Grünes Laub im Steigerwald
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Position: Generationenvertrag gelebt

300 Jahre forstliche Nachhaltigkeit

31.01.2013 | Im Jahr 1713 schrieb der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz den Begriff der „nachhaltenden Nutzung“ des Waldes in seinem Werk „Sylvicultura Oeconomica“ erstmals nieder. Dabei war die Idee, nicht mehr Holz zu nutzen als nachwächst, nicht neu.

So benötigten z. B. die Saline Reichenhall und die Glashütten des Bayerischen Waldes schon seit dem Mittelalter beträchtliche Mengen an Holz zum Salzsieden oder zur Pottaschegewinnung. Motiv für die bewusst nachhaltige Nutzung war, die drohende Holznot in diesen Regionen abzuwenden. Denn Holz war damals der nahezu universale und unentbehrliche Roh-, Bau- und Werkstoff. Nachhaltige Forstwirtschaft baut heute auf den drei gleichberechtigten Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales auf und ist geprägt durch ihre Multifunktionalität.
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald ist eine täglich gelebte Praxis unserer 700 000 bayerischen Waldbesitzerfamilien: Sie schlagen weniger ein als natürlich nachwächst, so dass die Holzvorräte und Nutzungsmöglichkeiten in den Bauernwäldern stetig gewachsen sind und heute so hoch sind wie noch nie.
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald ist praktizierter Naturschutz. Die natürliche Vielfalt der bayerischen Wälder ist hoch: 83 % haben eine naturnahe Baumartenzusammensetzung (Bundeswaldinventur II) – Tendenz steigend. Je nach Waldgesellschaft leben bis zu 14 000 Tier- und bis zu 6 000 Pflanzenarten einschließlich Moose, Farne und Pilze in unseren Wäldern. 700 000 Waldbesitzer sind mit ihren unterschiedlichsten Bewirtschaftungskonzepten die besten Garanten für die biologische Vielfalt.
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald ist gelebter Generationenvertrag: So wie jeder Waldbesitzer nur das ernten kann, was seine Vorväter gepflegt haben, hinterlässt er seinen Kindern und Enkeln wieder einen gepflegten Wald zu deren Nutzen. Dieses Generationendenken ist schon lange vor Carlowitz in den Köpfen und noch mehr in den Herzen der bayerischen Waldbesitzer und Landwirte verankert!
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald ist praktizierte soziale Verantwortung: Unsere nachhaltige Forstwirtschaft sichert die Versorgung mit hochwertigstem Trinkwasser und sorgt für gesunde und saubere Luft. Außerdem bietet sie über ihre laufenden Investitionen in Forstwege jedem Bürger unentgeltlich Wander-, Rad- und Reitwege und darüber hinaus noch unzählige weitere Erholungsmöglichkeiten.
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald ist praktizierte wirtschaftliche Verantwortung: Eine aktive Forstwirtschaft stellt verlässlich den wertvollen, nachwachsenden Rohstoff Holz bereit. Sie sichert damit allein in Bayern 200 000 Arbeitsplätze im holzverarbeitenden Gewerbe, bevorzugt im ländlichen Raum, und stützt 700 000 Waldbesitzerfamilien.


 
Das Präsidium des Bayerischen Bauernverbandes appelliert deshalb an die politisch Verantwortlichen:
Nachhaltigkeit im Bauernwald sichern: Gesicherte Eigentumsrechte sind der Garant für eine zukunftsfähige Forstwirtschaft und den Erhalt unserer Wälder. Die Waldbesitzer erwarten, dass die Bayerische Staatsregierung uneingeschränkt am „Weißenburger Appell“ und dem Bekenntnis zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung auf ganzer Fläche festhält.
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald sichern: Nachhaltigkeit heißt vor allem nachhaltig nutzen! Zwangsstilllegungen und eine naturschutzfachliche Bevormundung der Waldbesitzer bringen ein intelligentes System aus dem Gleichgewicht. Politik und Bürger können weiterhin auf unsere Waldbesitzer setzen, denn sie haben ihr großes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit ihren Wäldern nachprüfbar bewiesen. Stilllegung von Wäldern ist nicht nachhaltig und wird deshalb vom Präsidium strikt abgelehnt! Von einer aktiven Forstwirtschaft profitieren alle!
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald sichern: Der Klimawandel bedroht unsere Wälder mit Dürre, vermehrten Stürmen und Schadinsekten. Die Waldbesitzer können die Auswirkungen der Industriegesellschaft nicht alleine schultern und sind deshalb beim Aufbau klimaangepasster Kulturen und leistungsfähiger Mischwälder durch die Bereitstellung von Geld und kompetenten Beratern vom Freistaat bestmöglich zu unterstützen. In 46 % der Hegegemeinschaften ist der Verbiss durch Schalenwild noch so hoch, dass eine Verjüngung gemischter Wälder ohne Schutzmaßnahmen nicht möglich ist. Deshalb ist insbesondere dort eine noch konsequentere, waldorientierte Abschussplanung und Jagd notwendig.
 
Nachhaltigkeit im Bauernwald sichern: Das Cluster Forst und Holz ist als wirtschaftliche Säule des ländlichen Raums zu erhalten und zu stärken. Vorschriften, die eine weitergehende stoffliche und energetische Holzverwendung hemmen, sind zu beseitigen. Die Verwendung unseres nachwachsenden Rohstoffes Holz sichert und schafft Arbeitsplätze und trägt darüber hinaus wirksam zum Klimaschutz und zur Energiewende bei.