Ernte Oberpfalz
© BBV
Thomas Trummer in einem seiner Maisfelder. Die trockenen Bedingungen hinterlassen deutliche Spuren.

Erntepressefahrt der Oberpfalz

Unterdurchschnittliche Erntewartungen

25.07.2022 | Das Erntepressegespräch 2022 fand in diesem Jahr am Betrieb Trummer in Hahnbach statt. Diese Themen wurden unter anderem mit der Presse besprochen.

Der Bayerische Bauernverband rechnet für die Oberpfalz in diesem Jahr insgesamt mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. „Nach einem vielversprechenden Start im Frühjahr durch einen milden Winter war die Hoffnung auf gute Erträge zunächst da“, so Bezirkspräsident Josef Wutz, „vielerorts ausbleibende Niederschläge machten diese leider teilweise zunichte.“

Zum Erntegespräch lud der Bezirksverband Oberpfalz in den Landkreis Amberg zum Betrieb Trummer ein. Der Familienbetrieb baut neben Knoblauch, Körnermais und Lupinen hauptsächlich Kartoffeln an und vermarktet diese über das Siegel „Geprüfte Qualität Bayern“. „Verbraucher können sich bei dem bekannten blau-weißen Siegel sicher sein, dass sie damit Lebensmittel kaufen, die in Bayern erzeugt, verarbeitet, gelagert und verpackt werden“ erklärt Kreisbäuerin Brigitte Trummer. „Ich lade deshalb alle Verbraucher dazu ein, verstärkt zu diesem Siegel zu greifen, da sie somit direkt Betriebe aus Bayern unterstützen.“

Zur diesjährigen Kartoffelernte erklärt Betriebsleiter Thomas Trummer: „Die trockenen Bedingungen machen sich auch auf unseren Kartoffelfeldern bemerkbar. Wenn es in den nächsten Tagen nicht regnet, rechne ich nur mit der Hälfte der normalen Erntemenge.“ Vergleicht man die Regenmengen von Januar bis Juli 2021 mit dem gleichen Zeitraum in 2022, so stellt man fest, dass um über 200 mm weniger Niederschlag gefallen ist. „Für unsere leichten Sandböden mit wenig Wasserhaltehaltevermögen ist das eine Katastrophe,“ so Bauer Trummer.

Gesamte Ernteaussichten durchwachsen

Bei Gerste, Weizen und Raps sind in diesem Jahr spürbare Ernteeinbußen zu verzeichnen. „Der Mais hat in Teilen der Oberpfalz nur die Hälfte seiner normalen Wuchshöhe erreicht und generell zeigt er starke Trockenerscheinungen. Sie können dies gut an der Pflanze erkennen: Wenn sich die Blätter einrollen, so hat der Mais starken Hitzestress.“, erklärt Josef Wutz. Betriebe mit Grünland konnten sich durch den guten Vegetationsstart in der Region über einen guten ersten und zweiten Schnitt freuen. Insgesamt vier bis fünf Mal mähen die Betriebe ihre Wiesen, um genug Vorrat für Herbst und Winter zu erhalten. „Für den nächsten Schnitt sind die Aussichten leider nicht vielversprechend. Für viele Betriebe wird der dritte Schnitt ein Totalausfall, da auch hier leider die Niederschläge fehlen, um genug saftiges Grün zu erhalten.“, so Peter Beer, Kreisobmann von Amberg. 

Nicht nur die Ernteeinbußen bereiten den Landwirtinnen und Landwirten Sorge, auch die extrem gestiegenen Kosten stellen sie vor großen Herausforderungen. „Der Preis für Stickstoffdünger hat sich fast vervierfacht. Die Diesel- und Trocknungspreise sind ebenfalls gestiegen.

Wer Lebensmittelmüll vermeidet, spart bares Geld

Ein großes Anliegen ist der Bezirksbäuerin Rita Blümel in Bezug auf die steigenden Preise von Lebensmitteln, auf die Verschwendung von eben diesen aufmerksam zu machen. Für 2020 wurden Lebensmittelabfälle in einem Umfang von 10,9 Mio. Tonnen an die EU-Kommission gemeldet. Diese erschreckend hohe Zahl muss verringert werden, findet die Kreisbäuerin: „59 % dieser Lebensmittelabfälle werden in privaten Haushalten erzeugt, 17 % in der Außer-Haus-Verpflegung.“ Die Landfrauen im BBV haben vor Kurzem in einem Positionspapier nach Lösungen für dieses Problem gesucht und gefunden: „Ein wichtiger Schritt ist es unter Anderem, Wissen über die Lagerung und das Verarbeiten von Lebensmitteln den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu vermitteln. Dadurch können Haushalte nicht nur gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vorgehen, sondern sparen damit auch bares Geld.“, so Rita Blümel, „und auch in der Gastronomie kann zum Beispiel in der Mengenplanung und bei den Portionsgrößen eingespart werden.“ Ein wichtiger Schritt war hierbei die Einführung der Projektwoche „Schule fürs Leben“, an der sich die Landfrauen beteiligen. Hierbei wird im Unterricht den Schülern das nötige Wissen vermittelt, um zu verantwortungsvollen Verbrauchern zu werden.

Neben der Sorge um genug Niederschlag und der Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln bereitet dem Bayerischen Bauernverband der Preisanstieg in der gesamten Lieferkette Kopfzerbrechen, denn wider Erwarten verzeichnet die Branche einen Preisrückgang bei den Erntepreisen „Wir sind wieder fast auf Vorkriegsniveau, der Preisanstieg an der Ladentheke kommt nicht bei uns an.“, so Bezirkspräsident Wutz. Weiter erklärte Wutz: „Ich appelliere an den Lebensmitteleinzelhandel, fair gegenüber uns Bäuerinnen und Bauern zu agieren. Steigende Kosten betreffen jeden in der Kette – die Spanne muss für alle passen.“

© BBV
Ernte Oberpfalz Gespräch
Die Beteiligten der Erntepressefahrt in der Oberpfalz