Wolf Bär Rosenheim
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Wolf und Bär in der Region Rosenheim

Offener Brief an Landtags-, Bundestags- und Europaabgeordnete im Landkreis Rosenheim

27.04.2023 | Offener Brief an die Abgeordneten des Landkreises Rosenheim im Landtag, Bundestag und Europaparlament

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

durch die aktuellen massiven Nutztierrisse im Berggebiet in Rosenheim von Wolf und Bär sind die Rosenheimer Weidetierhalter, vor allem die Bergbauernfamilien, extrem beunruhigt und in größter Sorge. Die sich drastisch ausbreitende Population von Wölfen und jetzt auch der Bär, die ohne Scheu extrem nah an Häuser und Stallungen kommen, bedrohen unsere Almwirtschaft, die einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat und einen erheblichen Beitrag für den flächenhaften Erhalt unserer vielfältigen Kulturlandschaft leistet. Zudem zählt unsere Almbewirtschaftung zu den natürlichsten und artgerechtesten Tierhaltungsformen. Mit der Rückkehr des Wolfes und des Bären und dem starken Schutzstatus der Tiere wird unsere Arbeit, aber auch unser Leben im Berggebiet gerade auf den Kopf gestellt.

Gerade jetzt müssen die Tiere auf die Weideflächen und unsere Bauernfamilien wissen sich keinen Rat, ob sie das Risiko für das Leben ihrer Tiere eingehen sollen. Andererseits haben viele Betriebe keine Futteralternative als Ihre Almflächen. Obendrauf haben viele Weidehalter vertragliche, an die Kulturlandschaftsprogramme des Staates gebundene Verpflichtungen die Tiere auf die Weide zu treiben, um die einzigartige Artenvielfalt der Almweiden zu erhalten.

Ein Schutzzaun oder andere Herdenschutzmaßnahmen zeigen keine Wirkung, dies bestätigen besonders tragisch die letzten Risse, zumal sich die Almflächen in einem nicht schützbaren Gebiet befinden. Es ist unmöglich unsere weitläufigen, oft steinigen, extrem steilen Almflächen mit kilometerlangen massiven Schutzzäunen auszustatten. Dadurch würden auch andere heimische Wildtiere ihren Lebensraum verlieren, hingegen der Wolf und der Bär diese oftmals überwinden können.

Weitere Vorschläge, die Tiere abends in den Stall zu holen, sind aufgrund der Weitläufigkeit und der Entfernung der Almwiesen zu den Ställen (oft im Tal) nicht möglich.

Unsere Tiere müssen jetzt geschützt werden, Entscheidungen zur Entnahme in nicht schützbaren Gebieten müssen jetzt getroffen werden.

Die Weidesaison 2023 wird sonst nicht nur durch unmittelbare Risse, sondern durch hohe Verluste in Folge von panischen Ausbrüchen oder abstürzenden Tieren ein trauriges Kapitel mit schwerwiegenden Nachwirkungen für unsere alpine Kultur haben.

Nervöse und aufgeschreckte Weidetiere werden auch die Unfallgefahr für Bergsteiger und Urlauber deutlich erhöhen.

Für die Menschen, die im Berggebiet leben, ist die aktuelle Situation untragbar. Die Arbeit, das Leben rund um ihre Häuser und Höfe ist mit allgegenwärtiger Sorge und Ängsten begleitet. Der Schulweg, der Weg zum Nachbarn ist für unsere Kinder nicht mehr ohne Auto denkbar. Die Bewohner im Süden Rosenheims wollen keine Versuchskaninchen für die deutsche Politik sein. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass eine Koexistenz von großen Beutegreifern und Menschen in einer so dicht besiedelten und von Kulturlandschaft geprägten Region wie Rosenheim nicht möglich ist.

Unsere Landschaft in Bayerns Herzen mit ihrer hohen Biodiversität und Artenvielfalt, den reizvollen Wander- und Erholungsgebieten und dem Lebensraum zahlreicher Familien ist mit der Gegenwart von Wolf und Bär in Gefahr.

Mit freundlichen Grüßen         

 

gez.                                                                            gez.

Josef Andres                                                             Katharina Kern

Kreisobmann                                                            Kreisbäuerin