Ansicht eines Dorfes im ländlichen Raum.
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Konsultation der EU-Kommission: Eine langfristige Zukunftsvision für ländliche Gebiete bis 2040

Position für eine starke Land- und Forstwirtschaft in vitalen Dörfern

23.10.2020 | Position des Präsidiums des Bayerischen Bauernverbandes zur Konsultation der EU-Kommission

Der ländliche Raum umfasst fast 90 Prozent der Fläche in Bayern. Rund 56 Prozent der bayerischen Bevölkerung, insgesamt etwa 7,3 Millionen Menschen, leben dort. Zwar wächst die Bevölkerung in Bayern insgesamt durch die erhebliche volkswirtschaftliche Dynamik in den letzten Jahren insbesondere durch Zuzüge kontinuierlich, jedoch unterscheidet sich die Situation in den einzelnen Regionen erheblich: Während rund um die großen Metropolen auch die ländlichen Gebiete zum Teil sprunghafte Bevölkerungszuwächse verzeichnen, gibt es in den peripheren Gebieten Abwanderungs- und Überalterungstendenzen in der Einwohnerstruktur.1 Diese Entwicklung in Bayern zieht vielfältige ökonomische, ökologische und soziale Ungleichgewichte nach sich, die mit erheblichen Herausforderungen verbunden sind.

Vor diesem Hintergrund begrüßt der Bayerische Bauernverband die Initiative der EU-Kommission, eine langfristige Zukunftsvision für ländliche Gebiete bis zum Jahr 2040 aufzuzeigen. Die vielfältigen Potenziale, die der ländliche Raum in seiner Gesamtheit für die Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit wie z. B. den Klimawandel, eine sichere Energieversorgung oder nachhaltiges Wirtschaftswachstum hat, müssen konsequent ergriffen und genutzt werden. Der Land- und Forstwirtschaft kommt bei der Bewältigung dieser Herausforderungen eine Schlüsselrolle zu.

Die Corona-Pandemie hat in der gesellschaftlichen Diskussion die Vorzüge und Potenziale des ländlichen Raums als Wohnort und Arbeitsplatz gegenüber Ballungsgebieten wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt. Darin liegt eine große Chance für die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen, die Stärkung des ländlichen Raums in seiner Gesamtheit als Chancenthema aufzugreifen und die vielfältigen regional- und strukturpolitischen Herausforderungen aktiv anzugehen.

Besonders wichtig ist jedoch, dass aus der von der EU-Kommission angekündigten langfristigen Zukunftsvision umgehend konkrete Maßnahmen definiert, eingeleitet und umgesetzt werden, die mit den Betroffenen vor Ort entwickelt werden und die spürbar bei den Bauernfamilien und allen Menschen im ländlichen Raum ankommen und zu einem echten Mehrwert führen. Ziel müssen gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen in Stadt und Land sein.

Aus Sicht des Bayerischen Bauernverbandes ist es für die Stärkung des ländlichen Raums wichtig, insbesondere folgende Themen anzugehen:

  1. Bäuerliche Familienbetriebe als tragende Säulen des ländlichen Raums unterstützen
  2. Eine starke EU-Agrarpolitik nach 2020 mit einer starken 1. und 2. Säule fortführen und weiterentwickeln
  3. Auf kooperativen Natur- und Umweltschutz bei der Landbewirtschaftung setzen und flächendeckende Landbewirtschaftung sichern
  4. Regionale Wirtschaftskreisläufe und Wertschöpfungsketten aufbauen und Synergien nutzen
  5. Tierhalter nachhaltig unterstützen
  6. Vielfalt und Diversifizierung in der Landwirtschaft fördern
  7. Junglandwirte gezielt fördern und unterstützen
  8. Bürokratieabbau endlich konsequent anpacken
  9. Flächendeckende digitale Infrastruktur im ländlichen Raum schaffen
  10. Öffentliche Daseinsvorsorge sichern
  11. Lebendige Dörfer als Herzstück des ländlichen Raums fördern und Chancen der Digitalisierung nutzen
  12. Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Beratungsangebote im ländlichen Raum schaffen und ausbauen
  13. Eigentum schützen, Erwerb von Bewirtschaftungsflächen durch außerlandwirtschaftliche Investoren verhindern und land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen schonen
  14. Energiewende: Dezentrale Energieversorgung vorantreiben und Eigentümerrechte berücksichtigen
  15. Klimaschutz: Land- und Forstwirtschaft als Teil der Lösung stärken
  16. Klimawandel: Ressource Wasser für Lebensmittelerzeugung sichern
  17. Wald: Auf heimisches Holz setzen und das Klima schützen
  18. Schutzstatus von Wolf, Biber, Kormoran und Co. anpassen

Die ausführliche Position steht Ihnen hier zur Ansicht und zum Download zur Verfügung (pdf).