Landfrauentag 2019
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Landfrauen bleiben im Dialog

Landfrauentag mit viel Lob von Funktionären und aus der Politik

25.02.2019 | Eine "Auszeit" von der umfassenden Arbeit in Haus und Hof gibt es einmal pro Jahr, wenn sich die Landfrauen des Berchtesgadener Landes zum Landfrauentag treffen, diesmal in Schönau am Königsee. Das diesjährige Motto der Landfrauen "Im Dialog bleiben".

Ein festlicher Gottesdienst bildete den Auftakt. Der Landfrauenchor unter Leitung von Anja Warislohner sorgte für eine stimmungsvolle musikalische Gestaltung der Messe. Auch später im Gasthaus "Unterstein" gewährten die Frauen kangvolle Einblicke in ihr Liedrepertoire, und manch zünftiger Juchzer durfte dabei nicht fehlen.

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Landfrauenchor BGL

Nach dem Mittagessen eröffnete Kreisbäuerin Maria Krammer das offizielle Programm. Lang war die Liste der Ehrengäste - ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für den Berufsstand der Bäuerin. Maria Krammer unterstrich, dass das heurige Landfrauenmotto "Im Dialog bleiben" sehr passend für den Landfrauentag sei. "Wir sind nicht nur untereinander im Dialog, sondern auch mit der Öffentlichkeit", sagte sie und führte Aktionstage als Beispiele an, an denen die Landfrauen präsent gewesen waren. "Und heute sind wir untereinander im Dialog, reden über schöne und weniger schöne Dinge und können uns bedienen lassen. Das passiert uns daheim nicht so oft", schloss die Kreisbäuerin.

In den Grußworten der Ehrengäste wurden durchaus kritische Töne angesprochen, wobei die Diskussion um das Volksbegehren  "Rettet die Bienen" auf der Themenliste ganz oben angesiedelt war.

Landrat Georg Grabner trat als erster Grußwortredner ans Mikrofon. "Derzeit wird wieder viel geredet über die Landwirte, oft über deren Köpfe hinweg", nahm er Bezug zum Volksbegehren. "Gerade in dieser Zeit sollte der Verbraucher die Landwirtschaft hinterfragen, denn es gibt oftmals völlig falsche Vorstellungen." Den Bäuerinnen des Landkreises sprach er hohe Kompetzenz in der Erzeugung von Lebensmitteln zu. "Man darf nicht verschweigen, was schon alles gemacht wird, doch Verbesserungen sind immer nötig", sagte Grabner und warb abschließend dafür, dass sich die Landfrauen in kommunalen Parlamenten engagieren sollen.

Hannes Rasp, Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung des Bauernstands für Lebensmittelproduktion, Landschaftpflege und Tourismus. Für ihn ist es beim Volksbegehren nicht damit abgetan, eine Unterschrift abzugeben und damit sein Gewissen zu beruhigen. "Den Umeltschutz muss man im Herzen tragen. Deshalb muss man auch bereit sein, mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben und regionale Produkte zu kaufen."

Kreisobmann Georg Baumgartner sprach von tiefen Gräben, die noch zwischen Umweltschützern und Landwirtschaft herrrschen. "Viele Leute wissen nicht, was in der Landwirtschaft gemacht wird."

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Bürgermeister Hannes Rasp
"Hausherr" Bürgermeister Hannes Rasp forderte ein Umdenken der Verbraucher.

„Du konnst mi gern hab’n“ – Konflikte souverän meistern

Im Mittelpunkt des Nachmittagsprogramms beim Landfrauentag stand das Festreferat von Gitti Leitenbacher. Sie ist Bäuerin aus Teisendorf, Mutter von fünf Kindern, ausgebildet in Konfliktmanagement, als Mediatiorin, als zertifizierte Persolog Trainerin und examinierte Krankenschwester. Zum Einstieg in das Thema „Du konnst mi gern hab’n – Konflikte souverän meistern“ erklärte die Referentin, dass Konfliktfähigkeit erlernbar und trainierbar ist. Dazu Leitenbacher: „Man selbst ist die einzige, die auf sich Einfluss hat, denn es gibt äußere Umstände, die man nicht ändern kann. Konflikte sind nichts Schlechtes,  Harmonie um jeden Preis ist keine Lösung“, so Leitenbachers Ansatz.

Die Ursache für Konflikte bilden mangelnde Kommunikation, fehlende Transparenz sowie die Vermischung von Sach- und Beziehungsebenen. Sie stellte neun Stufen der Konfliktentwicklung vor, wobei ihr Sängerinnen aus dem Landfrauenchor und Ehemann Stefan als Assistenten zur Verfügung standen. So wurde der Vortrag anschaulich und abwechslungsreich gestaltet und die doch eher „trockene Materie“ aufgelockert. Die erste Stufe sei die Verhärtung, danach kommt die Polarisierung mit Endlosdebatten, ohne eine Lösung zu finden. Stufe drei sind „Taten statt Worte“ bevor in Stufe vier die Sorge ums Image ins Spiel kommt und Koalitionen gebildet werden. „Die Öffentlichkeit wird mit einbezogen“ verdeutlichte die Referentin. In Stufe fünf folgt nun der Gesichtsverlust mit öffentlichen und direkten verbalen Angriffen. In Stufe sechs kommt die Drohstrategie mit dem Kampf um Machtpositionen und Sanktionen zum Tragen. Stufe sieben sind „Begrenzte Vernichtungsschläge“ um dem anderen empfindlichen Schaden zuzufügen. Stufe acht ist die „Zersplitterung“ wobei jedes Mittel zur Vernichtung des anderen recht ist. „Stufe neun ist die Vernichtung des Gegners, dafür wird auch der gemeinsame Absturz in Kauf genommen“ zeigte Leitenbacher drastische Entwicklungen ungelöster Konflikte auf. Ihre Erläuterungen waren durchzogen von praktischen Beispielen aus der eigenen Familie und aus der Landwirtschaft, so dass sie den Zuhörern im Saal das komplexe Thema mit bildhaften Vergleichen näher bringen konnte.

Leitenbacher empfahl, bereits bei Stufe drei „Taten statt Worte“ Hilfe anzunehmen, um den Konflikt lösen zu können und fragte: „Was passiert wenn man einen Konflikt nicht löst?“ Dazu zählte sie Verhaltensstile auf, die sich in fünf Bereiche gliedern: Den Rückzugsmodus, den Entgegenkommen-Modus, den aggressiven Modus, den Kompromiss-Modus und den Problemlösungsmodus. Den „Problemlösungsmodus“ erläuterte die Referentin etwas ausführlicher und brachte zahlreiche praktische Anregungen, um einem Konflikt begegnen zu können. Abschließend lud sie die Gäste im Saal ein, die Selbstverantwortung für die Konfliktfähigkeit zu trainieren und sich zu fragen. „Welchen Preis bist Du bereit zu bezahlen“. Mit einem Ausschnitt aus dem Kinofilm „303“ wurde der aufschlussreiche Vortrag beendet. Kreisbäuerin Maria Krammer und ihre Stellvertreterin Maria Walch bedankten sich bei der Referentin für den aufschlussreichen Vortrag.

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Gitti Leitenbacher
Gitti Leitenbacher mit ihren Helfern

"Wia as Leben so schreibt"

Nach dem Festreferat wurden die Preise einer Tombola verlost. Der Erlös daraus sowie aus der Kollekte in der Kirche kommt der Katholischen Dorfhelferinnenstation Berchtesgadener Land zugute.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete Brauchtumskenner Siegi Götze. "Wia as Leben so schreibt" waren heitere Betrachtungen, eingebettet in musikalische Klänge.

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Siegi Götze
Siegi Götze mit den Musikanten