Fleisch
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Haltungsformkennzeichnung bei Fleisch

Position der Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes

17.07.2019 | Aktuell wird intensiv und kontrovers diskutiert, welcher Weg für die Haltungsformkennzeichnung bei Fleisch der richtige ist. Die BBV-Präsidentenkonferenz bekräftigt aktuell die Position vom Mai 2018 und favorisiert grundsätzlich weiterhin eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung.

Der entscheidende Vorteil einer verpflichtenden staatlichen Kennzeichnung ist, dass sie die meiste Transparenz und Orientierung für die Verbraucher bietet. Allerdings kommt dieser Vorteil nur dann voll zum Tragen, wenn auch Produkte aus Ländern mit deutlich geringeren Standards durch eine gesonderte Stufe in der Kennzeichnung erkennbar gemacht werden (z.B. Ziffer Null in einer Nummernkennzeichnung). Schließlich gibt es insbesondere viele Drittstaaten (z.B. Mercosur-Staaten), in denen die Standards zur Erzeugung von Lebensmitteln und gerade auch zur Haltung von Tieren deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben in Deutschland liegen. Wenn Deutschland eine Tierwohlkennzeichnung EU-konform gar nicht oder nur für inländische Produkte einführen
kann, dann kann ein freiwilliges staatliches Label ein möglicher Zwischenschritt sein auf dem Weg zu einer EU-weiten verpflichtenden Kennzeichnung.

Aus Sicht des Bayerischen Bauernverbandes sind auf jeden Fall folgende Forderungen an die Umsetzung zu stellen:

Tierhaltern mindestens Mehrkosten erstatten
Tierhalter müssen die Mehrkosten für Haltungsanforderungen über dem gesetzlichen
Standard erwirtschaften können. Die Produkte müssen an der Ladentheke zu einem höheren Preis angeboten werden, der über die Wertschöpfungskette bei den Tierhaltern ankommt.

Kriterienniveau marktgerecht ausgestalten
Bei der Festlegung der Tierwohlkriterien für die Stufen einer Kennzeichnung oder eines Labels muss das Einkaufsverhalten der Verbraucher realistisch eingeschätzt werden. Die geplanten Kriterien für die Einstiegsstufe des vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagenen freiwilligen staatlichen Labels sind zu hoch angesetzt. Den dafür nötigen Mehrpreis an der Ladentheke wird nach allen bisherigen praktischen Erfahrungen mit Labels höchstens eine sehr geringe Anzahl an Verbrauchern bezahlen. Gerade bei der Einstiegsstufe bietet sich eine Orientierung an den Kriterien der Brancheninitiative Tierwohl an, um die nötige Breitenwirkung sicherzustellen.

Verarbeitete Produkte und Außer-Haus-Verzehr mit einbeziehen
Zumindest Schritt für Schritt müssen auch verarbeitete Produkte und der Außer-Haus-Verzehr in eine Kennzeichnung miteinbezogen werden. Nur wenn die Finanzierung auf möglichst viele Schultern verteilt wird, wird es gelingen, mehr Tierwohl nachhaltig über den Markt zu finanzieren. Denn der Mehrpreis für das einzelne Fleischprodukt ist dann nicht so hoch wie bei einer Finanzierung zum Beispiel rein über das Frischfleisch im Lebensmitteleinzelhandel.

Auf bestehende Systeme aufbauen
Die erfolgreiche Brancheninitiative Tierwohl, aber auch die vereinheitlichte Kennzeichnung von Frischfleisch des Lebensmitteleinzelhandels bieten wertvolle Ansatzpunkte, auf denen aufgebaut werden kann und muss. Die derzeitige Finanzierungsbasis der Initiative Tierwohl (Fondslösung) darf nicht vorschnell aufgegeben werden.

Mit Herkunftskennzeichnung kombinieren
Um den Verbrauchern auch eine bewusste Kaufentscheidung für heimische Produkte zu ermöglichen, ist eine Kombination mit einer Herkunftskennzeichnung anzustreben.