Wildschwein in Pfütze
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Schwarzwild in Bayern weiter auf dem Vormarsch

Vielfältige Gründe für die Ausbreitung

Wildschweine, auch Schwarzwild genannt, sind nach den Rehen die häufigste Wildart in Bayerns Jagdrevieren. Das Schwarzwild ist ungebrochen auf dem Vormarsch und besiedelt schwarzwildfreie Gebiete in Bayern neu.

Die Jagdstrecke wird von Fachleuten als Weiser für die Entwicklung der Schwarzwildbestände herangezogen, da Wildschweine in der Natur nicht gezählt werden können.

Die amtliche Statistik weist einen dramatischen Anstieg der Schwarzwildstrecke in den letzten 35 Jahren um das 29-fache auf, in Schwaben sogar um das 138-fache! Im Jagdjahr 2015/2016 wurde mit über 85.000 Tieren eine weitere Rekordstrecke erzielt. Der Rückgang auf 60.875 im Jahr 2016/2017 ist vorrangig auf die Mast bei Eiche und Buche zurückzuführen, welche die Bejagung erschwerte.

Der Verlauf über die Jahre hinweg spiegelt zum einen die verstärkten Anstrengungen der Jäger und deren immer bessere Zusammenarbeit mit den Landwirten wider. Dafür gilt den Beteiligten ausdrücklich Anerkennung und Dank. Zum anderen belegt die Streckenentwicklung jedoch auch einen sehr hohen Grundbestand und die enorme Populationsdynamik des Schwarzwilds. Deshalb kommt gerade im Hinblick auf die aktuell hohe Gefahr des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest einer weiteren spürbaren Steigerung der Jagd eine entscheidende Bedeutung zu.

Die Entwicklung der Schwarzwildstrecke in ihrem Landkreis finden Sie hier: http://www.wildtierportal.bayern.de/wildtiere_bayern/084682/index.php

 

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Grafik zur Schwarzwildpopulation

Gründe für die Ausbreitung

Die Gründe für die Ausbreitung des Schwarzwildes sind vielfältig. Insgesamt haben sich die natürlichen Lebensbedingungen für das Schwarzwild besonders durch häufige Mastjahre bei Eiche und Buche, milde und schneearme Winter, längere Vegetationsperioden und veränderte Anbaustrukturen in der Landwirtschaft deutlich verbessert. Hinzu kommt eine zum Teil unverhältnismäßig hohe Verabreichung von Futtermitteln über unsachgemäße Kirrungen oder Ablenkfütterungen durch Jäger. Aufgrund der artbedingt hohen Vermehrungsrate mit bis zu über 300% des Grundbestands reagiert das Schwarzwild auf diese Verbesserungen der Lebensbedingungen mit einem massiven Zuwachs, der durch die Bejagung bislang bei weitem noch nicht abgeschöpft wurde.

Mit dem Anstieg der Schwarzwildbestände wachsen auch die vielfältigen Gefahrenpotenziale, v. a.:

  1. Gefahr des Ausbruchs der Schweinepest bei Wildschweinen und der Übertragung auf Hausschweine (v.a. bezüglich der Afrikanischen   Schweinepest aktuell deutlich erhöht!)
  2. Schäden in den Feldern an der Saat, dem Aufwuchs oder den Früchten
  3. Schäden im Grünland durch Umbrechen der Grasnarbe und Verunreinigung des Futters
  4. Schäden im Wald, z. B. Beschädigung von Kulturzäunen, Fressen der Saat (z.B. Eicheln)
  5. Verkehrsunfälle mit Sach- und Personenschäden

 

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Wildschweine im Wald

Wie das Schwarzwild bejagen?

Die amtliche Schwarzwild-Richtlinie enthält folgende Leitsätze zur zielgerichteten Bejagung, die auf die gemeinsamen Empfehlungen des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF), des Bayerischen Bauernverbandes, des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und des Landesjagdverbandes Bayern basieren:

  • Intensive Bejagung unter Nutzung aller zulässigen Jagdarten, v.a. Durchführung von revierübergreifenden Bewegungsjagden und Sammelansitzen. Forcierung des jagdlichen Übungsschießens.
  • Ganzjähriger Abschuss von Überläufern und vor allem von Frischlingen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, auch ohne Rücksicht auf deren körperliche Stärke.In der Zeit von Oktober bis Januar forcierte Bejagung von Bachen unter Erhöhung des Bachenanteils auf mindestens 10 % (möglichst sogar 20 %) der Gesamtstrecke unter Beachtung des Muttertierschutzes nach § 22 BJagdG.
  • Intensive Schwerpunktbejagung in den Feldrevieren, aber auch an der Wald-Feld-Grenze in den Sommermonaten, besonders während der Zeit der Milchreife von Mais und sonstigem Getreide. Nach dem Abernten der Felder verstärkte Bejagung in den Waldgebieten.
  • Beschränkung der Kirrung auf den geringst möglichen Umfang (1 Kirrplatz je 100 ha Revierfläche beschickt mit ca. 1 kg artgerechtem Kirrmaterial wie Getreide einschl. Mais, Waldfrüchte). Abstimmung über die räumliche und zeitliche Verteilung der Kirrung zwischen den Revieren.
  • Intensivierung des zielgerichteten Informationsaustausches zwischen Landwirten, Waldbesitzern und Jagdpächtern über Wildschäden und den Einsaatzeitpunkt gefährdeter Kulturen. Dazu stellt die LFL die Bürgerplattform Wildtiere in Bayern zur Verfügung (www.wildtib.bayern.de)


Wichtig sind ortsangepasste Lösungen und Bejagungsstrategien unter Einbindung aller Betroffenen, das sind Jagdgenossen, Jäger, Eigenjagdbesitzer und Staatswaldbewirtschafter. Dazu bietet sich die Bildung von tatkräftigen Arbeitsgemeinschaften an. Über diese Richtlinie hinaus setzt das bayerische Landwirtschaftsministerium auf ein Maßnahmenpaket, in das Erkenntnisse des vom Bayerischen Bauernverband initiierten Projekts „Brennpunkt Schwarzwild“ einflossen. Auf Wunsch der Betroffenen vor Ort sollen allen rechtlich zulässigen Möglichkeiten ausgeschöpft werden z.B.:

  • Installation von Fangeinrichtungen (Saufänge, Frischlingsfallen)
  • Einsatz von Nachtzieltechnik (Nachtsichtvorsatzgeräten und Taschenlampen)
  • Jagdzeitverlängerung
  • Forcierung der revierübergreifenden Bewegungsjagden und Sammelansitze
  • Nutzung der Bürgerplattform Wildtiere in Bayern (WilTIB) als Informations- und Kommunikationsplattform zur ASP

 

Maßnahmenpaket des StMELF zur wirksamen Reduktion der Schwarzwildbestände

Über diese Richtlinie hinaus setzt das bayerische Landwirtschaftsministerium auf ein Maßnahmenpaket, in das Erkenntnisse des vom Bayerischen Bauernverband initiierten Projekts „Brennpunkt Schwarzwild“ einflossen.

Mit Blick auf die spürbar gestiegene Gefahr des Ausbruchs der ASP gewinnen die im Maßnahmenpaket ergänzend zu den o.g. Richtlinien genannten Jagdmethoden besondere Bedeutung (http://www.wildtierportal.bayern.de/mam/cms12/startseite/dateien/massnahmenpaket_schwarzwild.pdf). Dies sind:

  • Installation von Fangeinrichtungen (Saufänge, Frischlingsfallen)
  • Einsatz von Nachtzieltechnik (Nachtsichtvorsatzgeräten und Taschenlampen)
  • Jagdzeitverlängerung

Weiteres Expertenwissen zum Schwarzwild, Schäden und dessen Bejagung finden Sie unter: http://www.wildtierportal.bayern.de/wildtiere_bayern/100707/index.php