Erdraupen-Befall in Süddeutschland: Umfrageergebnisse und Empfehlungen aus der Videokonferenz
Massive Fraßschäden in Maisbeständen südlich von München
Am 16. Juli 2025 tauschten sich Vertreter aus Bauernverbandes mit Landwirten, Beratern und Vertretern der LfL im Rahmen einer Videokonferenz zum aktuellen Erdraupen-Befall in Süddeutschland aus. Die vom Bayerischen Bauernverband durchgeführte Umfrage unter Landwirtinnen und Landwirten bietet einen ersten Überblick über Ausmaß, regionale Schwerpunkte und Herausforderungen im Umgang mit dem Schädlingsbefall.

Ergebnisse der Umfrage:
- Teilnehmende: 115 Landwirtinnen und Landwirte beteiligten sich an der Befragung.
- Landkreise: Am stärksten betroffen sind Betriebe in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Ebersberg, Rosenheim, Unterallgäu und Weilheim.
- Wirtschaftsform: Der Befall betrifft sowohl Bio- als auch konventionelle Betriebe (34 Biobauern, 81 konventionelle Landwirte).
- Betroffene Kulturen: Besonders häufig wurde Erdraupenbefall nach Kleegras, Mais, Winterweizen, Grünroggen oder GPS als Vorfrucht gemeldet.
- Befallsstärke: Die Einschätzung der Befallsstärke zeigt:
- 15 % der Flächen weisen einen geringen Befall auf,
- 37,5 % mittleren Befall,
- 37,5 % starken Befall,
- auf 10 % kam es zu Totalverlusten beziehungsweise Flächenumbrüchen.
Schadbilder, Schädling und Schadensrisiko
Typische Schadbilder zeigen sich nesterweise, häufig an trockenen Stellen und verstärkt bei spät gesätem Mais. Die Raupen sitzen 1–2 cm tief in der Erde und schädigen insbesondere lockere, leichte Böden durch Fraß am Wurzelhals.

Auffällig ist, dass zwei aufeinanderfolgende Hitzewellen im Juni und Juli ideale Bedingungen für die Entwicklung der Schädlinge geschaffen haben. Trockene Frühjahre begünstigen das Aufkommen zusätzlich.
Als wahrscheinlichste Schädlinge gelten die Y-Eule (_Autographa gamma_), ein Wanderfalter aus dem Mittelmeerraum, sowie die Saateule (_Agrotis segetum_). Eine abschließende Bestimmung per PCR-Analyse läuft derzeit noch.
Dr. Ullrich Benker (LfL) betonte, dass die Artbestimmung oft nur mithilfe moderner Methoden eindeutig möglich ist. Die Y-Eule legt bei hoher Temperatur sehr schnell Eier, die rasch zur Larve werden. Besonders gefährlich ist das sechste Larvenstadium, in dem der Großteil der Schäden entsteht. Steigende Temperaturen und häufiger auftretende Hitzewellen durch den Klimawandel begünstigen eine rasche Populationsentwicklung. Auffällig ist das plötzliche Auftreten der Schäden, sobald die Raupen ein bestimmtes Entwicklungsstadium erreichen.
Schadensrisiko:
- Spät gesäter Mais weist ein erhöhtes Schadensrisiko auf, dies betrifft Bio- und konventionelle Betriebe gleichermaßen.
- In Jahren mit kühlen Frühjahrsbedingungen erfolgt die Aussaat vieler Flächen verspätet.
- Aktuelle Regenereignisse ließen die Raupen sich verpuppen, sodass aktuell häufig keine Raupen mehr gefunden werden.
Die Vorhersage von Befallsjahren ist komplex, da starke Populationen nur entstehen, wenn Zuflug (Y-Eule) und passende Witterungsbedingungen zusammentreffen. Da eine Langzeit-Wettervorhersage noch zu unsicher ist, ist eine frühzeitige Befalls-Prognose schwierig.
Auch die Bekämpfungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wirkstoffe brauchen häufig direkten Kontakt mit dem Schädling, was bei der Erdraupe, die im Boden oder im Maisstängel lebt kaum möglich ist.
Sollte das Wetter weiterhin heiß und trocken bleiben, ist eine zweite Generation der Erdraupen in diesem Jahr wahrscheinlich. Wird Mais umgebrochen und eine Folgefrucht angebaut, kann die nächste Generation dort erneut Schäden verursachen. Die Raupen sind nicht auf eine Pflanzenart spezialisiert und fressen an verschiedenen Wirtspflanzen. Wenn aber statt Mais eine andere Futterpflanze (Gras) mit mehr Wurzeln angebaut wird, könnten sich die Raupen möglicherweise "Verdünnen" und der Schaden würde so begrenzt.
Fazit
Für Panik besteht derzeit kein Anlass, doch das Thema verdient erhöhte Aufmerksamkeit. Der Bayerische Bauernverband empfiehlt allen betroffenen Betrieben, ihre Flächen regelmäßig auf Schäden zu kontrollieren und regionale Entwicklungen im Blick zu behalten.
Hintergrund
Seit Anfang Juli erreichen den Bayerischen Bauernverband (BBV) zahlreiche Meldungen über massive Fraßschäden in Maisbeständen, vor allem aus Regionen südlich von München. Die Schäden werden durch Raupen verursacht, die an der Stängelbasis fressen und so zum Umknicken der Pflanzen führen.
Einige Landwirte vermuten hinter dem Schaden Raupen des Eulenfalters. Eine genaue Bestimmung des Schädlings steht jedoch noch aus.
Weiterführende Links:
- Erste Eindrücke und Bilder sind im folgenden Video von „Stoll von Deining“ ab Minute 8:10 zu sehen: ▶️ YouTube-Video ansehen
- Zur Beschreibung der Erdraupen auf den Seiten der LfL