Bioökonomie funktioniert nur mit Land- und Forstwirtschaft
EU-Bioökonomiestrategie: BBV fordert stärkere Berücksichtigung der Land- und Forstwirtschaft
„Die EU hat endlich auch erkannt, dass Bioökonomie ein Schlüssel zu Defossilisierung und Klimaschutz ist. Doch sie bleibt die Antwort schuldig, wie viel land- und forstwirtschaftliche Fläche künftig für die Bereitstellung der notwendigen Biomasse zur Verfügung stehen wird, während gleichzeitig immer mehr Nutzungsbeschränkungen durch Umwelt- und Naturwiederherstellungsziele greifen“, sagt BBV-Präsident Günther Felßner.
Mit der neuen Bioökonomiestrategie möchte die EU den Übergang zu einer biobasierten Wirtschaft vorantreiben. Die Strategie soll Forschung, Industrie und Landwirtschaft enger verknüpfen und ab 2026 schrittweise umgesetzt werden. Die Richtung stimmt – fossile Rohstoffe sollen ersetzt, Kreisläufe gestärkt und Wertschöpfung regionalisiert werden. Doch die Strategie bleibt in zentralen Punkten Antworten schuldig und vernachlässigt die Rolle der Land- und Forstwirtschaft.
Nachbesserungen
Der Bayerische Bauernverband fordert daher die EU-Kommission auf,
- Land- und Forstwirtschaft als zentrale Säule der Bioökonomie anzuerkennen und von Beginn gleichberechtigt in deren Ausbau einzubeziehen,
- Schützen durch Nützen als zentrales Prinzip zu verankern,
- Zielkonflikte zwischen Nutzung und Schutz klar zu lösen,
- das Kaskadenprinzip praxisgerecht und marktorientiert umzusetzen,
- die Primärerzeugung gezielt zu fördern,
- und Bürokratie konsequent zu begrenzen und Doppelstrukturen vermeiden.
Land- und Forstwirtschaft als Grundlage der Bioökonomie
In der Strategie wird die Land- und Forstwirtschaft vor allem als Lieferant von Biomasse genannt. Dabei ist sie das Fundament einer funktionierenden Bioökonomie. „Nur mit einer starken Primärerzeugung können Rohstoffe bereitgestellt, Kreisläufe geschlossen und die Ernährung gesichert werden“, so Felßner.
Nutzung und Schutz müssen im Einklang stehen
Die Strategie bekennt sich zu Nachhaltigkeit und Biodiversität, löst aber bestehende Zielkonflikte nicht. Aktuelle und künftige Naturschutz‑, Klima‑ und Biodiversitätsvorgaben werden die Bereitstellung von Biomasse weiter einschränken. Eine Bioökonomie braucht aktive Bewirtschaftung, keine Stilllegung. „Schützen durch Nützen – dieser Grundsatz gehört in den Mittelpunkt europäischer Agrar-, Forst- und Umweltpolitik“, fordert Günther Felßner.
Biomasse effizient, aber praxisgerecht nutzen
Die Strategie setzt stark auf eine effiziente Nutzung von Biomasse und eine Priorität für höherwertige, stoffliche Anwendungen, bevor Restströme energetisch genutzt werden. Das ist richtig gedacht, darf aber nicht zu einer starren Vorrangregelung führen, die energetische Nutzungen pauschal einschränkt. Gerade bei Holz oder Reststoffen ist eine stoffliche Nutzung, beispielsweise als Bauholz, nicht immer möglich. Biogas, Holzenergie und andere energetische Nutzungen leisten wichtige Beiträge zur Energieversorgung, zur regionalen Wertschöpfung und zum Klimaschutz. Daher müssen mögliche Förderinstrumente flexibel und marktorientiert bleiben.
Praxisgerechte Umsetzung statt mehr Bürokratie
Die EU plant zusätzliche Berichtspflichten, Monitoring Instrumente und harmonisierte Vorgaben für Biomasse und bioökonomische Wertschöpfungsketten. Nationale Systeme können zwar berücksichtigt werden, eine verbindliche Anerkennung ist aber offen. „Zertifizierungen dürfen kein Selbstzweck sein“, warnt BBV Präsident Günther Felßner. „Die EU muss bestehende Systeme anerkennen und Doppelstrukturen unbedingt vermeiden. Betriebe brauchen einfache und praxisgerechte Lösungen.“
Weiterführend:
- Zur EU-Bioökonomiestrategie (Englisch)
- Zur BBV-Position "Chancen der Bioökonomie nutzen" vom 15.04.2025