Defizite bei der Ausweisung von Roten Gebieten: nicht nur in Bayern
Fachgespräch zu den Roten Gebieten
Dabei stellte man nicht nur Gemeinsamkeiten bei den Problemen mit mangelhaften und ungeeigneten Messstellen und fehlerhaften Abgrenzungen der Roten Gebiete fest, sondern tauschte sich auch über mögliche Ansätze zur Verbesserung der Situation aus. Ziel, da waren sich alle Beteiligten einig, muss eine fairere und korrektere Abgrenzung der Problembereiche mit hohen Nitratbelastungen sein unter der Maßgabe, dass Betriebe, deren Nitratausbringung nachweislich zu keinen Belastungen führt, aus den überzogenen Einschränkungen befreit werden können.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte BBV-Kreisobmann Michael Reck, auf dessen Initiative das Treffen zustande gekommen war, kurz die Situation der Roten Gebiete in Unterfranken dar. Vor allem die sehr geringen Niederschläge und damit verbunden die geringe Verdünnung sorgen hier für relativ hohe Nitratgehalte an einigen Messstellen und verursachen so einen relativ großen Anteil an Roten Gebieten, obwohl die tatsächlich ausgebrachten Stickstoffmengen im bayernweiten Vergleich die niedrigsten für bayerische Bezirke sind. Der Ausbau des Messnetzes in Bayern und damit eine bessere regionale Abgrenzung sei sehr schleppend und teilweise fehleranfällig, auch, weil man an bereits vorhandene Brunnen, die noch nicht im Messnetz sind, einen höheren Maßstab ansetze als an bestehende Messstellen.
Bezirksgeschäftsführer Eugen Köhler ergänzte, dass leider in Unterfranken nach wie vor viele Quellen als Messstellen herangezogen werden, obwohl aus Sicht des BBV diese oftmals gar nicht den eigentlich vorgegebenen „ersten bedeutenden Grundwasserkörper“ erschließen. Außerdem sind diese häufig nicht vor oberflächlichen Einflüssen geschützt. Auch Dr. Holger Hennies bestätigte, dass Quellen aus seiner Sicht vollkommen ungeeignet als Messtellen seien, zumal nach den aktuellen Vorgaben auch nur der höchste gemessene Wert in die Abgrenzungen eingehe und nicht der Durchschnittswert, was bei stark schwankenden und teilweise ganz versiegenden Quellen zu einem verfälschten Datenbild führt.

Dr. Holger Hennies, der nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung seine Doktorarbeit im Bereich Wasserschutz verfasst hat, bestätigte, dass es auch in Niedersachsen ähnliche Problemfelder in der Umsetzung der Düngeverordnung gibt. Auch er kommt aus einer eher trockenen und vieharmen Region Niedersachsens und hat mit einem Anteil von 62 % Roten Gebieten einen sehr stark betroffenen Landkreis vor der Haustüre. Nachweislich seien in Niedersachsen, auch durch vielerlei Kooperationen, in den letzten 30 Jahren die Stickstoffausbringungen deutlich nach unten gegangen, teilweise aber die verminderte Düngung noch gar nicht im Grundwasserkörper angekommen. Auch in Niedersachsen gebe es zahlreiche fehlerhafte Messstellen bzw. werden gute Nitratwerte falsch ausgelegt. Mehrere Klagen gegen die Roten Gebiete sind auch hier anhängig, eine davon wurde jetzt an das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verwiesen. Man hoffe aber, gemeinsam mit anderen Bundesländern und Bauernverbänden auch auf politischem Wege im Zuge der Neuausweisung auf deutliche Verbesserungen hinsichtlich der Kriterien hinwirken zu können.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden verschiedenen Ansätze diskutiert und das weitere Vorgehen abgestimmt. Mittlerweile haben sich die Verantwortlichen des BBV und ihre Kollegen aus Niedersachsen bereits für weitere Schritte ausgetauscht.