Die Landfrauen beim Brunch mit den Landtagskandidaten
© BBV Thomas Müller
Beim köstlichen Brunch von links: Angelika Karg, stv. Kreisbäuerin Maria Lidl, die Landtagskandidaten Andreas Kahl (Bündnis 90/Die Grünen), Martin Zeil (FDP), Susann Enders (Freie Wähler), Dominik Streit (SPD) und Harald Kühn (CSU) sowie Kreisbäuerin Christine Sulzenbacher

Bauernhofbrunch der Landfrauen mit Landtagskandidaten

Bauern brauchen Rückendeckung und Verlässlichkeit

11.09.2018 | Bäuerinnen und Bauern stehen vor großen Herausforderungen. Die Ansprüche von Verbrauchern und Gesellschaft werden immer höher, Märkte und Handelskonzerne setzen die Erzeugerpreise unter enormen Druck. Damit landwirtschaftliche Betriebe diesen Spagat schaffen, brauchen sie verlässliche politische Unterstützung

Austausch mit der Politik bei Familie Högg in Altenstadt mit kulinarischen Köstlichkeiten

Um sich hierzu mit Landtagskandidaten verschiedener Parteien auszutauschen und die Anliegen der Landfrauen an die Politiker heranzutragen, luden Kreisbäuerin Christine Sulzenbacher, die stellvertretende Kreisbäuerin Maria Lidl und die Mitglieder der Kreisvorstandschaft der Landfrauen auf den Betrieb der Familie Högg in Altenstadt ein.

„Mit 30 Milchkühen und etwa 30 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche ein klassischer „normaler“ Milchviehbetrieb im Landkreis“, wie Matthias Högg, Juniorbetriebsleiter, einleitend erklärte. Bei den verschiedenen angesprochenen Themenbereichen wurde die Komplexität und Vielschichtigkeit der einzelnen Bereiche schnell deutlich.

Landwirte profitieren meist nicht von steigenden Verbraucherpreisen

Am Beispiel Milch machte Anita Weber deutlich, dass nach Ihrer Einschätzung die Landwirtschaft oft nicht von steigenden Verbraucherpreisen profitiert. Während Andreas Krahl von den Grünen eine zu hohe Milcherzeugung in Deutschland als wesentliche Ursache für die schlechten Preise sieht, erteilte Martin Zeil von der FDP einer staatlichen Reglementierung der Milchmenge eine klare Absage. „Die Milchquote war ein Schuss in den Ofen“, so der frühere bayerische Staatsminister. Der massive und weiter zunehmende Bürokratismus ist bezeichnend für fast alle Bereiche. „Mit der neuen Düngeverordnung werden der Landwirtschaft große Steine in den Weg gelegt“, sagte Maria Lidl und forderte hier die Politik auf, mögliche Spielräume zu nutzen. „Beispielsweise seien die starren Sperrfristen bei der Gülleausbringung oft hinderlich für eine optimale Nutzung“, so Lidl. Auch bei der geforderten Ausbringtechnik wird gerade für die kleinstrukturierte Landwirtschaft Nachbesserungsbedarf gesehen.

Unterschiedliche Ansichten beim Diskussionspunkt "Agrarförderung"

Bei der Weiterentwicklung der Agrarförderung wurden die unterschiedlichen Bewertungen deutlich. Zwar wurde von keinem der Anwesenden die Abschaffung der sogenannten „ersten Säule“ gefordert. In der Gewichtung oder Verteilung zwischen „erster“ und „zweiter Säule“, das heißt zwischen der Betriebsprämie einerseits und einer Förderung nach Kulturlandschaftsprogramm bzw. Vertragsnaturschutz andererseits würden Andreas Krahl von den Grünen und auch Dominik Streit von der SPD die Gelder in Richtung zweiter Säule verschieben. Dem erteilte Harald Kühn von der CSU eine klare Absage. Vom Grundsatz solle an der bisherigen Fördergestaltung festgehalten werden. Nach seiner Überzeugung braucht es einen ganzheitlichen Ansatz von Steuer-, Umwelt-, Jagd-, Baurecht, etc. „Und hier sei die Politik gefordert“, so Kühn.

Bildungsarbeit zur Landwirtschaft in Schulen muss dringend verbessert werden

Übereinstimmende Zustimmung gab es bei der Forderung von Angelika Karg, die Bildungsarbeit zur Landwirtschaft in den Schulen zu verbessern. „Hier wird oft ein falsches Bild von der Landwirtschaft gezeichnet“, berichtet Karg aus eigener Erfahrung mit ihrem Sohn. Jeder Grundschüler sollte wenigstens einmal einen Bauernhof besucht haben und auch in den weiterführenden Schulen müsse Landwirtschaft weiter thematisiert werden.

Eine wichtige Forderung von Kreisbäuerin Sulzenbacher an die Politik war, dass bei der Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen Wert auf regionale Produkte gelegt wird und nicht nur nach dem „Billigstprinzip“ eingekauft wird.

Medizinische Unterversorgung und Hebammenmangel durch verfehlte Regierungspolitik

Viel Zustimmung bekam die von Angelika Welz vorgebrachte Forderung nach einer flächendeckenden medizinischen Versorgung im ländlichen Bereich und auch bei der Geburtsversorgung mit Hebammen. Susann Enders von den Freien Wählern sieht die Ursachen der heutigen Missstände in einer verfehlten Regierungspolitik der letzten Jahrzehnte. „Dabei wäre die Umsetzung einfach, aber das Gesamtprogramm müsse stimmen“, so Enders.

Der gemeinsame Austausch wurde von allen Beteiligten als sehr interessant und wichtig gesehen. Am 14. Oktober werde es sich dann zeigen, welche politischen Ansätze zum Tragen kommen. Dies macht die Notwendigkeit und Wichtigkeit deutlich, sich an der Wahl zu beteiligen.

© BBV Thomas Müller
Die Landfrauen und Politiker auf dem Hof der Familie Högg
Auif dem Betrieb der Familie Högg in Altenstadt:
von links: Andreas Krahl (Bündnis 90/Die Grünen), Kreisbäuerin Christine Sulzenbacher, stv. Kreisbäuerin Maria Lidl, Elisabeth Schödlbauer, Susann Enders (Freie Wähler), Anita Weber, Angelika Karg, Birgit Waldmann, Dominik Streit (SPD), Monika Blum, Harald Kühn (CSU), Martin Zeil (FDP), Johann, Kathrin und Matthias Högg (Betriebsleiterfamilie)