Galgweis-BBV-Vertreter-Politiker
© Hannelore Summer
BBV-Vertreter und Politiker beim Besichtigen der Blühstreifen am Feld der Familie Mattis

BBV-Vertreter treffen sich mit den Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahlen

Was Landwirte für die Natur tun

31.07.2018 | Freiwillige Leistungen wie Blühstreifen zeigen, dass die Landwirte durchaus etwas tun, um Landschaftsbild zu gestalten und Lebensraum für Insekten zu schaffen

Landwirte stehen unter Druck. Landschaftsbild und Natur, Gesundheit und Ernährung sind Themen, die sehr emotional diskutiert werden. Weil Landwirte ihre Arbeit im Freien machen und viele dabei zusehen können, spitzen sich in der Landwirtschaft gesellschaftliche und politische Probleme und Träume zu. Das wurde bei einem Treffen in Osterhofen-Galgweis zwischen Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Bauernverbands und den Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahlen deutlich.

Gekommen waren die Kandidaten für die Landtagswahl: Oliver Antretter (CSU), Dr. Bernd Vilsmeier (SPD), Kenneth Kooter (FDP), Christian Heilmann (Bündnis 90, de Grünen), Thomas Pfeffer (Bayernpartei) und Christian Kerschl (ÖdP), die Bezirkstagskandidaten Margret Tuchen (CSU), Ewald Straßer (SPD), Christian Heilmann (Bündnis 90/Die Grünen), Fabio Sicker (AfD) sowie Stefan Hölzl (Die Linke)

„Es kann ja sein, dass Sie gewählt werden“, begrüßte Kreisbäuerin Rosmarie Mattis die Gäste. Deswegen sei es gut, wenn sich Bauern und Politiker bereits im Vorfeld der Wahl kennenlernen und im Gespräch bleiben. Im Dialog kann man vielleicht Beziehungen wieder herstellen, die verloren gegangen oder undurchschaubar geworden sind. Für die Landfrauen forderte sie vor allem mehr Bildung an den Schulen und pädagogischen Einrichtungen, die Wissen über Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln vermitteln, sowie die Förderung des ländlichen Raums. Pflege, medizinische Versorgung und Geburtshilfe sowie Fortbildungsangebote müssen gestärkt werden.

Josef Waas, stellvertretender Kreisobmann Deggendorf wollte vor allem Verständnis für die Landwirtschaft wecken und auf den Wahlkampf einwirken. Denn die Landwirtschaft allein könne nicht für alles verantwortlich gemacht werden. Er bat um eine sachliche Diskussion. Insekten leiden auch darunter, dass so viele Flächen versiegelt werden. Welche Rolle die LEDs in der Straßenbeleuchtung als Lichtfallen spielen müsse erst erforscht werden. Bei der Diskussion um das Herbizid Glyphosat, dass alle Pflanzen abtötet, werde nur über die Landwirtschaft gesprochen, nicht aber über dessen Einsatz in Hausgärten, kommunalen Flächen und durch die Bundesbahn. Oft werde über ein Bild der Landwirtschaft diskutiert, das es in der Realität nicht gebe.

Probleme und gesellschaftliche Defizite zu benennen, Wünsche zu formulieren ist das einfach. Schwieriger ist es, in einem Gewirr von Emotionen und Zuständigkeiten in einem demokratischen Meinungsbildungsprozess innerhalb der Parteien, Schritte dahin aufzuzeigen. Die Vertreter der CSU mussten sich von Christian Heilmann die Frage gefallen lassen, warum sie die Forderung nach einem Schulfach „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ schulartübergreifend in den Klassen 1-10 noch nicht eingeführt haben, wo sie doch seit 60 Jahren an der Macht ist. Margret Tuchen gab zu bedenken, dass sich in der Politik gesellschaftliche Strömungen widerspiegeln. Die Bedeutung der Hauswirtschaft habe abgenommen.

Alle gaben Ewald Straßer recht, als er forderte, dass die Verbraucher wieder bewusster und regional einkaufen müssen. Kenneth Kooter bezweifelte, dass alleinerziehende Mütter genügend Zeit und Geld dafür haben, solange sie unter prekären Bedingungen leben und arbeiten müssen. Fabio Sicker meinte regional es genüge nicht, man müsse auch schauen, wie die Produkte hergestellt werden. Thomas Pfeffer sah ein großes Defizit in der Verbraucherbildung, Christian Kerschl sah da vor allem die Pädagogen und Erzieher in der Pflicht, zu informieren. Bernd Vilsmeier kritisierte, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen wie Lebensmittel wachsen und beispielsweise Beeren aus dem Garten nicht zu schätzen wissen. Stefan Hölzl sah die Art, wie wir wirtschaften, nicht als Naturgesetz sondern als Produkt politischer Vorgaben, die man gestalten könne.

Christian Siedersbeck, Mitglied der BBV Kreisvorstandschaft vermisste bei den Kandidaten konkrete Optionen für die Landwirtschaft. Viele Landwirte seien bereit, anders zu wirtschaften, nur fehlen oft die Rahmenbedingungen.

Zum Abschluss der Veranstaltung besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Blühstreifen, den Johann und Rosmarie Mattis am Rand ihres Zuckerrübenfelds angelegt hatten. Als kleinen Beitrag für das Landschaftsbild und zu einem Lebensraumverbund für Bienen und andere Insekten.

Journalistin: Hannelore Summer