Gruppenbild Hanf
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Hilfe für den Hanfvertrieb

BBV versucht zu helfen

04.10.2021 | Der BBV versucht zu helfen wo er kann: Das bewies er nun bei einem Vor-Ort Termin bei Familie Hobelsberger. Die Landwirtsfamilie betreibt Hanfanbau und ist auf der Suche nach guten Vertriebsmöglichkeite. Leider ist Hanf immer noch ein Tabuthema obwohl der Allrounder so viel zu bieten hätte.

Die Hanfpflanze ist ein wahrer Allrounder und wenn es nach Familie Hobelsberger aus Schellköpfing bei Passau geht, kann Nutzhanf ein echtes Standbein für die Bayerische Landwirtschaft werden. „Nur fehlt es an Perspektiven für die vielfältige Pflanze“, so Heinrich Hobelsberger. Der Landwirt baut seit 2015 Hanf auf einem Teil seiner Flächen an und ist ein wahrer Fan der bis zu 4 m hohen Pflanze. „Beim Hanf kann man vom Stängel bis zum Samenkorn alles verwerten und ganz nebenbei wirkt die Pflanze dabei bodenverbessernd und erosionsmindernd – ein voller Gewinn für Mensch, Boden und Natur.“, so Hobelsberger. Jedoch hat der Landwirt es nicht selten erleben müssen, dass er wegen dem Anbau von der Kriminalpolizei besucht wurde oder ein Hubschrauber über seinem Feld kreiste. Der Grund: Nutzhanf unterscheidet sich für einen Laien äußerlich nicht zu Hanf mit hohen Cannabi-noiden Anteilen. Selbstredend ist es mit dem angebauten Hanf von Herr Hobelsberger nicht möglich sich zu berauschen, denn Nutzhanf hat einen THC Gehalt von unter 0,2 %. „Zu Unrecht wird Hanf immer noch in die kriminelle Ecke gestellt.“ Ist der Landwirt sich sicher, „das führt dazu, dass das Potential des Hanfs als Nutzpflanze und Rohstofflieferant nicht vollständig genutzt wird“. Hobelsber-ger dazu: „Wer Nutzhanf anbaut muss sich seine Vertriebswege selber suchen, meistens kann man dann nur Teile der Pflanze verwenden, das ist Verschwendung.“ Die Familie nutzt die Körner der Pflanze und stellt daraus selber Hanföl her – ein nussig-schmeckendes Öl zum Verfeinern von Spei-sen. Der Rest der Pflanze verbleibt auf dem Feld, dort dient er nur noch zum Humusaufbau, obwohl auch diese Teile weiter Verwendung finden würden. Um wirklich die gesamte Pflanze zu verwerten, fehlt es dem Landwirt aber an Vertriebswegen und das will Familie Hobelsberger ändern.

Hilfesuchend hat sich der Betriebsleiter deshalb an Josef Hopper, stellvertretender Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Passau gewandt, um ihm die Situation der Hanfanbauer in Bayern zu schildern. Hopper, der nicht nur als Ehrenamtlicher, sondern auch als direkter Nachbar der LfL in Ruhstorf gute Kontakte zu der Forschungseinrichtung pflegt, hat sich an die dort ansässige Diversifi-zierungsstelle gewandt. Gehör fand er dabei beim Leiter der Arbeitsgruppe für Diversifizierung Dr. Gerhard Dorfner. Herr Dorfner ist in Ruhstorf unter anderem für Betriebe mit Einkommenskombina-tionen und Identifizierung gesellschaftlicher Trends zuständig und damit genau richtig für die Anlie-gen der Hanfanbauer.

Kurzerhand fand ein Vorort Termin in Schellköpfing statt, damit sich die Beteiligten selbst vom Poten-tial der Hanfpflanze überzeugen konnten. Auch Bezirkspräsident Gerhard Stadler und Geschäftsfüh-rer des Maschinenring Rotthalmünster Jakob Baumgartner liesen sich die Gelegenheit nicht entge-hen, mehr über die Nutzpflanze zu erfahren. Mit dabei war ebenfalls Uta Stechl, die Lebensmittel-technologin ist seit 2011 auf den Hanf gekommen. Die Netzwerkerin versucht gemeinsam mit Familie Hobelsberger den Hanf zu entstigmatisieren und gesellschaftlich zu etablieren. „Hanf liefert unend-lich viele Rohstoffe. Egal ob als Futter- oder Lebensmittel, als Baustoff oder als Ausgangsstoff für die Kleiderproduktion. Die Pflanze kann dabei ganze neue Betriebe schaffen und Märkte erschließen. Im Verbund mit gut organisierten Maschinenringen und mit der Unterstützung der vor- und nachgela-gerten Bereiche könnten wir so Hauptrohstofflieferant für ganze Industriezweige werden“, erklärt sie den Anwesenden.

Herr Dr. Dorfner zeigte sich sichtlich beeindruckt und versicherte, dass er innerhalb der Landesanstalt die mitgegebene Botschaft weitergeben wird: „Bisher hat sich die LfL mit der Nutzung und dem Ver-trieb von Nutzhanf nicht beschäftigt, als Zuständiger für Diversifizierung werde ich mein umfassendes Netzwerk in alle Richtungen nutzen um das Potential der Pflanze besser auszuschöpfen.“ Auch Bezirkspräsident Stadler versprach der Familie, dass er das Potential der Hanfpflanze für die bayerischen Betriebe in seine Gespräche mit der Politik miteinfließen lassen wird.

Zum Schluss übergaben die überzeugten Hanfbauern noch einen offenen Brief an BBV und LfL. Darin appellieren Sie nochmals an die Politik und die zuständigen Stellen, die historische Chance der aktuel-len Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu nutzen und dabei die wertvolle Nutz-pflanze Hanf in die erforderlichen Prozesse einzubauen, wo immer es möglich ist. Die Beteiligten sind sich sicher, dass sich so eine riesen Chance für ein weiteres Standbein für bayerische Betriebe ergeben könnte.