Voralpenlandschaft in Bayern mit Wäldern und Kirche, im Hintergrund schneebedeckte Berge
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Bei EUSALP beraten vor allem Behördenvertreter und Wissenschaftler über die Zukunft des Alpenraums - ein Dialog mit den Menschen, die dort leben, fehlt bislang

EUSALP muss Bergbauern einbinden und unterstützen

Heidl kritisiert fehlende Einbindung der Bergbauern

12.10.2017 | Die neue EU-Strategie für den Alpenraum muss transparenter werden – und die Ziele im Dialog mit den direkt Betroffenen vor Abschluss der Erklärung diskutiert werden. Die Menschen im ländlichen Raum hätten es satt, dass die Politik über ihre Köpfe hinweg entscheidet, so Bauernpräsident Heidl…

Bayern hat noch bis Ende des Jahres den Vorsitz bei der Erarbeitung der EU-Strategie für die Alpen (EUSALP). Am 23. und 24. November 2017 findet deshalb in der BMW Welt das Jahresforum der 46 Regionen des Alpenraums statt. Bei EUSALP beraten bislang vorrangig Behördenvertreter und Wissenschaftler über überregionale Ziele für die Alpenländer, die dann von der europäischen Politik übernommen werden sollen. Ziel für die Tagung in München ist es, die Erklärung zu „Grüner Infrastruktur“ im Alpenraum auf den Weg bringen und so 15 Prozent aus Sicht des Naturschutzes „besondere Lebensräume“ zu etablieren.

„Wenn Bayerns Umweltministerin Scharf die Vertreter der Land- und Forstwirtschaft sowie vor allem der Bergbauernfamilien erst nach Abschluss der Erklärung einbinden will, ist das entschieden zu wenig!“, sagt Bauernpräsident Walter Heidl. „In diesem Strategieprozess geht es um die im Alpenraum lebenden Menschen. Es muss daher eine Selbstverständlichkeit sein, von Beginn an aktiv auch Almbauern, Waldbauern und Grundeigentümer sowie Vertreter auch von Handwerk, Gastronomie und Tourismus bei der Diskussion einzubinden. Die Bauernfamilien und die Menschen im ländlichen Raum haben es satt, dass Politik über ihre Köpfe hinweg entscheidet!“

Der Bauernpräsident fordert die Bayerische Staatsregierung auf, bei EUSALP für mehr Transparenz zu sorgen. So müssten bereits die Ziele im Dialog mit den direkt betroffenen Menschen diskutiert werden. Zudem muss aus Sicht des Bayerischen Bauernverbandes dem Prinzip der Freiwilligkeit und Kooperation der klare Vorrang gegeben werden. Um nicht bereits bestehende Programme zu gefährden oder den Bauernfamilien Geld streitig zu machen, sind für die Umsetzung der EUSALP-Strategie zusätzliche Gelder der EU und aus dem Umweltbereich der beteiligten Länder nötig.

Bei der Konferenz der Umweltminister Anfang Oktober in München wurde erklärt, dass als Ausgleich zu den verdichteten Ballungsräumen und Verkehrswegen grüne Korridore im Alpenraum geschaffen werden sollen und die „Grüne Infrastruktur in den Alpen“ vorrangig aus einem Verbund nicht bebauter Räume wie etwa landwirtschaftliche Nutzflächen bestehen soll.

Diese Aussagen werfen Fragen auf. Wieso hat die EUSALP-Umweltministerkonferenz diese Zielaussagen nicht vorab mit den Vertretern des Alm- und Alpwirtschaftlichen Vereins, der Arbeitsgemeinschaft für Bergbauernfragen, der Waldbauern und der bedeutenden Wirtschaftsbereiche im Alpenraum beraten? Wieso wird das Thema „Wolf und große Beutegreifer“ bisher nicht bei der EU-Strategie für die Alpen aufgegriffen, das die wertvolle Weide- und Freilandhaltung von Schafen, Rindern und Ziegen auf dem Almen gefährdet?

„Ich sehe deshalb dringenden Nachbesserungsbedarf bei der EU-Strategie für die Alpen. Die Ziele und Inhalte müssen mit den Menschen im Alpenraum und den Bergbauernfamilien abgestimmt werden, um am Ende deren Eigentum zu wahren und einen Nutzwert mit Zukunftsperspektiven zu erhalten“, fordert Heidl. Die Bayerische Staatsregierung müsse unter ihrem Vorsitz hierfür die Weichen stellen.