK-Maßnahmen) auf bewirtschafteten Flächen umzusetzen. Die Bayerische Kulturlandstiftung ist in diesem Bereich sehr aktiv und kann eine ganze Reihe erfolgreicher Projekte vorzeigen.
Wenn auch künftig in Bayern noch regionale Lebensmittel erzeugt werden sollen, braucht es dringend wirksame Maßnahmen, um:
• den Flächenverbrauch insgesamt zu reduzieren,
• den Entzug land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen für Infrastrukturprojekte zu minimieren und
• für Landwirte, die von Projekten betroffen sind, Ersatz-Nutzflächen anzustreben.
Die Politik ist in der Verantwortung, eine flächenschonende Entwicklung konkret und wirksam umzusetzen – sowohl mit den vorhandenen Möglichkeiten als auch mit gesetzlichen Änderungen, wo dies notwendig ist.
Weiterführende Links:
• https://www.stmuv.bayern.de/themen/boden/flaechensparen/daten.htm
• https://www.bayerischekulturlandstiftung.de/kompensation/
• https://www.stmb.bayern.de/buw/staedtebaufoerderung/foerderschwerpunkte/flaechenschonen/index.php
• Bisherige BBV-Positionen zum Flächenverbrauch/Flächensparen
Wenn der Boden "davonzuschwimmen" droht
Nach langanhaltender Trockenheit im vergangenen Jahr und entsprechend ausgedorrten Böden gab es heuer ab April wieder üppig Niederschläge. Das tut den Böden und dem Wasserhaushalt gut. Zum Teil war das Wasser von oben etwas zu üppig, was in den letzten Wochen vielerorts für die Landwirte einen regelrechten Krimi bedeutete: erste Grünlandernte, Gülle ausbringen, Pflegemaßnahmen in den Winterkulturen, Saatbettvorbereitung und Ansaat der Sommerkulturen (Mais, Soja, Sommergerste, Hafer…) – und das alles möglichst gleichzeitig in den schwer vorhersehbaren und kurzen Regenpausen. Wie befahrbar die Böden waren und sind ist natürlich regional sehr unterschiedlich. In der Praxis muss man in solchen Situationen jedenfalls die verschiedenen Notwendigkeiten gegeneinander abwägen und kann nicht immer auf die optimalen Bodenbedingungen warten, um aufs Feld zu fahren. Umso wichtiger ist es, dass der Boden möglichst resilient – also widerstandsfähig – ist, Niederschläge rasch nach unten ableitet und damit in relativ kurzer Zeit wieder befahrbar ist.
Die Neigung zu extremen Witterungsereignissen bleibt – da sind sich die Experten einig – als Effekt des fortschreitenden Klimawandels erhalten. Gerade auf Ackerflächen stellt dies die Landwirte vor große Herausforderungen, denn frisch bearbeiteter, unbedeckter Boden ist stark erosionsgefährdet und zu feuchter Boden ist besonders anfällig für Verdichtungen. Bei entsprechend extremen Regenereignissen können oft auch die etablierten Erosionsschutzmaßnahmen das Abschwemmen von wertvollem Oberboden nicht vollkommen verhindern. Das ist einerseits ein Problem für den Landwirt, dem es buchstäblich den Boden unter den Füßen wegzieht. Andererseits können aber auch tiefer liegende Straßen oder Siedlungen durch das Bodenmaterial verunreinigt und nicht zuletzt Flüsse und Seen mit Sediment und Nährstoffeinträgen belastet werden.
Die Lösung lässt sich beileibe nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Entscheidend ist, dass alle Betroffenen an einem Strang ziehen und gemeinsam nach machbaren Wegen suchen. Praxisnahe Forschung und kooperative Gemeinschaftsprojekte wie die Initiative „boden:ständig“ sind hierbei wichtig und wertvoll, um regional angepasste, wirksame und auch wirtschaftlich leistbare Maßnahmen zu entwickeln. Das Wissen der betroffenen Landwirte über regionale Gegebenheiten und Besonderheiten ist dafür unverzichtbar. Pauschale Verbote und Vorschriften würden dagegen mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.
Weiterführende Links:
- Initiative boden:ständig: https://www.boden-staendig.eu/
- Themenseite der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zu Bodenerosion, Bodenverdichtung, Bodenwasserhaushalt: https://www.lfl.bayern.de/iab/boden/031249/index.php
- LfL-Publikation (2017) „Starkregen, Bodenerosion, Sturzfluten“: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/schriftenreihe/starkregen-bodenerosion_sturzfluten_lfl-schriftenreihe.pdf
- LfL-Publikation (2013) „Wirksamkeit von Erosionsschutzmaßnahmen“: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/schriftenreihe/051476_erosionsschutzmassnahmen.pdf
- LfL-Publikation (Neuauflage 2023) „Bodenerosion – Die Allgemeine Bodenabtragsgleichung – ABAG – Hilfsmittel und Handlungsempfehlung“: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/bodenerosion-lfl-information.pdf
Blick in den Boden - was lebt denn da?
Dass wir Menschen nur einen winzigen Bruchteil des Universums kennen ist sicherlich jedem bewusst. Ähnlich verhält es sich aber auch mit dem Boden unter unseren Füßen. Schon allein die rein mineralische Zusammensetzung unserer Erdkruste ist hoch komplex und bei weitem nicht gänzlich erforscht. Insbesondere alle im Boden lebenden Organismen werden noch Generationen von Wissenschaftlern beschäftigen. Denn dieses Bodenleben, das sogenannte Edaphon, weist eine Biodiversität auf, die ihresgleichen sucht.
In einer einzigen Hand voll Boden leben schätzungsweise mehr Lebewesen, als es Menschen auf unserem Planeten gibt. Vermutlich ist das sogar untertrieben. Zahlreiche Organismen sind so klein, dass sie mit den gängigen wissenschaftlichen Methoden nicht von anderen Bodenbestandteilen isoliert werden können und bleiben so bislang unerforscht.
Abgesehen von den Pflanzenwurzeln, die nicht zum Edaphon gezählt werden, setzen sich die in Böden lebenden Organismen aus der Bodenmikroflora und der Bodenmikrofauna zusammen. Zur Bodenflora gehören überwiegend pflanzliche bzw. nicht tierische Organismen, wie Bakterien, Pilze und Algen. Sie werden auch als Bodenmikroorganismen zusammengefasst. Die Bodenfauna setzt sich hingegen aus Bodentieren zusammen. Vom tierischen Einzeller, über Gliederfüßer, Regenwürmer bis hin zu kleinen Wirbeltieren, ist alles dabei.
Während der Boden den Organismen einen Lebensraum bietet, halten die Organismen im Gegenzug eine Vielzahlt an bedeutenden Prozessen im Boden am Laufen. Durch unterschiedliche Wechselbeziehungen machen sie die Aufnahme, Speicherung, Umwandlung und Abgabe von Nährstoffen erst möglich. Gleichzeitig sorgen sie für den Auf- und Abbau von Humus oder für die Wasserspeicherung und -freisetzung. Ist das Bodenleben gestört, hat das Auswirkungen auf das gesamte System und damit auf lebenswichtige Bodenfunktionen. Es lohnt sich also, einen genaueren Blick darauf zu werfen, wer oder was unter der Bodenoberfläche lebt und wie es gelingen kann, diesen Lebensraum zu optimieren.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft stellt hier die unscheinbaren Helden des Bodens vor:
Die unscheinbaren Helden des Bodens
Der Ackerboden als bedeutender Produktionsfaktor für die Landwirtschaft: von den Anfängen bis heute
Zum „Boden des Jahres 2023“ hat das gleichnamige Kuratorium Ende letzten Jahres den Ackerboden ausgerufen. Und das zu Recht: Der Ackerboden ist für die Landwirtschaft seit jeher einer der wichtigsten Produktionsfaktoren und erfüllt darüber hinaus zahlreiche weitere Funktionen. Wir zeigen Ihnen hier fortlaufend, was der Ackerboden alles zu bieten hat!
Weitere Informationen erhalten Sie darüber hinaus unter: https://boden-des-jahres.de/
Erst mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht vor rund 11.000 Jahren und dem damit verbundenen sesshaft Werden der Menschen wurde der Grundstein für die Entwicklung unserer modernen, leistungsfähigen und erfolgreichen Zivilisationen gesetzt. In den Anfängen galt es enorme Pionierleistungen zu erbringen, mussten die natürlichen Rohböden doch vielfach erst mühevoll durch Rodung, Be- oder Entwässerung, Lockerung u.ä. urbar gemacht werden – und das mit einfachsten technischen Möglichkeiten.
Von den Anfängen bis zur heutigen Leistungsfähigkeit war es noch ein weiter Weg, aber nach und nach konnte ein Landwirt immer mehr Menschen ernähren. Diese Menschen spezialisierten sich auf andere Tätigkeiten, ohne sich mit dem Anbau von Lebensmitteln zu beschäftigen. Diese Arbeitsteilung ist Grundlage für unsere heutige Kultur.
Heute versorgt ein Landwirt in Deutschland im Schnitt 140 Menschen mit Nahrungsmitteln, Energie und nachwachsenden Rohstoffen.
Nur noch rund zwei Prozent der Bevölkerung sind in der landwirtschaftlichen Urproduktion tätig. Das ist Fluch und Segen zugleich, da es einerseits unser modernes Leben mit all seinen Annehmlichkeiten ermöglicht aber andererseits zu einer erschreckenden Entfremdung vieler Bürgerinnen und Bürger von der Nahrungsmittelproduktion geführt hat.
Lebensmittelverschwendung und Geringschätzung landwirtschaftlicher Tätigkeiten sind symptomatisch für diese Entwicklung. Umso wichtiger ist es, die Bedeutung des Ackerbodens und der darauf produzierten Lebensmittel und Rohstoffe wieder mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken.
Deshalb haben wir Verbraucher:innen und Landwirte gefragt, ob sie den Boden des Jahres kennen und welche Bedeutung er für sie hat. Sehen Sie selbst, was wir im Norden von München ausgegraben haben: