Landesausschuss Landfrauen mit Ministerpäsident Markus Söder
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"Bayern ist stolz auf seine Landwirtschaft und die Landfrauen": Ministerpräsident Dr. Markus Söder zu Gast beim Landesausschuss der Landfrauen zusammen mit 2. Stellv. Landesbäuerin Christiane Ade (Schwaben), Landesbäuerin Christine Singer (Oberbayern) und 1. Stellv. Landesbäuerin Christine Reitelshöfer (Mittelfranken), v.l.n.r..

„Wir haben Antworten für unsere Zukunftsfragen“

Landesbäuerin Singer: Landfrauen wollen mitgestalten

07.11.2022 | Beim Landesausschuss der Landfrauen hat Landesbäuerin Christine Singer den Blick für Zukunftsthemen und die gestalterische Kraft der Landfrauen betont. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres „75 Jahre Landfrauen im BBV“ kam auch Ministerpräsident Dr. Markus Söder nach Herrsching.

Der Landesausschuss am 7. November 2022, das höchste Gremium der ehrenamtlich aktiven Landfrauen im Bayerischen Bauernverband, stand unter dem Motto „Transformation der Gesellschaft“. Dazu Landesbäuerin Christine Singer: „Aktuell ist vieles in Bewegung. Wir Bäuerinnen und Bauern werden gebraucht und können Lösungen für aktuelle Themen in den Bereichen Umwelt, Klima, Energie, Ernährung und Natur anbieten. Verantwortungsvolles Konsumieren, Energiesparen und Ausbau der erneuerbaren Energien – für uns Landfrauen im Bayerischen Bauernverband sind das zentrale Stellschrauben, um unsere Heimat, unsere Erde und unser Klima nachhaltig zu schützen. Dafür braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen, auf Landes- und bundespolitischer Ebene.“

Die Bauernfamilien tragen tagtäglich  zur Ernährungs- und Versorgungssicherheit bei. „Für diese verantwortungsvolle Leistung wünschen sich die Bäuerinnen und Bauern von der Gesellschaft mehr Wertschätzung und Anerkennung. Wir produzieren auf unseren Höfen hochwertigste regionale Lebensmittel und geben Einblicke, wie wir sie produzieren. Außerdem sorgen wir für Wissen und zeigen wie unsere Lebensmittel nachhaltig bevorratet und zubereitet werden können,“ sagte Singer und verwies auf den Erfolg der Landfrauen, dass die Projektwochen „Alltagskompetenzen - Schule fürs Leben“ nun fester Bestandteil im Unterricht an den bayerischen Schulen sind. „Wir wünschen uns aber auch eine stärkere Wertschätzung unserer regionalen Erzeugnisse.“ Die Landesbäuerin forderte die Staatsregierung auf, sich für die Stärkung der Absatzwege in der Außer-Haus-Verpflegung einzusetzen.
„Wir nehmen die Forderungen der Gesellschaft ernst“, sagte Singer. „Wenn es um die Fragen zur Ernährung von morgen geht, dann haben wir Antworten und wollen mitgestalten. Wir Landfrauen sind überzeugt, dass sich die vielfältigen Herausforderungen im Bereich Ernährungssicherheit, Klima- und Umweltschutz und Gesundheit nur im Schulterschluss mit der heimischen Land- und Forstwirtschaft erreichen lassen. Wir haben die Ernährungstrends und Bedürfnisse der Gesellschaft im Blick. Eine sich wandelnde, pflanzenbasiertere Ernährung verändert unsere Landwirtschaft. Wichtig für uns ist es, Chancen, die sich daraus für die Landwirtschaft ergeben, zu erkennen und zu nutzen, aber auch die Kreislaufwirtschaft und die Nachhaltigkeit mit Blick auf die Tierhaltung im Blick zu behalten. Deshalb bringen wir uns auch auf Bundesebene in die Entwicklung einer Nationalen Ernährungsstrategie ein. Um diese Bedürfnisse und Erwartungen von Politik und Gesellschaft erfüllen zu können, brauchen wir für unsere bäuerlichen Familienbetriebe die notwendigen Rahmenbedingungen.“

BBV-Präsident Günther Felßner lobte die Gestaltungsfreude der Landfrauen. „Ohne 75 Jahre Landfrauen im BBV wäre der Verband nicht das, was er heute ist und ich wage zu behaupten: das gilt auch für die nächsten 75 Jahre.“ Den Landfrauen von Orts- bis Landesebene gelingt „die Verbindung von gesellschaftlichen, fachlichen und betrieblichen Themen mit anderen vielfältigen Aufgabenbereichen wie Bildung, Jugendarbeit oder Kultur und Brauchtum.“

Antonia Kainz, die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände im BBV zeigte auf, welche Zukunftsthemen die Landjugendverbände bewegen.

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Landfrauenwünsche an die Bayerische Staatsregierung
Zu ihrem 75. Jubiläum überreichten die Landfrauen ihre Wünsche an die Bayerische Staatsregierung.
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Auftakt 75 Jahre Landfrauen im BBV

Transformation bietet Chancen

Dass die heimische Land- und Forstwirtschaft eine Schlüsselrolle bei den bevorstehenden Herausforderungen und notwendigen Veränderungen spielt, wird bei den Kurzvorträgen deutlich. Christine Reitelshöfer, stellvertretende Landesbäuerin, sieht die Landfrauen als Motor in den Regionen und für intakte ländliche Räume mit funktionierenden Infrastrukturen, Daseinsvorsorge und Entwicklungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft. „Unsere Land- und Forstwirtschaft trägt dazu bei, Probleme zu lösen sowohl in Fragen der Ernährungssicherheit, der Energiegewinnung als auch im Klima- und Artenschutz.“ Gemeinsam mit Laura Reiter, stellv. Hauptgeschäftsführerin des Deutschen LandFrauenverbands (dlv), stellte sie die Kampagne #zukunft_Land vor, mit der die Landfrauen die Interessen der ländlichen Regionen und der Frauen des Landes in die Diskussion mit Politik und Öffentlichkeit einbringen.

Welche Weiterentwicklung der Digitalplan Bayern für die Lebensräume vorsieht und was das für die Landwirtschaft bedeutet, das zeigte Dr. Franziska Armbruster vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales auf. Mit dem Digitalplan Bayern werde auch die digitale Transformation der Landwirtschaft unterstützt, damit moderne und leistungsfähige Betriebe in Bayern auch weiterhin hochwertige Lebensmittel erzeugen, die Kulturlandschaft pflegen und zu Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz beitragen können.

Das Thema Ernährung und Proteinversorgung in einer nachhaltigeren Landwirtschaft beleuchtete Dr. Adrian Müller vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in der Schweiz. „Wir müssen bei der Proteinversorgung das Spannungsfeld des Möglichen (Klima, Böden,…), des agronomisch Gebotenen (Fruchtfolgen nachhaltiger Landwirtschaft; Stickstofffixierung; Graslandnutzung,…) und des Notwendigen (gesunde Ernährung) ausloten. Dies hilft auch, die industriellen Fleischersatzprodukte und ‚neuen‘ Proteinquellen jenseits eines teilweise attraktiven Business-Cases für die Lebensmittelindustrie einzuordnen.“

Stephanie Wunder, Leiterin Team Ernährung bei dem Thinktank Agora Agrar Berlin, erläuterte ernährungspolitische Strategien zur Förderung pflanzenzbasierter Ernährungsweisen in Deutschland. Ernährungsentscheidungen finden in einer politisch, wirtschaftlich und kulturell geprägten Umgebung statt. Das Ernährungsverhalten in Deutschland ändert sich, nachhaltige Ernährung sei auch als Trend erkennbar, sagte Wunder. „Die Studienlage ist einheitlich was Gesundheit, Klima, Nachhaltigkeit und Ernährungssicherung betrifft: eine starke Reduktion des Konsums tierischer Produkte, eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüssen ist dringend notwendig für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise.“ Es gehe um eine Instrumentenmix, nicht um Verbote, sondern darum, die Wahl gesunder und nachhaltiger Lebensmittel zu erleichtern. Die Bundesregierung will bis 2023 eine nationale Ernährungsstrategie vorstellen. Bis Ende 2022 soll ein „Eckpunktepapier“ erarbeitet werden.
Die Landfrauen appellierten an die Referentin, bei dem Prozess der Transformation das Potential der regionalen Lebensmittelerzeugung und die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe im Blick zu behalten.

Rechenschaftsbericht Landesvorstand der Landfrauen