20221208 Räuchern GAP_1.jpg
© Vreni Simon
Martina Guglhör bei ihrem Vortrag in Krün

Der besondere Duft der heiligen Nächte

Martina Guglhör referierte über Räuchern während den Raunächten

04.01.2023 | Die Ursprünge des Räucherns gehen bis in die frühen Menschheitsepochen zurück. Die Räucherzeremonie war damals ein Teil der achtsamen Art, mit Himmel und Erde umzugehen. Auf alten Bauernhöfen wurde schon seit dem Mittelalter geräuchert. Gerade in der dunklen Jahreszeit besinnen sich viele wieder auf Althergebrachtes und lassen diese alten Bräuche wieder aufleben.

Die zwölf Raunächte zwischen dem 24.12. und dem 06.01. sind eine geheimnisvolle Zeit. Sie werden als Weihnächte, Rau(h)nächte oder Glöckelnächte bezeichnet und gehören laut Mondkalender weder zum alten noch zum neuen Jahr. Verschiedene Mythen ranken sich um diese Zeit, so z.B. auch das Räuchern für Haus und Hof.

Die stellvertretende Seehausener Ortsbäuerin Martina Guglhör ließ in der Weihnachtszeit dieses althergebrachte Ritual in zwei Vorträgen aufleben und informierte jeweils ca. 40 Teilnehmer/innen am 08.12.2022 im Sitzungssaal des Krüner Rathauses und am 15.12.2022 im Feuerwehrhaus Ohlstadt über die Mythen, den Ursprung und den Sinn des Räucherns in Haus und Hof. Besonders gespannt lauschten die Zuhörer/innen den Erzählungen über die eigenen Erfahrungen der Referentin mit diesen Bräuchen.

© M. Guglhör
20221208 Räuchern GAP_2

Aus dem langjährigen Erfahrungsschatz der Referentin

Martina Guglhör nimmt die getrockneten Kräutern sowie die verschiedenen Harze und befüllt damit ihre Räucherpfanne. Anschließend nimmt sie die heiße Glut aus dem Ofen und legt sie in die Räucherpfanne. Sobald die Harze und die getrockneten Kräuter brennen, geht man damit von Raum zu Raum und betet dabei einen Rosenkranz. Auch das Weihwasser darf nicht fehlen zum Segnen der Räume sowie auch eine Kerze, die von einem Familienmitglied mitgetragen wird. Sie steht für das Licht. Jede Familie macht das auf ihre eigene Art und Weise. Die Fenster sind dabei geschlossen. Nach dem Räuchern werden die Fenster und die Haustüre wieder aufgemacht, damit Ungutes, Ballast, Kummer und Sorgen gehen können, mit dem ein Haus behaftet sein kann.

Jede Pflanze hat ihre Bedeutung und Wirkung, wie auch die Harze. Der weiße Salbei z.B. ist eine sehr stark reinigende Pflanze und erfrischt den Geist und das Gedächtnis. Der Weihrauch reinigt und verbindet uns mit dem Göttlichen. Die Myrrhe wirkt beruhigend und sie erdet uns. Zusammen bilden sie ein Paar des „ Göttlichen Wohlgeruchs“. Martina Guglhör verwendet zusätzlich gerne das Styrax-Harz. Das Harz verströmt einen balsamischen, süßlichen Duft, fast wie Vanille. Auch heimische Harze eignen sich hervorragend wie z.B. Fichtenharz und Tannenharz. Sie werden als Schutzräucherungen verwendet. Räucherungen mit Tannen-Harz, so hieß es noch in alten Kräuterbüchern, stärkten die Nerven, machten kräftig und mutig.

Weit verbreitet war früher auch der Brauch, aus dem geweihten Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt am 15. August Kräuter zu zupfen und diese dann während der Raunächte zu räuchern.

"Der Brauch des Räucherns ist etwas ganz Besonderes, um zur Ruhe zu kommen und wieder in sich hineinzuhören. In der ganzjährigen Hektik des Alltags sind die Menschen zu sehr beschäftigt, deshalb eignet sich die Zeit wischen Weihnachten und Dreikönig besonders, mit alten Bräuchen zur Ruhe zu kommen, die Sinne neu zu schärfen und um sich wieder neu auszurichten", so die Seehausener Räucherexpertin.