„Fehleinschätzungen korrigieren und Bedeutung tierischer Lebensmittel stärken“
Erwartungen der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband an neue Planetary Health Diet
„Wir erwarten, dass die Planetary Health Diet zukünftig der großen Bedeutung tierischer Proteine für eine ausgewogene Ernährung Rechnung tragen wird. Tierische Lebensmittel liefern alle essentiellen Aminosäuren und darüber hinaus auch wertvolle Mikronährstoffe wie Vitamin B12, Eisen, Zink und Calcium. Diese Aspekte dürfen bei einer nachhaltigen Ernährung für Mensch und Umwelt nicht vernachlässigt werden“, sagt Landesbäuerin Christine Singer.
Die Planetary Health Diet wurde von der EAT-Lancet-Kommission, einer Gruppe von weltweit führenden Wissenschaftlern und Experten, entwickelt und erstmals 2019 vorgestellt. Ziel ist eine Ernährung, die gleichzeitig die Gesundheit der Menschen schützt und die Belastungsgrenzen des Planeten berücksichtigt. Derzeit sieht die Planetary Health Diet, grundsätzlich eine Verdoppelung des Konsums von Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen sowie eine Halbierung des Fleisch- und Zuckerkonsums vor.
Die PHD lasse damit aus Sicht der Landfrauen zentrale Fragen offen: Wie können die Empfehlungen regional umgesetzt werden? Welche Flächen und Kulturen stehen dafür in Bayern überhaupt zur Verfügung? Und welche Folgen hat das für die bäuerlichen Familienbetriebe in Bayern?
Die zentralen Kritikpunkte der Landfrauen im Überblick:
- Gesundheit, Proteinversorgung und Mikronährstoffe
Die Landfrauen lehnen die deutliche Reduktion tierischer Proteine ab.
Tierische Lebensmittel liefern nicht nur Eiweiß in hoher biologischer Wertigkeit, sondern auch wichtige Mikronährstoffe wie Eisen, Jod, Vitamin B12 und Zink. Bei einer weiteren Einschränkung des Konsums drohe eine Unterversorgung, da pflanzliche Proteine eine geringere Protein-Qualität aufweisen und essenzielle Nährstoffe nur eingeschränkt verfügbar sind. - Regionale Landwirtschaft und Grünlandnutzung
Viele Flächen in Bayern sind nur durch Milchviehhaltung oder Fleischproduktion sinnvoll nutzbar. Eine rein pflanzenbasierte Ernährung würde diese Grünlandgebiete ungenutzt lassen und damit auch wertvolle Kulturlandschaften gefährden. - Wirtschaftliche und soziale Folgen
Ein radikaler Rückgang der Tierhaltung würde zahlreiche bäuerliche Existenzen gefährden. Mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl sind wichtig, kosten aber Geld. „Diese Kosten dürfen nicht allein bei den Landwirtinnen und Landwirten hängenbleiben“, so Singer. - Verbraucherbildung und Transparenz
Die Landfrauen fordern eine intensivere Ernährungsbildung in Schulen und Haushalten, mehr Transparenz über Herkunft und Qualität von Lebensmitteln und eine klare, verlässliche Kennzeichnung – statt eines unübersichtlichen „Siegel-Dschungels“.
Die Landfrauen sehen in der Planetary Health Diet durchaus hilfreiche Impulse. „Eine erfolgreiche Umsetzung muss regional differenziert, ernährungsphysiologisch gesichert, wirtschaftlich tragfähig und sozial verträglich gestaltet werden. Anreize statt Verbote – nur so erreichen wir die Menschen wirklich“, fasst Singer zusammen.