Bio-Bayern-Tour macht Station im Landkreis Aichach-Friedberg
Besuch auf dem Scheicherhof
Die diesjährige Bio-Bayern-Tour machte Station auf dem Scheicherhof. Kreisbäuerin Sabine Asum und Kreisobmann Wolfgang Teifelhart waren mit dabei. Ebenso informierte sich MdL Peter Tomaschko über den Betrieb.
Mehr hierzu lesen Sie in der nachfolgenden Pressemitteilung
Zukunft Bio? – Wie Betriebe mit Innovation und Haltung neue Wege gehen
BBV auf Bio-Bayern-Tour – Veränderte Marktlage betrifft auch Bio-Betriebe in der Region
Nach einer kurzen Marktstagnation im Jahr 2022 zeigt der Bio-Markt in Deutschland wieder deutliche Wachstumssignale: Die Verbraucherinnen und Verbraucher greifen wieder häufiger zu Bio-Produkten. Dennoch stehen viele Bio-Betriebe weiterhin unter wirtschaftlichem Druck: steigende Produktionskosten, verschärfte Vorgaben und Unsicherheiten in der Vermarktung fordern kreative Lösungen und unternehmerischen Mut.
Wie dieser Mut in der Praxis aussieht, welche innovativen Wege Biobetriebe einschlagen, um zukunftsfähig zu bleiben – sei es in der Haltung, Verarbeitung, Vermarktung oder Organisation und wie der Bayerische Bauernverband (BBV) die aktuellen Chancen und Herausforderungen für den Ökolandbau in Bayern beurteilt – darum geht es bei der Bio-Bayern-Tour 2025 des BBV, die zu innovativen und vielseitigen Bio-Betrieben in den bayerischen Regierungsbezirken führt.
Besuch auf dem Scheicherhof
In Schwaben im Landkreis Aichach-Friedberg, lud der BBV auf den Betrieb Scheicherhof in Rehling ein. Der Betrieb der Familie Jakob ist für die Zukunft gut ausgerichtet. Gabriel Jakob ist für die Legehennenhaltung und den Ackerbau zuständig. Letzterer wird hauptsächlich zur Futtermittelerzeugung betrieben. Sein Bruder Ludwig ist für den Produktionsbereich mit eigener Spätzle- und Eisherstellung zuständig. Vater Paul Jakob bringt sein Wissen und Können in allen Bereichen mit ein.
Zunächst erhielten die Anwesenden einen Einblick in die Produktion. Bei der Spätzleproduktion wurde in den vergangenen Jahren viel investiert, sodass nun in einer modernen Produktionsanlage vom frischen Ei bis zu den eingetüteten Spätzle alles Hand in Hand geht. Letztere werden nach dem Kochen heiß verpackt und Schock-gekühlt. Viele Prozesse wurden dabei automatisiert, um die großen Mengen umsetzen zu können. „Dennoch ist immer noch sehr viel Handarbeit gefordert. Vor allem die Reinigung ist sehr zeitaufwendig“, erklärt Paul Jakob.
Etwa 2 bis 3 Tonnen Spätzle werden in der hofeigenen Produktion jede Woche hergestellt. „Wir produzieren die einzigen Spätzle, die eine Zertifizierung nach den Bayerischen Biosiegel haben“, erklärt Gabriel Jakob stolz. Und das kommt an. Ein Teil der Spätzle geht an die Gastronomie. Unter anderem beliefert der Betrieb auch drei Zelte auf dem Münchner Oktoberfest, ein viertes kommt hinzu. Die übrigen Spätzle gehen an den Handel und sind neben dem Bio-Großhandel auch in den regionalen Supermärkten erhältlich.
Die Eisproduktion des Scheicherhofs ist nicht Bio, was aber nicht an der Familie Jakob scheitert. „Wir hatten zunächst Bio-Eis im Sortiment. Leider wurde das vom Verbraucher gar nicht angenommen, sodass wir mangels Absatz die Produktion wieder eingestellt haben“, erklärt Gabriel Jakob. Das konventionell hergestellte Eis – mit regionaler Milch und frischen Früchten hergestellt - erfreut sich großer Beliebtheit. Etwa 30 bis 40 Tonnen Milcheis und Sorbet werden pro Jahr produziert. Die werden von der Familie selbst entwickelt, auch hier ist in der Produktion viel Handarbeit gefragt. Der Vertrieb läuft hauptsächlich über Hofläden in der Regio, die von der Familie Jakob dafür mit Eistruhen ausgestattet werden. „Eine große Investition, die wir aber gerne als Service für die Hofläden anbieten“, so Gabriel Jakob.
Weiter ging es mit einem Besuch bei den Stallungen. Insgesamt umfasst der Betrieb 28.000 Legehennen, 12.000 davon in Bio-Haltung. Insgesamt werden auf dem Scheicherhof 8 Mio. Eier erzeugt, die zum einen in die Spätzle-Produktion gehen. Die übrigen Eier werden zusammen mit weiteren 4 Mio. Eiern von regionalen Zulieferern über den Handel im Bereich Augsburg, dem Großraum München und der Region um Ingolstadt vermarktet.
Die Stallungen zur Bio-Haltung hat Gabriel Jakob seit seinem Einstieg in den Betrieb neu gebaut. „Kein leichtes Unterfangen“, berichtete er den Anwesenden von vielen bürokratischen Hürden trotz eigentlich klarer Gesetzgebung. „Das hat viel Zeit, Nerven und Geld gekostet“, forderte er mit Blick an die Politik auf, hier für deutliche Entlastung zu sorgen. Nach ihrer Zeit als Legehennen werden die Tiere geschlachtet und als Suppenhühner regional weiter vermarktet.
„Das kürzlich der Schlachthof in Wassertrüdingen geschlossen wurde stellt ein weiteres großes Problem dar“, berichtete Gabriel Jakob. „Natürlich muss der Tierschutz in einer Schlachterei gewährleistet sein“, betonte BBV-Kreisobmann Wolfgang Teifelhart. In Süddeutschland gebe es keine Alternative mit den nötigen Kapazitäten. Deshalb werde für die Geflügelhalter wahrscheinlich der Transport in eine Schlachterei in Polen die einzige Option sein. „Und da hat man von Deutschland aus keinen Einfluss auf die Einhaltung der Tierschutzstandards“, gibt Kreisbäuerin Sabine Asum zu bedenken.
Gemeinsam appellierten die BBV-Vertreter und Familie Jakob an Politik und Ämter, künftig mit mehr Augenmaß - auch für die Folgen für die Betriebe - zu handeln und engagierten, innovativen Landwirten nicht unnötig Steine in den Weg zu legen und sie so zu demotivieren. Denn nur so könne es auch zukünftig eine gesicherte regionale Lebensmittelversorgung geben. „Die Lebensmittelproduktion als elementar wichtiges Gut muss geschützt und gefördert werden“, brachte es Sabine Asum auf den Punkt.
Bio in Bayern
In Bayern wurden 2024 rund 418.000 Hektar ökologisch bewirtschaftet, das entspricht 13,4 % der gesamten Landwirtschaftsfläche. Mit 11.070 Bio-Betrieben liegt der Freistaat bundesweit an der Spitze. Doch steigende Kosten, unsichere Märkte und zusätzliche Auflagen fordern den Betrieben einiges ab.
„In ganz Süddeutschland steht die Bio-Branche gerade stark unter Druck. Im BBV treibt uns die Sorge um, dass wegen der schärferen Auslegung der Weidepflicht nach der EU-Öko-Verordnung Hunderte, wenn nicht über Tausend Ökobetriebe abhandenkommen“, so Andreas Hummel, BBV-Öko-Vertreter in Schwaben. „Wir setzen uns bei der EU-Kommission intensiv für eine flexiblere Auslegung ein, so dass auch Betriebe, die wegen Hofstellen mitten im Ort oder wegen zu querender Straßen nicht für alle Tiergruppe Weidegang umsetzen können, „bio“ bleiben können.“ Denn Zugang zu Freigelände – der für alle Bio-Tiere Pflicht ist – stellt auch in Form von Laufhöfen oder Ausläufen ein hohes Maß an Tierwohl sicher.
Auch Bayerns Bio-Königin Anna-Lena II. zeigt sich beeindruckt von der Innovationskraft der Betriebe: „Die Bio-Bayern-Tour zeigt dieses Jahr, wie innovativ und mutig Bayerns Biobetriebe sind – das ist jedes Mal für mich wieder wirklich beeindruckend, wie kreativ unsere Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen sind! Das ist einer der Gründe, den ich als Bayerische Biokönigin so gerne den Verbrauchern nahe bringen will: dass sie mit jedem Kauf eines bayerischen Bioprodukts einen heimischen Hof unterstützen, der viel Gutes tut für unsere Umwelt und Natur – und außerdem aktiv unsere heimische bayerische Land- und Lebensmittelwirtschaft mitgestaltet.“
Die einzelnen Stationen der Bio-Bayern-Tour sind hier zu finden:
https://www.bayerischerbauernverband.de/bio-bayern-tour
