Besuch der Staatsministerin Michaela Kaniber
© Joachim Reuß
Staatsminister Michaela Kaniber mit (von links) Präsident Stefan Köhler, Kreisbäuerin Martina Wild und Kreisbomann Michael Stolzenberger

Staatsministerin Michaela Kaniber in Gelchsheim

Dringende Forderungen der Landwirte berücksichtigen

26.07.2018 | Die Themenpalette reichte von dringenden Regelungen in der Schweinehaltung bis zum Abbau unnötiger bürokratischer Vorgaben für Landwirte. Ministerin Kaniber trat entschlossen und selbstbewusst auf. Dringende Probleme hat sie bereits in ihrer noch kurzen Amtszeit schon gelöst.

Eine Delegation des Bauernverbandes Würzburg traf sich am 24.07.2018 in Gelchsheim zu einem Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber

Schweine haltende Betriebe haben derzeit große Probleme!

Dabei stellte der 31-jährige Landwirt Thomas Hahn seinen Betrieb vor. Neben seinem Ackerbau in guter Gaulage hält er 120 Zuchtsauen und rund 600 Mastschweine. Besonders problematisch ist für ihn, dass die vor wenigen Jahren nach Empfehlungen der Fachbehörden errichteten Stallungen wieder umgebaut werden sollen. So seien die zum Bauzeitpunkt favorisierten Kastenstände heute zu klein. Ein Umbau wäre teuer und könne das gesamte Stallsystem in Frage stellen, so Hahn. Auch bei der nach seiner Meinung notwendigen Kastration der Ferkel  müsse ab 01.01.2019 ein Tierarzt eine teure Narkose durchführen, obwohl im benachbarten Dänemark eine lokale Betäubung ausreicht, erläutert Hahn. Schon bisher versucht er die Wünsche der Verbraucher in besondere Weise zu erfüllen und beteiligte sich bereits beim Tierwohlprogramm. Eduard Mack vom Fleischerzeugerring sieht bereits eine Endzeitstimmung in der Schweinehaltung, sofern die vor allem für kleinere Betriebe teure Tierarztkosten anfallen. Unsere gut ausgebildeten Tierhalter sind bereit sich weiteres Wissen anzueignen und eine fachlich perfekt angewandte lokale Betäubung vorzunehmen, so Hahn.

Ministerin Kaniber kennt die Problematik und sucht selbst dringend nach Lösungen, so sie selbst. Sie ärgere sich über andere Parteien, die ohne sich fachkundig zu machen pauschale Ablehnung in dringenden Fragen an den Tag legen und damit Entscheidungen blockieren. Bei Tierschutzdemonstrationen habe sie schon bei direkten Gesprächen mit Demonstranten erlebt, dass die meist jungen Studentinnen über die Hintergründe der Demonstration nicht mal Bescheid wussten.  Dennoch habe sie erreicht, dass zumindest die bestehende Ausnahmeregelung bei der Kastration um möglichst weitere 5 Jahre verlängert werden soll. Der Bundesrat müsse aber noch zustimmen. Für die Ministerin ist der Bestandsschutz nicht verhandelbar. Nur wenn dieser uneingeschränkt gilt sind Landwirte bereit auch künftig zu investieren. Förderungen neuer Stallungen steht die Ministerin generell kritisch gegenüber.

Biogasanlagen in den Energiemix mit einbeziehen!

Im Rahmen der Bioenergie Gelchsheim betreiben 9 Landwirte gemeinsam eine Biogasanlage mit einer Dauerleistung von 537 KW elektrischer Energie. Dabei wird neben der Stromproduktion ein Nahwärmenetz bedient, das 30 Haushalte und das örtliche Schwimmbad mit Wärme versorgt. Die Jahres-Stromproduktion von 4,5 Mio. KWH reicht für rund 1000 Haushalte.

Seit 2012 federt die Anlage im Rahmen der Strom-Direktvermarktung Verbrauchsspitzen bei Strom und Wärme mit dem dafür zusätzlich errichteten Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 900 KW bedarfsgerecht ab. Eine wichtige Grundversorgung, die andere regenerative Energien wie Strom und Wind sinnvoll ergänzt, so das Geschäftsführertrio aus Sebastian Fenner, Joachim Reuß und Stefan Leimig. Neben spitzfindigen Auslegungen bei der neu geregelten Düngeverordnung stellt sich für die Landwirte eine Hauptfrage: Wie geht es nach dem auf 20 Jahre festgelegten Förderzeitraum weiter? Um Investitionen rechtzeitig anzugehen ist es dringend nötig dafür eine – möglichst positive Entscheidung – zu treffen, da der Restzeitraum bereits auf 9 Jahre geschrumpft ist, so die Geschäftsführer. Die aktuelle Perspektive sich bei einer breit angelegten Ausschreibung bei fallenden Stromabnahmemengen und einem evtl. Überangebot an Strom zu beteiligen, führt eher zur Einstellung des Betriebes.

Ministerin Kaniber versicherte auch diese Anliegen mitzunehmen. Aktuell hält sie den Ersatz von Mais durch Wildblütenmischungen für interessant und förderwürdig.

Was Landwirte sich noch wünschen:

Bürokratische Auflagen für Landwirte, Regelungen zum Mindestlohn sowie kurzfristigen Beschäftigung, die Problematik mit Wolf, Nilgänsen und weitere wurden ausgiebig besprochen. Präsident Stefan Köhler und  Kreisobmann Michael Stolzenberger hatten stets praktische Beispiele und Lösungsvorschläge parat. Kreisbäuerin Martina Wild wünschte sich eine weitere aktive Förderung der Staatsregierung für Schüler-Informationstage auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Die angesprochen Forderungen versprach die Ministerin mit Elan und Tatkraft anzugehen. Dass sie dies genauso sieht und bereits in dieser Richtung agiert, erläuterte Kaniber und plauderte aus dem Nähkästchen. Insgesamt will sich die Ministerin in allen Bereichen schützend vor „ihre Landwirte“ stellen und freut sich in diesem Schlüsselministerium viel zu erreichen. Gerade für Nordbayern hat die Regierung bereits zahlreiche Pilotprojekte bewilligt um sich auf den Klimawandel einzustellen, so Kaniber. Die Bauernvertreter wünschen sich mehr Entscheidungen nach wissenschaftlichen Vorgaben und nicht nach Emotionen.

Im Anschluss an das Arbeitsessen mit vielen weiteren Themen sprach die Ministerin in der Deutschherrenhalle in Gelchsheim zum Thema „Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft“ und ging nach ihrem Referat von Tisch zu Tisch um in direkten Kontakt mit den rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu kommen.

© Joachim Reuß
Besichtigung der Biogasanlage in Gelchsheim
Zum Besuch von Staatsministerin Michaela Kaniber besichtigte eine Delegation des Bauernverbandes und der CSU zwei landwirtschaftliche Betriebe in Gelchsheim (Bild auf Gelände der Bioenergie Gelchsheim). Die Ministerin kam beim darauffolgenden Arbeitsessen mit dazu und diskutierte landwirtschaftliche Forderungen.