2021-01-21 Stallgespräch Herr Scheler
© bbv Coburg
Herr Scheler füttert seine Schweine. Aktuell legt er auf jedes Mastschwein drauf

Schweinestau macht Bauern massive Probleme

Stallgespräch 2021

21.01.2021 | Der bayerische Bauernverband führte bisher immer am Jahresanfang ein Stallgespräch vor der Grünen Woche durch. Leider konnte der Vor-Ort Termin nicht stattfinden. Trotzdem führte uns Herr Scheler virtuell durch seinen Stall und erklärte die aktuellen Probleme der Schweinehalter.

Buchenrod/online  – Wir sind zu Gast bei Herrn  Scheler -  ein Schweinemäster aus der Region. Durch das Büro und der Schmutzschleuße geht es in den Stall. Bei Herrn Scheler oder allgemein in der Schweinehaltung wird ein hoher Wert auf Sauberkeit gelegt. Ihm ist Hygiene sehr wichtig um Krankheiten nicht einzuschleppen und Sauberkeit zu halten.

Er führt uns per Handy durch seinen Schweinestall mit 1200 Tiere. Die Schweine werden in 3 Gruppen a 400 Tiere gehalten. Die Gruppen teilen sich nach Alter auf. Nicht nur artgerechtes, sondern auch den Ernährungsbedarf der Tiere angepasstes  Futter wird gefüttert. Zum Beschäftigen gibt es verschiedene Strohraufen und Bälle.

Kaum betritt der Landwirt den Stall stehen die Schweine schon parat und schauen was es neues gibt. Dicht gedrängt stehen Sie vorne an der Tür. „Schweine sind sehr neugierige Tiere“ erklärt der Landwirt, „deshalb drängen Sie sich auch hier vor der Tür.“ Bei Leuten, die wenig mit Schweinen zu tun haben erweckt  dies oft den Anschein, dass die Schweine keinen Platz haben. Verschiedene angebliche Tierschutzvereine verwenden diese Bilder um Leute bewusst zu täuschen, um Spendengelder zu erhalten. „ Es liegt in der Natur der Schweine als soziales Tier, dass Sie sich gerne direkt neben einander legen. Nicht, weil sie es müssen, sondern weil die Schweine es so wollen.“

Der Landwirt probiert zurzeit viel aus, aber nur Im Kleinen. Umbaumaßnahmen sind bei Ställen recht teuer und kaum zu stemmen. Die sich ständig änderten Bedingung und Anforderungen machen ihn massive Probleme, selbst schon bei seinem aktuellen Stall. Der Stall wird in der Regel über 20 bis 30 Jahre finanziert um die Investitionen stemmen zu können. Leider ändern sich mittlerweile alle paar Monate die Haltungsverordnungen und Tierschutzkriterien, die er in seinem Stall erfüllen muss.

Die Folge ist, dass er nicht mehr die Anzahl der Tiere halten kann, auf dem die Finanzierung aufgebaut ist. Finanzielle Verluste drohen. Umbauten zu machen ist nur schwierig möglich, da bei jeder Änderung auch ein Bauantrag gestellt werden muss. Dem Bauantrag stehen aber meist die Nachbarn entgegen, weil eben einen Außenklimastall auch mehr Emissionen hat als ein geschlossener Stall. „Hier muss sich der Verbraucher entscheiden, was er in Zukunft möchte“, so der Kreisobmann.

© bbv Coburg
2021-01-21 Stallgespräch Scheler

Schwierige Vermarktungssituation durch Corona und ASP

Das Jahr 2020 hat eigentlich nicht schlecht für die Deutschen Mäster angefangen. China hat durch den Ausbruch der ASP (Afrikanische Schweinepest) im eigenen Land eine massive Nachfrage nach Schweine erzeugt, was sich positiv auf den Preis ausgewirkt hat. Der Schweinestau begann dann im Laufe des Frühjahrs durch den Lockdown durch Corona. In Gaststätten wird weniger bzw. fast nichts mehr verkauft. Dazu kam,  dass einer der größten Schlachthöfe geschlossen werden musste.

Durch die Einschränkungen auf den Weltmarkt sank der Preis. Als dann ASP zu ersten mal in Deutschland ausgebrochen ist, ist der Export größtenteils  zum Erliegen gekommen. Und folglich der Preis abgestürzt. Im Winter 2020 hat ein Mäster noch 200 € für ein Schwein bekommen, jetzt sind es nur noch 120€. Dies sind 80 € Unterschied.

Die Schweine aber  fressen und wachsen weiter.  Es gibt hier eine gewisse Spanne, die vom Schlachthof gefordert wird, in dem das Schlachtgewicht liegen muss, damit z.B. der Schinken noch in die Verpackung passt. Das heißt, wenn die Sau zu leicht oder zu schwer war gibt es wieder Abzug. Die Qualität ist die Gleiche. Fällt das Schlachtgewicht aus der geforderten Größe heraus,  gibt es nur noch den Schlachtpreis für Zuchtsauen, der bei 0,69 € pro Kilo Schlachtgewicht liegt. Die Sau erreicht somit nur noch einem Preis von knapp über 80 €. Macht einen Unterschied von 120 € ohne Einberechnung der höheren Kosten durch Mehrverbrauch an Futter und die Belegung des Stallplatzes.

„Was eigentlich den Landwirten aufstößt, ist der niedrige Preis, obwohl sich im Supermarkt am Einkaufspreis des Verbrauchers nichts geändert hat“ , so der Geschäftsführer Hans Rebelein. Hier zeigt sich wieder: „Der Bauer ist der Depp, denn der Handel verdient das Geld.“