Führende Vertreter von DBV, BBV, Österreichischen Bauernbund, Südtiroler Bauernbund und Schweizer Bauernverband auf der Bühne im Haus der bayerischen Landwirtschaft
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Führende Vertreter von Deutschem und Bayerischem Bauernverband, Österreichischem und Südtiroler Bauernbund sowie Schweizer Bauernverband diskutierten auf der Landesversammlung in Herrsching

Internationales Verbändepodium bei BBV-Landesversammlung

Verantwortung für den ländlichen Raum

02.12.2017 | Bei der Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes ist in diesem Jahr der Austausch über die unterschiedlichsten Organisationen und Landesgrenzen hinweg im Mittelpunkt gestanden.

Führende Vertreter von Deutschem und Bayerischem Bauernverband, Österreichischem und Südtiroler Bauernbund sowie Schweizer Bauernverband diskutierten auf der Landesversammlung in Herrsching über die Verantwortung der Bauernfamilien für die ländlichen Räume in Europa.

„Bei den aktuellen Vorschlägen für die EU-Agrarreform nach 2020 hat Agrarkommissar Hogan deutlich auch herausgestellt, wie wichtig die Agrarpolitik für die Stabilität der ländlichen Räume ist“, sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. Zum einen ist dies aus Krüskens Sicht notwendig, weil die Mehrzahl der UN-Millenniumsziele unmittelbar mit der Landwirtschaft verbunden ist.
 
Für ihn spielen die EU-Agrarpolitik und die europäischen Förderprogramme für den ländlichen Raum aber auch eine zentrale Rolle für die Zukunft der Europäischen Union: „Wo haben die EU-Skeptiker oder die Brexit-Befürworter ihre Unterstützer gefunden? Überwiegend auf dem Land, weil dort von der Politik zu wenig bewusst gemacht wird, dass gerade diese Regionen besonders von der EU unterstützt werden“, sagte Krüsken. „Es wäre völlig falsch nun angesichts der Finanzierungsanforderungen durch den Brexit, auf eine ausreichende Finanzierung der europäischen Politik zu verzichten und einfach in eine rigide Sparpolitik überzugehen. Durch das Gefühl des Abgehängtwerdens bei den Menschen in den ländlichen Räumen hätte das verheerende Folgen für die EU!“

Für den bayerischen Bauernpräsident Walter Heidl ist deshalb klar: „Wir müssen alles versuchen, um eine weiterhin stark finanzierte EU-Agrarpolitik zu erreichen und eine Renationalisierung auszuschließen. Und wir müssen auch verhindern, dass Landwirte im Haupterwerb durch neue Förderbedingungen gegen ihre Kollegen mit Einkommenskombination oder im Nebenerwerb ausgespielt werden. Die bayerische Struktur ist geprägt vom Nebeneinander von Voll-, Zu- und Nebenerwerb – und muss es auch bleiben. Es darf keinen Förderausschluss für Betriebe mit zum Beispiel Urlaub auf dem Bauernhof oder Nebenerwerbslandwirte geben.“ Um die flächendeckende Landwirtschaft und den Erhalt der Kulturlandschaft zu erhalten, ist für Heidl die Förderung für bäuerliche Familien entscheidend: „Um kleinere und mittlere Betriebe fördern, muss der Zuschlag auf die ersten Hektare gestärkt werden. Die Kappung dagegen nimmt großen Betrieben etwas, dieses Geld kommt aber nicht bei den Kleinen an.“

Auch Georg Strasser vom Österreichischen Bauernbund sprach sich für eine differenzierte Förderung der bäuerlichen Betriebe aus.  „Die Zeit des Wachsens und Weichens ist vorbei – oder sollte vorbei sein“, sagte Strasser. „Wir müssen deshalb gemeinsam um jeden Cent für die Bauernfamilien und die EU-Agrarpolitik kämpfen.“

Nötig dafür ist gesellschaftlicher Rückhalt für die Bauernfamilien. In der Schweiz gibt es deshalb bereits seit 1998 die Kampagne „Gut gibt’s die Schweizer Bauern“. „Wir müssen Politik und Verbraucher immer wieder aufs Neue von unserer Arbeit und unseren Erzeugnissen überzeugen“, sagte Urs Schneider vom Schweizer Bauernverband. „Schließlich produzieren Landwirte nicht nur Lebensmittel, sondern schaffen Kulturlandschaft – und damit die Grundlage für Tourismus, Handwerk und Handel“, sagte Leo Tiefenthaler aus Südtirol.

Eine existenzielle Herausforderung für die bäuerlichen Betriebe ist für Leo Tiefenthaler vom Südtiroler Bauernbund eine zunehmend restriktive und praxisferne Gesetzgebung. „Ein Deutscher mit einem italienischen Gesetzbuch ist eine Katastrophe“, beschrieb Tiefenthaler die Situation. „Gerade deshalb sind die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und der Austausch enorm wichtig. Es ist entscheidend zu wissen, wie in anderen EU-Mitgliedsstaaten die Vorgaben in der Praxis umgesetzt werden.“

Ein weiteres Problem: Die Rückkehr von großen Beutegreifern im Alpenraum, durch die Weidetiere und damit die Berglandwirtschaft bedroht sind. Tiefenthaler forderte deshalb: „Südtirol muss frei von Bär und Wolf sein!“ Unterstützt wird diese Forderung auch vom Bayerischen Bauernverband. „Es gibt keine Koexistenz von Weidehaltung und Wolf“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl.

 

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Vertreter von Bauernverbänden aus Bayern, Österreich, Schweiz und Südtirol auf der Bühne am Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching
Leo Tiefenthaler, Georg Strasser, Walter Heidl und Urs Schneider unterzeichneten in Herrsching ein gemeinsames Positionspapier.

Gemeinsam unterzeichneten der Bayerische Bauernverband, der Österreichische und der  Südtiroler Bauernbund sowie der Schweizer Bauernverband und die Landwirtschaftskammer Österreich ein Grundsatzpapier, in dem eine bessere Einbindung der Bauernfamilien bei europäischen Strategien für den Alpenraum – aktuell vor allem die EU-Strategie für die Alpen (EUSALP) - eingefordert wird.