Porträt von Markus Peters, Pressesprecher im BBV
© BBV
Markus Peters, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbandes

„Tausend Bayern haben wir gefragt…“

Kommentar von Markus Peters, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbandes

15.03.2018 | In den 90er-Jahren gab’s auf RTL das „Familienduell“. Mit dem immer gleichen Satz („Hundert Leute haben wir gefragt…“) wurden darin irgendwelche Umfragen („Nennen Sie einen Käfigvogel.“) samt ulkiger Antworten („Hamster“) präsentiert. Solch schräge Umfragen haben es inzwischen bis in die Politik geschafft…

Aktuelles Beispiel: die Umfrage von Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz zum dritten Nationalpark. Tausend Bayern wurden dafür befragt und fast zwei Drittel haben sich für einen Nationalpark ausgesprochen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem interessanten Politikansatz! Das machen wir jetzt überall: Einfach diejenigen fragen, die gar nicht betroffen sind. Was soll man sich noch lange mit irgendwelchen Betroffenheiten aufhalten oder mit fachlichen Details? Einfach mal zufällig – oder wie Fachleute sagen: repräsentativ – ein paar Leute befragen und „Zack, die Bohne!“, fertig ist der politische Entscheidungsprozess. Das lässt sich auch auf andere komplizierte Sachen übertragen. Diesel-Fahrverbote in München? Klar, schließlich ist die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung weder als Pendler noch als Anwohner davon betroffen. Zack, her damit! Freibier für alle? Da findet sich bestimmt eine Mehrheit. Sollen die Brauer halt schaun, wo sie das Zeug herbekommen und wie sie ihr Geld verdienen!

Doch zum Glück funktioniert Politik anders als lustige Fernsehshows. Es zählen eben auch die, die wirklich betroffen sind. In Sachen Nationalpark sind das all jene, die ihre Flächen weiter nachhaltig bewirtschaften wollen und dafür alleine in der Rhön 11.600 Unterschriften gesammelt haben. Auch für den Umwelt- und Naturschutz ist das eine gute Nachricht. Schließlich haben so wunderbare Kulturlandschaften – und damit Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere – dort in der Rhön, entlang der Isar oder der Donau und in vielen anderen Regionen Bayerns erst durch Bewirtschaftung entstehen können. Weil die Umfrage das aber gar nicht abbilden kann, taugt sie nicht viel mehr als die lustigen Umfragen aus dem „Familienduell“.