Zum Hauptinhalt springen
Zur Suche springen
Zum Footer springen
Zur Navigation springen
© BBV-Jürgen-Eisen Schlachthofstruktur
©
Das Bild zeigt v.l.n.r.:
Helmut Bleher, Thomas Wieser, Clemens Tönnies, Dr. Wilhelm Uffelmann, Günther Felßner, Peter Hauk und Jürgen Maurer

Hearing

Die Zukunft der Schlachthofstruktur in Süddeutschland

04.08.2025 | Wie geht es weiter nach der Ankündigung von VION, seine Schlachthöfe in Süddeutschland (Crailsheim, Waldkraiburg und Buchlohe) zu verkaufen, der Versagung der Übernahme durch die Premium Food Group (Tönnies) durch das Bundeskartellamt und der dadurch entstandenen Hängepartie?

Auf Einladung von Kreisvorsitzendem Jürgen Maurer und Geschäftsführer Helmut Bleher vom Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V. kam eine hochrangige Podiumsrunde zusammen, die in der Versteigerungshalle im Beisein von weit mehr als 500 Bäuerinnen und Bauern sowie Vertretern sämtlicher Beteiligter von Erzeugung, Vermarkung bis hin zur Schlachtung und dem Handel Optionen ausloteten. 

 

Von Seiten des Kreisverbandes Ansbach waren rund 30 Mitglieder unserem Aufruf mit Kreisobmann Reinhold Meyer, Stellv. Kreisobmann Markus Förster und dem ehemaligen Stellv. Kreisobmann Karlheinz Brand gefolgt. 

In einer ersten Runde, nach einem kurzen Überblick über den Stand der Dinge, gaben folgende Podiumsteilnehmer ihre Statements ab:

 

Peter Hauk, Minister für ländliche Räume in Baden-Württemberg:

In BW gebe es noch drei überregionale Schlachthöfe, darunter der in Crailsheim. Die viehstarke Region Hohehlohe sei schon deshalb auf kurze Wege und regionale Strukturen angewiesen. Gerade jetzt bräuchten die Bauern klare Signale wie es weitergehe. Klimaschutz sei nur mit einer Verwertung des Grünlandes möglich. Dazu seien Rinder unabdingbar. 

 

Günther Felßner, BBV-Präsident:

Die Tierhaltung sei das Rückgrat und das Herzstück des Einkommens der bäuerlichen Betriebe. Crailsheim als Schlachthof-Standort strahle weit nach Westmittelfranken hinein. Es gäbe in der Region gute und zukunftsfähige Betriebe. Dafür müsse die kritische Infrastruktur, zu denen Schlachthöfe gehören, regional erhalten werden. Er forderte die Interessenten auf, gemeinsam Lösungen zu suchen.

 

Clemens Tönnies, Premium Food:

Man habe sich vor etwa 1 ½ Jahren mit VION, dies sich aus Deutschland zurückziehen wollen, an einen Tisch gesetzt und einen Übernahmevertrag ausgehandelt, der derzeit vom Kartellamt gestoppt wurde. Dagegen wurden Rechtsmittel eingelegt, trotzdem wolle man keine langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen, sondern brauche schnell Klarheit. Man verstehe das Kartellamt nicht, das nach acht Monaten Prüfung seine Zustimmung verweigere. Sein Unternehmen stehe für Wettbewerb und wolle die veredlungsstarken Regionen mit der Übernahme der VION-Standorte sichern. Er wolle keine Subventionen und sei bereit 80 bis 100 Mio. Euro in die Standorte zu stecken.

 

Thomas Wieser, Vorsitzender der Schweineerzeugervereinigung Kreis Schwäbisch Hall:

Man brauche die Strukturen da, wo die Tiere seien. Hohenlohe ist in Baden-Württemberg die letzte Hochburg der Tierhaltung. Das oberste Ziel sei deshalb, den Schlachthof in Crailsheim zu erhalten. Dazu müssten schnell Entscheidungen getroffen werden, auch im Sinne des Personals und der Planungssicherheit. Wer letztendlich den Zuschlag bekomme, sei für ihn nicht oberste Priorität, obwohl ihm das Engagement von Clemens Tönnies in den letzten Monaten imponiere. 

 

Dr. Wilhelm Uffelmann, Vorstandvorsitzender Westfleisch:

Westfleisch sei erst seit der Kartellentscheidung ins Rennen eingestiegen. Man gehe davon aus, dass es eine Ministererlaubnis, die die Entscheidung des Bundeskartellamtes überstimmen könnte, nicht kommen werde. Deshalb bereits man selber ein Angebot vor. Die Übernahem von Schlachthöfen der Danish Crown Gruppe sei dagegen vom Tisch.

 

Jürgen Maurer, der gleichzeitig Vizepräsident des Landesbauernverbandes Württemberg ist, 

betonte die Wichtigkeit des Austausches. Man wolle sich ein Bild machen, auch wie die Bauernverbände den Prozess unterstützen könnten. Soll auf eine (politische) Ministerentscheidung gedrängt werden? Soll man möglichen Interessenten aus Frankreich, Irland oder Investoren aus den USA den Deutschen Markt öffnen? Was ist das Beste für die Bäuerinnen und Bauern, für die vorhandenen Strukturen und nicht zuletzt für die Arbeitsplätze?

 

Im weiteren Verlauf des Abends kamen weitere Marktteilnehmer (EG’s, Verbände, EDEKA Nordbayern, ein Tierarzt sowie junge Landwirte) zum Zuge und brachten ihre Vorstellungen und Nöte vor bzw. fühlten den beiden Kaufinteressenten sowie den anderen Podiumsteilnehmern intensiv auf den Zahn. Helmut Bleher und Jürgen Maurer moderierten dazu an den Saalmikrofonen.

Angesprochen wurde die Situation, dass vor allem in Crailsheim auch viele Metzger schlachten und ihre Tiere zur Weiterverarbeitung wieder mitnähmen. Tönnies und Westfleisch sicherten dies zu.

Es tauchte auch die Frage nach Schlachtung von Biofleisch durch einen Sprecher einer Erzeugergeme4isnchaft auf, ebenso wie Maßnahmen zur Schlachtung von Schweinen aus Überwachungsgebieten der ASP. Zur Sprache kamen die künftige Rolle von Erzeugergemeinschaften und Erfassungssystemen, genauso wie die Thematik der Hauspreise und der Qualitätsprogramme. 

Nach fast zweieinhalb Stunden beendeten die Veranstalter die sachliche, problemorientierte Runde nicht ohne nochmal zu betonen, dass es schnellstmöglich eine Entscheidung geben müsse.

 

Bericht und Foto: Jürgen Eisen

 

© bbv - Jürgen Eisen Schlachthofstruktur