Bauernhof in Bayern mit Bauern-Ehepaar davor
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Landwirtschaftliche Familienbetriebe sind Zukunftsmodell!

BBV-Präsidium zum internationalen Jahr der landwirtschaftlichen Familienbetriebe

31.01.2014 | Betrachtungen anlässlich des internationalen Jahres der Vereinten Nationen (UNO) in 2014 „Jahr der landwirtschaftlichen Familienbetriebe“

1. Bayerische Land- und Forstwirtschaft und ihre Bedeutung
Mehr als 80 Prozent der Landesfläche Bayerns werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. Von den insgesamt 3,2 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche bewirtschaften die bäuerlichen Betriebe 63 Prozent Ackerland und 36 Prozent Grünland. Die Waldfläche Bayerns umfasst 2,4 Mio. Hektar, von denen 52 % Privatwald sind und von rund 700.000 Privatwaldbesitzern gepflegt und erhalten werden. Neben Land- und Forstwirtschaft sind auch Sonderkulturen wie Hopfen und Wein, Garten-, Obst- und Gemüsebau wirtschaftlich bedeutend. Dies zeigt die große Bedeutung, die die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe für den ländlichen Raum in Bayern und deren Landbewirtschaftung für das attraktive Kulturlandschaftsbild Bayerns haben: die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft gewährleistet die Kulturlandschaft Bayerns; ohne Bäuerinnen und Bauern gäbe es sie nicht.

Die bayerische Landwirtschaft beschäftigt etwa 400.000 Arbeitskräfte haupt- und nebenberuflich, von denen rund 80 Prozent Familienangehörige sind. Die Land- und Forstwirtschaft Bayerns einschließlich des vor- und nachgelagerten Bereiches (z.B. Landmaschinenhersteller, Molkereien, Zuckerwirtschaft, Metzger- und Bäckerhandwerk) erreichte zuletzt einen Umsatz von rund 140 Mrd. Euro und steht für jeden siebten Arbeitsplatz in Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2012 und 2013). Damit werden mehr Arbeitsplätze als zum Beispiel durch die bayerische Autoindustrie sichergestellt. Die Landwirtschaft ist damit ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in und für den ländlichen Raum.

Wir haben in Bayern aktuell rund 112.000 Familienbetriebe. Die Betriebe werden zu quasi je zur Hälfte im Haupterwerb bzw. im Nebenerwerb geführt. Charakteristisch ist die Vielfältigkeit der Bewirtschaftungsformen und Betriebstypen.

Der Bayerische Bauernverband ist als Einheits- und Unternehmerverband mit rund 152.000 Mitgliederfamilien das Sprachrohr der bayerischen Landwirtschaft und vertritt die Interessen der dort arbeitenden Bäuerinnen und Bauern sowie von über einer Dreiviertelmillion Menschen im ländlichen Raum.
 


2. Leitbild für bäuerliche Land- und Forstwirtschaft mit Familienbetrieben

2.1 Bäuerinnen und Bauern sind Unternehmer im ländlichen Raum
Leitbild für den Bayerischen Bauernverband ist und bleibt die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft, in deren Mittelpunkt die eigenverantwortliche Unternehmerfamilie steht. Bäuerinnen und Bauern - im Haupt- und Nebenerwerb - sind Unternehmer im ländlichen Raum. Sie zeichnen sich durch eine fundierte Ausbildung, Einsatzbereitschaft, Kreativität und Verantwortungsbewusstsein aus. Dabei ist ihnen modernstes Wissen ebenso vertraut wie traditionelle, über mehrere Generationen hinweg erworbene Erfahrungswerte.

 

2.2 Bäuerliche Land- und Forstwirtschaft erfüllt vielfältige Aufgaben
Nach wie vor ist es die zentrale Aufgabe der Landwirtschaft, die Bevölkerung mit umwelt- und tiergerecht erzeugten, qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln zu versorgen und die Erzeugungsverfahren offen darzulegen. Aber die Aufgaben der bäuerlichen Land- und Forstwirtschaft sind vielfältig und erstrecken sich schon lange nicht mehr nur auf die klassischen Aufgabenfelder Ackerbau und Viehzucht. Vielmehr umfasst der Begriff der landwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit alle land- und forstwirtschaftlichen, bodengebundenen Tätigkeiten als solche und alle darüber hinausgehenden wirtschaftlichen Betätigungen im ländlichen Raum. Land- und Forstwirtschaft ermöglichen es nach wie vor, im Neben- und Haupterwerb unternehmerisch selbstständig tätig zu sein. Land- und Forstwirtschaft haben darüber hinaus im ländlichen Raum eine besondere Bedeutung als Kulturträger.

Die Land- und Forstwirtschaft leistet durch die Sicherstellung einer flächendeckenden, nachhaltigen und ressourcenschonenden Landbewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und zur wirtschaftlichen und landschaftlichen Attraktivität der ländlichen Räume. Bauernfamilien haben einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung der ländlichen Räume und Dörfer als Arbeits-, Wohn- und Lebensraum sowie als Freizeit- und Erholungsraum für die gesamte Gesellschaft. Diese landeskulturellen Leistungen sind standortgebunden und nicht importierbar. Sie können nur durch das Nebeneinander und die Vielfalt der verschiedenen bäuerlichen Bewirtschaftungsformen und Betriebstypen erfüllt werden.

Zu den vielfältigen Aufgaben und Tätigkeitsfeldern für die Land- und Forstwirtschaft zählen beispielsweise Dienstleistungen wie Landschaftspflege, regenerative Energie- und Rohstofferzeugung (nachwachsende Rohstoffe, Biogas usw.), Kommunalarbeiten und Urlaub auf dem Bauernhof. Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Nutzung der verschiedenen Vermarktungsmöglichkeiten und die Erschließung weiterer Marktbereiche für landwirtschaftliche Erzeugnisse (z.B. Direkt- und Regionalvermarktung, Ökolandbau). Darüber hinaus liegt ein zukünftig noch weiter auszuschöpfendes Potenzial in der Rolle der Bauern als Energiewirte und Lieferanten von nachwachsenden Rohstoffen. Die Land- und Forstwirtschaft kann durch die Bereitstellung regenerativer Energien und Baustoffe einen zusätzlichen, deutlichen Beitrag zur Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase leisten und damit die Umsetzung internationaler Verpflichtungen zum Klimaschutz unterstützen.


 
2.3 Nachhaltigkeit als Lebensgrundlage
Der Boden ist die Lebens-, Einkommens- und Existenzgrundlage für die Bauernfamilien. Den Boden als Ressource zu erhalten, liegt deshalb im ureigenen Interesse der Land- und Forstwirtschaft. Er darf zwar bebaut, aber nicht abgebaut werden – im Unterschied zum Verbrauch von Ressourcen zu Produktionszwecken in anderen Bereichen. Dieser Verantwortung vor allem auch gegenüber den nachfolgenden Generationen werden Bäuerinnen und Bauern gerecht. Bäuerliches Denken und Handeln ist darauf ausgerichtet, im Einklang mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit zu wirtschaften. Eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt dieses Verantwortungsbewusstseins ist die nachhaltige Sicherung des Eigentums.

Kernpunkt der Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21 ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialen Erfordernissen. Nachhaltigkeit umfasst deshalb nicht nur Umweltaspekte, sondern auch die Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und die Berücksichtigung sozialer Aspekte. Unsere Bäuerinnen und Bauern haben gegenüber ihren Familien sowie für die Sicherung der betrieblichen Existenz gerade auch ökonomische und soziale Verantwortung.

Das Ausbalancieren der unvermeidbaren Zielkonflikte zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem ist Daueraufgabe für Staat, Gesellschaft und für die Bauernfamilien in ihrer täglichen Arbeit. Im Bemühen um einen vertretbaren Ausgleich gilt der Grundsatz der Gleichwertigkeit zwischen den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Zielvorstellungen dürfen also nicht einseitig ausgerichtet sein, sondern müssen alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen und dabei auch den Markt beachten.

 

3. Erwartungen an Staat und Gesellschaft
Der Bayerische Bauernverband und seine Mitgliederfamilien stellen sich den Herausforderungen, die auf die Land- und Forstwirtschaft im Zuge nationaler, europäischer und weltweiter Entwicklungen zukommen.
Allerdings bedarf es fairer, verlässlicher und kalkulierbarer agrarpolitischer Rahmenbedingungen, um eine

  •  nachhaltige,
  •  unternehmerische,
  •  leistungsfähige,
  •  verbraucherorientierte,
  •  umwelt- und tiergerechte,
  •  dynamische und fortschrittliche,
  •  flächendeckende,
  •  und vielfältige Landbewirtschaftung

zu erhalten, in der auch den Gesichtspunkten der Gesundheit am Arbeitsplatz und der Arbeitserleichterung Bedeutung beizumessen ist.
Staat und Gesellschaft haben eine besondere Verantwortung für die Sicherstellung der multifunktionalen Leistungen der bäuerlichen Land- und Forstwirtschaft und für die nachhaltige Existenzfähigkeit bäuerlicher Betriebe. Der Bayerische Bauernverband hat deshalb folgende Erwartungen an Staat und Gesellschaft, die aufgegriffen und umgesetzt werden müssen.