Radtour durch die Flur beim Tag des offenen Hofes im Landkreis Würzburg
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Fahhradtour mit Interessanten eindrücken der modernen Landwirtschaft und anschließender Diskussion

Tour durch die Flur mit Diskussionsforum Landwirtschaft

29.06.2018 | Am deutschlandweiten Tag des offenen Hofes führte der Bauernverband Würzburg am Samstag, 09.06.2018 eine Radtour durch die Flur und ein Diskussionsforum zum Thema „Kann die Landwirtschaft die Wünsche der Gesellschaft noch erfüllen?“ durch.

Vom landwirtschaftlichen Betrieb des stellvertretenden Kreisobmannes Burkard Ziegler ging es in Burggrumbach los. Voraus fuhr ein Oldtimerschlepper mit dem Namen Konni, als Synonym für den bald im Internet zu findenden Schlepper, der auf der Seite „Mehr als Kraut und Rüben“ der ILEK Würzburger Norden über Landwirtschaft und Geschichte in der Region informiert.

Auf der 5 km langen Tour zeigte Winfried Strauß eine moderne Pflanzenschutzspritze und erklärte, wie die Technik dazu hilft, Pflanzenschutz gezielt und ohne Überlappung einzusetzen. Auch die dort eingebauten Bewässerungsschläuche auf dem Gurkenfeld erklärte er mit hohem Fachwissen. Den vielen Interessierten zeigten im Anschluss Tobias Sauer und Berater Martin Fries einen Schweinestall im Außenbereich. Neben allgemeinen Fragen zur Schweinemast kamen dabei auch komplizierte Sachverhalte zur Aussprache, die Tierhalter vor allem in Deutschland zu schaffen machen. „Wenn wir nicht schnell Lösungen finden und unsere Tierhaltung massiv unterstützen, werden wir die Hälfte unserer Schweinehalter verlieren“, so Eduard Mack vom Fleischerzeugerring Unterfranken.

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Diskussionsrunde beim Tag des offenen Hofes in Würzburg

Der Druck auf Landwirte hat zugenommen

Der Druck, die herkömmlichen Anbaumethoden zu verändern, hat dennoch deutlich zugenommen. Die geplante Agrarreform der Europäischen Union, aber auch der Wahlkampf schweben wie das Schwert des Damokles über den Landwirten, so Stefan Köhler, Präsident des Bauernverbandes Unterfranken.

An einem Beispiel führte Köhler die Lage näher aus: In der Stalltierhaltung habe es wegen der Diskussionen um eine Verschärfung der Vorschriften seit Jahren keine Investitionen mehr gegeben. Bei fortdauernder Planungsunsicherheit sei eine regionale Versorgung des Marktes nicht mehr gewährleistet.

Mehr Blühstreifen für mehr Arten

Über ganz Bayern hinweg engagieren sich Landwirte bei der Anlage von Blühstreifen. Hier hat der Bauernverband eine interaktive Karte im Internet eingestellt („www.bayerischerbauernverband.de/Bluehstreifen-Karte“), die einen Überblick bietet.

Bei der Diskussion um den Rückgang der Biodiversität spielt für Bienenexpertin Dr. Ingrid Illies auch die Varroamilbe und eine lange sommerliche Durststrecke, die es den 330 000 Bienenvölkern in Bayern schwermacht, sich für den Winter zu rüsten, eine Rolle. Marc Sitkewitz vom Landesbund für Vogelschutz stellte die erfolgreichen Programme heraus, um selten gewordene Raubvogelarten auch in einer intensiv genutzten Region wieder einen Lebensraum zu verschaffen.

Wird moderne Landwirtschaft negativ wahrgenommen?

Präsident Köhler kritisiert den „Mainstream“ einer negativen Wahrnehmung modern arbeitender Landwirte. Rückhalt bekam er von dem Landtagsabgeordneten Manfred Ländner (CSU), der für einen differenzierteren Blick und das Aufbrechen alter „Feindbilder“ eintrat: Es sei heute keineswegs mehr so, dass dort wo Landwirtschaft betrieben werde, automatisch keine Natur sei, ebenso wenig wie ein Biber darauf hinweise, dass hier eine intakte Natur vorzufinden sei.

Ein Faktor, der der Natur und den Landwirten gleichermaßen zusetzt, kam erst am Ende der Diskussion zur Sprache: das Bauen und Erschließen von Neu- und Gewerbegebieten. Etwa zehn Hektar Ackerfläche fallen jeden Tag dem Bagger zum Opfer, was rasch steigende Preise für Ackerland zur Folge habe. Für Ländner könnten landwirtschaftlich genutzte Ausgleichsflächen, wie sie etwa bei der Planung der Umgehung um Giebelstadt oder auch in Kürnach bereits verwendet werden, den Konkurrenzdruck abmildern.

Unterpleichfelds Bürgermeister Alois Fischer verteidigte zudem den Flächenbedarf der Gemeinden als unumgänglich, um die Orte attraktiv zu erhalten. Er kritisierte aber auch die naturferne Gestaltung der Neubaugebiete: „Es ist das blanke Grausen“, sagte er. Während die früheren Nutzgärten eine wichtige ökologische Funktion erfüllt hätten, seien heute nur noch „Steinwüsten, Kunstrasen und Kirschlorbeer“ anzutreffen.

Er tritt darum für Auflagen im Bebauungsplan ein, die die Bauherren zu einer entsprechenden Bewirtschaftung der Gärten verpflichten: „Bevor wir die Landwirte angreifen, sollte jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren.“