Landfrauenfrühstück
© Hannelore Summer
v.l. Kreisobmann Michael Klampfl, stellv. Kreisbäuerin Heidi Wenig, Domprobst Dr. Michael Bär, Kreisbäuerin Rosmarie Mattis

Landfrauenfrühstück

Bäuerlicher Jahreskreis prägt Liturgie

20.03.2019 | Seit 12 Jahren treffen sich die Landfrauen des Bayerischen Bauernverbands an einem Samstag im Frühjahr im Donaucenter zu reichlichem Frühstück, lockerem Gedankenaustausch und einem anregenden Vortrag.

Heuer hatte Kreisbäuerin Rosmarie Mattis einen besonderen Referenten vorgesehen: Bischof Stefan Oster hatte zugesagt, mit den Frauen über die Zukunft der Kirche zu reden. Doch am Freitagnachmittag erreichte sie die Nachricht, dass der Bischof wegen eines Notfalls in der Familie den Termin absagen musste. Genauso überrascht wie Mattis war Domprobst Dr. Michael Bär, dass er kurzfristig einspringen musste. Was der Bischof gesagt hätte, das wisse er auch nicht, gestand er. Aus seinem eigenen Erleben schilderte er, wie sehr sich Kirche, Landwirtschaft und Gesellschaft auseinander entwickelt haben. Der 57 jährige ist in Ramsdorf auf einem kleinen Hof aufgewaschen. 30 Tagwerk Grund, Wald, ein paar Kühe, Schweine, Hühner haben vor 50 Jahren noch eine Familie ernährt. Der bäuerliche Jahreskreis hat die Liturgie in der Kirche geprägt und die Kirche den Lebensrhythmus der Gemeinschaft: Morgengebet, schwere Arbeit, die sie stolz machte und zufrieden, Feierabend mit Gebetläuten, Sonn- und Feiertage. Als Bär mit 10 Jahren nach Passau ins Internat kam hat die Familie die Kühe abgeschafft, 100 Schweine, Zuckerrüben und Gurken ernährten dann die Familie. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1987 und Stationen als Gemeindepfarrer, Präses der Kolpingfamilie, und Caritasdirektor kümmert sich Bär heute als Domprobst um den Dom und um die Seelsorge der Migranten. Der Grund des elterlichen Hofes ist verpachtet, der alte Stall Partykeller. Bauern bewirtschaften große Flächen, sie sitzen oft bis spät in die Nacht auf dem Bulldog. Viele kämpfen als Einzelkämpfer ums überleben.
Wenn er mit Menschen über die Kirche spreche, sei die größte Sorge, dass nur noch wenige bereit seien, in der Gemeinde und der Liturgie Ehrenämter zu übernehmen, erzählte Bär. „Wo sind die Leute?“ fragte er. In der Diskussionsrunde nach seinem Vortrag hatte die 14 jährige Anja Maidl als einzige den Mut auf die Bühne zu kommen. Sie sagte, dass junge Menschen die Sprache der Kirche nicht mehr verstehen.
Viele Teilnehmerinnen nutzten das Angebot, ihre Fragen auf Zettel zu schreiben. Einige wollten wissen, warum sich Priester, die Kinder haben, ihr Amt verlieren, wenn sie sich zu ihren Kindern bekennen. Ein wichtiges Thema war, dass der Bischof Jugendliche erst mit 16 Jahren firmen will. Bär begründete das so, dass die Jugendlichen mit 16 reife Menschen seien, die sich bewusst für die katholische Kirche entschieden. Das Bistum wolle es einfach mal probieren. Viele der Mütter und Großmütter meinten, dass man Jugendliche mit 13 noch leichter für die Kirche begeistern könne als mit 16.
Nach wie vor seien es aber Menschen aus der Landwirtschaft, die sich in der Kirche engagieren, betonte BBV-Kreisobmann Michael Klampfl in seinem Grußwort. Deswegen habe es ihm sehr weh getan, dass die Kirche so für das Volksbegehren Artenschutz geworben habe, dass sich massiv gegen die Bauern wende. Bär antwortete, er hab entschieden nicht zu unterschreiben, obwohl etwas geschehen müsse und in der Vergangenheit in der Flurbereinigung viele Fehler gemacht worden seien. Aber er sei froh, dass das Volksbegehren erfolgreich war, denn jetzt kämen Landwirte, Politiker und Naturschützer miteinander ins Gespräch.
Auch Liane Sedlmeier erwähnte das Volksbegehren in ihrem Grußwort. Als Flächengemeinde arbeite die Stadt Osterhofen sehr gut mit den Landwirten zusammen. Artenschutz sei eine Angelegenheit aller gesellschaftlichen Bereiche, betonte sie. Sie hoffe, dass auch im Landkreis Deggendorf bald ein Landschaftspflegeverband gegründet werde und dann Aufträge zur Landschaftspflege an die Landwirte vergeben könne. Sie dankte den Landwirten, dass sie viel Grund für den Hochwasserschutz hergegeben haben.
Johannes Zitzelsberger umrahmte den entspannten, anregenden Vormittag mit Musik aus seiner Ziehharmonika.
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Hannelore Summer

Journalistin

 

© Hannelore Summer
Landfrauenfrühstück 2019
Die Ehrengäste (v.l.) Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, Kreisbäuerin Rosmarie Mattis und Domprobst Dr. Michael Bär mit (v.r.) Kreisobmann Michael Klampfl, stellv. Kreisbäuerin Heidi Wenig und BBV-Geschäftsführerin Ingrid Ecker